Chicagoland Vampires 02 - Verbotene Bisse
bekomme, mit dem Chef zu plaudern, lasst mich euch noch an einige Dinge erinnern, die ihr offensichtlich dringend wieder lernen müsst.«
»Wir existieren«, fuhr Luc fort, »um unseren Meister glücklich zu machen, nicht, um noch mehr auf seine Schultern zu laden. Von nun an werdet ihr euch als Vertreter des Hauses Cadogan in der Welt der Menschen betrachten und euch so verhalten, wie es sich für Vampire des Hauses Cadogan gehört. Das habt ihr offensichtlich nicht von Anfang an begriffen.« Er kniff die Augen zusammen, als er zu Lindsey hinüberblickte. »Und wenn das bedeutet, frühmorgens nicht mehr mit Vampirneulingen feiern zu gehen, dann ist das so.«
Sie warf ihm einen Blick zu, der zugleich wütend und schmollend war, aber sie verkniff sich einen Kommentar.
Da er offensichtlich davon überzeugt war, ihr seinen Standpunkt klargemacht zu haben, wandte er sich wieder uns zu. »Egal, was ihr da draußen macht, außerhalb des Hauses, es wird sich auf uns alle auswirken, vor allem jetzt, wo unsere Ärsche offensichtlich eine Schlagzeile wert sind. Das bedeutet auch, dass ihr möglicherweise aufgefordert werdet, Fragen zum Haus oder Vampiren allgemein zu beantworten.«
Er öffnete die Mappe vor sich, zog einige Papiere heraus und reichte sie an Lindsey weiter, die ihm am nächsten saß. Sie nahm sich eins und gab die übrigen weiter.
»Antwortliste?«, las Kelly den Titel des Dokuments vor. Kelley war auf eine exotische Art schön – blasse Haut, rabenschwarze Haare, leicht schräg stehende Augen. Ihr Blick ließ deutlich erkennen, dass sie von dem Stück Papier, das sie vorsichtig zwischen den Fingerspitzen hielt, nicht beeindruckt war.
»Antwortliste«, wiederholte Luc mit einem Nicken. »Das Papier beinhaltet Antworten, die ihr bevollmächtig seid zu geben – und wenn ich sage ›bevollmächtigt‹, dann meine ich ›gezwungen‹ –, wenn euch ein Reporter in eine politisch heikle Diskussion verwickeln will. Lest das Blatt, lernt es auswendig und tragt es passend vor. Haben wir uns verstanden?«
»Ja, Sir«, antworteten wir gehorsam im Chor.
Luc machte sich nicht die Mühe, darauf zu reagieren, sondern stand einfach auf und fing an, die restlichen Dokumente auf dem Tisch zusammenzuräumen. Wir verstanden den Hinweis – Sitzung vertagt – und schoben unsere Stühle zurück. Ich stand auf, faltete das Blatt mit der »Antwortliste« zusammen und wollte gerade hinausgehen, als Luc nach mir rief.
Er ging zur Tür und bedeutete mir mit zwei Fingern, ihm zu folgen.
Verdammt! Ich wusste schon, was auf mich zukam, und das auch noch zum zweiten Mal heute.
»Hüterin, du begleitest mich«, sagte er. Ich atmete langsam aus, um mich auf ein erneutes Treffen mit dem stursten Vampir der Welt geistig vorzubereiten.
»Sir«, sagte ich, stopfte die »Antwortliste« in eine Tasche meines Kostüms und rückte das Katana an meiner Hüfte zurecht. Lindsey warf mir einen mitfühlenden Blick zu, den ich mit einem Nicken beantwortete, und dann folgte ich ihm nach draußen. Wir gingen die Treppe zum Erdgeschoss hinauf, den Flur bis zu Ethans Bürotür entlang und fanden sie geschlossen vor. Luc öffnete sie ohne weitere Ankündigung. Ich zupfte kurz am Saum meiner schwarzen Kostümjacke und folgte ihm hinein.
Ethan telefonierte gerade. Er nickte Luc zu, dann auch mir und hob den Zeigefinger, um uns zu sagen, dass das Gespräch nicht lange dauern würde.
»Natürlich«, sagte er. »Das verstehe ich vollkommen.« Er deutete auf die beiden Stühle vor seinem Schreibtisch. Gehorsam setzte sich Luc auf den rechten, ich setzte mich auf den linken.
»Ja, Sire«, sagte er. »Die Information liegt mir in diesem Augenblick vor.« Als Meister des Hauses Cadogan erhielt Ethan den Ehrentitel »Lehnsherr«, aber »Sire« war mir ein Rätsel. Ich sah zu Luc hinüber.
Er lehnte sich zu mir. »Darius«, flüsterte er, und ich nickte zum Zeichen, dass ich den Hinweis verstanden hatte. Es musste sich um Darius West handeln, den Präsidenten des Greenwich Presidium.
»Das haben wir bereits in Betracht gezogen«, sagte Ethan, nickte und schrieb sich eine kurze Notiz auf einen Block, »aber Sie kennen die Risiken. Ich persönlich würde davon abraten.« Er nickte erneut, dann spannten sich seine Schultern an, und er sah auf.
Und sah mir direkt in die Augen.
»Ja«, sagte Ethan, als er seine unwiderstehlich grünen Augen auf mich richtete, »diese Option können wir natürlich prüfen.«
Ich schluckte reflexartig, denn die Aussicht,
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