Chicagoland Vampires 03 - Mitternachtsbisse
kam auf mich zu. Seine Haltung war geschäftsmäßig, und er blickte mich finster an. »Bereite dich auf den Kampf vor«, sagte er.
Es schien, dass wir die komplizierten Unterrichtsprotokolle übersprangen… und die Begrüßung.
»Lehnsherr«, sagte ich, richtete meinen Körper auf ihn aus, locker in den Knien, Ellbogen gebeugt, bereit, mich zu verteidigen oder anzugreifen.
Er schien eine Menge aufgestaute Aggressionen abbauen zu müssen, denn er griff sofort mit einer Schlag-Tritt-Schlag-Kombination an, der ich recht gehetzt ausweichen musste. Seine Schläge und den Tritt wehrte ich ab und versuchte selbst mein Glück – einen halbkreisförmigen Tritt, den er aber problemlos blockte.
Wir hüpften ein wenig auf der Matte herum, teilten kurze, prüfende Schläge aus, aber es kam nicht zu einem richtigen Schlagabtausch. Die Menge begann zu murmeln und mehr Einsatz zu fordern.
Ich versuchte einen Seitwärtstritt, den er leicht abwehrte.
»Du bemühst dich ja nicht mal«, sagte er, ohne dabei stehen zu bleiben. Er sprang vor mir auf und ab, bis er einen perfekten Fußtritt nach vorn ausführte, der mich am rechten Schlüsselbein erwischte. Ich hatte das Gefühl, dass er ihn nicht ganz durchgezogen hatte; es schmerzte zwar unerträglich, aber wenn er richtig getroffen hätte, hätte er den Knochen gespalten.
Ich rieb mir über die wunde Stelle und spürte, wie Zorn in mir aufstieg. Ethan bewegte sich weiter hüpfend und ausweichend umher, und ich versuchte ihn zu treffen. Das schien wohl seiner Meinung nach genau das Problem zu sein – ich versuchte ihn zu treffen, anstatt es einfach zu tun. Wir waren wieder am selben Punkt angelangt, und ihm fiel nichts weiter ein, als mich einzuschüchtern und mich wütend zu machen.
»Ich will, dass du die Fähigkeiten einsetzt, die du gelernt hast«, sagte er. »Ich will, dass du dich auf deine Sinne verlässt, auf deine Instinkte.«
Ich wich einem Tritt aus. »Ich versuche es, Sullivan.«
»Dann gib dir mehr Mühe.«
Warum glauben die Leute eigentlich, dass die Aufforderung, ›sich mehr Mühe zu geben‹, irgendwie helfen würde? Ich bemühte mich, so gut ich konnte. Mein Unvermögen, ihn zu schlagen, resultierte nicht daraus, dass ich mich nicht genug anstrengte.
»Vielleicht bist du einfach besser als ich.«
Er blieb wie angewurzelt stehen und kam dann so nah an mich heran, dass der Aufschlag seiner Gi-Hose an meinen Beinen entlangstrich. »Du bist die Hüterin dieses Hauses. Es geht hier nicht um ›besser als‹.«
Sein Gesichtsausdruck wurde freundlicher, und er sah mich mit diesen tiefgrünen Augen an. Doch diesmal forderte er mich nicht heraus, er ermutigte mich.
»Ich habe gesehen, wie du dich bewegst, Merit. Ich habe gesehen, wie du die Katas mit hoher Geschwindigkeit und unglaublicher Grazie absolviert hast. Ich habe gesehen, wie du gegen Männer gekämpft hast, die doppelt so stark waren wie du. Deine Fähigkeiten sind nicht das Problem. Du kannst das.«
Ich nickte und atmete tief durch. Ich versuchte, nicht zur Galerie hochzusehen, um die Reaktionen der Vampire, die uns zusahen, auszublenden. Ich wollte weder meine noch Ethans Enttäuschung auf ihren Gesichtern widergespiegelt sehen.
Was war das Problem? Dass ich Zuschauer hatte? Das sollte mich nicht stören.
Immerhin war ich früher Tänzerin; es war ja nicht so, dass ich noch nie vor einem Publikum aufgetreten wäre. Dann dachte ich an das erste Mal, als ich Ethan herausgefordert hatte und wie stolz aufgetreten wäre. Dann dachte ich an das erste Mal, als ich Ethan herausgefordert hatte und wie stolz ich auf meine Fähigkeiten als junge Vampirin gewesen war. Und ich dachte daran, was anders gewesen war.
Plötzlich … verstand ich es.
Bei diesem ersten Kampf hatte ich getanzt.
Ich sah Ethan wieder an. »Könnte ich Musik haben?«
Er runzelte die Stirn. »Musik?«
»Bitte.«
»Irgendwelche Vorlieben?«
Ich schenkte ihm ein sanftes Lächeln. »Etwas, zu dem ich tanzen kann.«
Er nickte jemandem hinter mir zu. Kurze Zeit später schalte Rage Against the Machine durch den Sparringsraum.
Ich nahm mir einen Augenblick, um die Augen zu schließen und den treibenden Rhythmus von Guerilla Radio meine Muskeln lockern zu lassen. Ich passte mich der Musik an, und als sich die Verspannungen gelöst hatten und die Welt sich langsamer um ihre Achse zu drehen schien, öffnete ich Verspannungen gelöst hatten und die Welt sich langsamer um ihre Achse zu drehen schien, öffnete ich die Augen und
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