Chicagoland Vampires 02 - Verbotene Bisse
eine »Option« zu sein, die man »prüfen« wollte, gefiel mir gar nicht.
»Egal, worum es geht,« sagte Luc, der sich wieder zu mir lehnte, »es wird dir nicht gefallen.«
»Es wird mir ganz bestimmt nicht gefallen«, pflichtete ich ihm leise bei. Das Gespräch dauerte noch einige Minuten, hier und da unterbrochen durch ein Nicken oder zustimmende Bemerkungen von Ethan, und endlich verabschiedete er sich. Er legte den Hörer auf und sah uns an, eine Sorgenfalte zwischen den Augen. Diese Falte hatte ich früher schon mal gesehen. Sie war normalerweise kein gutes Zeichen.
»Die Chicago World Weekly«, fing er an, »die sich offensichtlich sehr für vampirische Aktivitäten interessiert, wird die Raves untersuchen. Sie werden daraus eine dreiteilige Serie machen, einen Artikel pro Woche, und sie fangen damit nächsten Freitag an.«
»Verdammt«, fluchte Luc, bevor er einen bedeutungsvollen Blick mit Ethan wechselte, der deutlich erkennen ließ, dass er durchaus wusste, warum das ein Problem war.
Ich nahm an, dass es sich um die »geheimen« Details handelte, auf die Luc gewartet hatte. Unglücklicherweise konnte ich damit fast gar nichts anfangen. Ich hatte schon einmal von den Raves unter den Vampiren gehört; Catcher hatte sie kurz erwähnt, sich dann aber geweigert, mehr darüber zu erzählen. Meine nachfolgende Recherche im Kanon hatte mich auch nicht weitergebracht. Worum es sich auch handelte, Vampire sprachen nicht gerne darüber.
Ich hob eine Hand. »Raves? Sie untersuchen Partys?«
»Nicht Partys«, sagte Luc. »Die Menschen haben den Begriff von uns entlehnt. Raves in der Welt der Übernatürlichen sind natürlich auch Zusammenkünfte, aber sie sind viel …« Er verstummte, rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her und sah zu Ethan, der seinen Blick auf mich richtete.
»Blutiger«, sagte Ethan in einem sachlichen Ton. »Sie sind blutiger.«
Raves, so erklärte mir Ethan, seien die Vampirvariante von Flashmobs. Es handelte sich im Grunde genommen um Massenfütterungen. Vampire wurden informiert (natürlich elektronisch), wo und wann der Treffpunkt war, und dort erwartete sie eine Gruppe Menschen. Menschen, die an uns glaubten, schon bevor wir der Welt unsere Existenz bekannt gegeben hatten. Menschen, die uns nahe sein wollten, die kosten wollten, wie die verbotene Finsternis schmeckte.
Allerdings war ich mir nicht sicher, wie »verboten« und »finster« wir wirklich waren, wenn man die Autoaufkleber, Fan-Wimpel und Lindseys Position als neues amtierendes Vampir-Covergirl bedachte.
»Sie wollen ein Teil unserer Welt sein, sie wollen sehen und gesehen werden«, sagte Ethan, »aber unsere Fangzähne wollen sie nicht unbedingt in der Nähe ihrer Halsschlagadern haben. Doch genau das passiert. Sie werden gebissen.«
»Es ist ein Festmahl«, fügte Luc hinzu.
»Aber sicherlich stimmen doch einige Menschen auch zu, gebissen zu werden«, meinte ich und sah von Luc zu Ethan. »Mal ehrlich, wer freiwillig auf eine Art Vampirfütterung geht, muss doch wissen, dass er nicht auf dem Weg zu einer Gartenparty ist. Und jeder von uns hat Underworld gesehen. Ich bin mir sicher, dass es durchaus einige Menschen gibt, die darin einen … Reiz sehen.«
Ethan nickte. »Einige Menschen stimmen dem zu, weil sie sich bei den Vampiren beliebt machen wollen, weil sie glauben, sie würden damit näher an die Position eines Renfields kommen – eines Dieners –, oder weil es einen erotischen Reiz auf sie ausübt.«
»Sie halten es für unheimlich sexy«, lautete Lucs vereinfachte Darstellung.
»Sie glauben, dass es unheimlich sexy ist, sich oberflächlich mit unserer Welt zu befassen«, wies Ethan ihn sarkastisch zurecht. »Aber die Raves finden nicht unter Aufsicht der Meistervampire statt. Sich bereit zu erklären, in der Gesellschaft von Vampiren Zeit zu verbringen, mag vielleicht Zustimmung für den einen oder anderen Schluck signalisieren. Aber wenn ein Vampir bereit ist, an solchen Aktivitäten teilzunehmen – Aktivitäten, die die Häuser strikt verboten haben –, dann wird er oder sie wahrscheinlich nicht auf die Bitte eines Menschen reagieren, mit dem Trinken aufzuhören.« Er sah mich mit ernstem Blick an. »Und wir wissen, wie entscheidend die Zustimmung der Menschen ist, wenn es um ihr Blut geht.«
Über das Thema Zustimmung wusste ich einiges, denn ich hatte sie nicht erteilen können. Ethan hatte mich zu einer Unsterblichen gemacht, um mich vor Celinas Lakaien zu retten, aber diese Entscheidung
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