Chicagoland Vampires 03 - Mitternachtsbisse
Wichtigste.«
»Ich hab doch gewusst, dass das mit dem Schutzzauber funktionieren würde«, rief sie durchs Telefon.
Ich verdrehte die Augen. »Du hast Gutes geleistet, und ich weiß das sehr zu schätzen. Aber ich brauche meine beste Freundin, die mir gut zuredet.«
»Was lässt er dich denn jetzt schon wieder machen?«
Ah, sie kannte mich einfach zu gut. »Er richtet eine Cocktailparty für Lacey Sheridan aus. Er hat mir gesagt, dass ich mich dort blicken lassen sol.«
»Weißt du, ich habe tausend gute Gründe, ihn nicht zu mögen.«
»Der Gedanke ist mir auch schon gekommen.«
»Okay, gehen wir die Checkliste durch – siehst du großartig aus?«
»Ich trage mein Kostüm.«
»Das reicht völlig. Wirst du ihm die gesamte Party lang hinterherlaufen oder dich bei ihr einschleimen?«
»Keins von beiden.«
»Wirst du du selbst sein, witzig, geistreich und ihn durch deine überwältigende Lebhaftigkeit und Lebensfreude daran erinnern, wie dumm er eigentlich ist?«
Darum liebte ich dieses Mädel. »Ich werde sicherlich mein Bestes geben.«
»Mehr kann ich nicht erwarten … Oh Gott, böse Katze! Merit, ich muss auflegen. Sie hat sich schon wieder meine Streichhölzer geschnappt. Wir reden später noch mal, okay?«
»Gute Nacht, Malory.«
»Gute Nacht, Merit. Zeig’s ihm!«
Wie ich ihr schon gesagt hatte, ich würde sicherlich mein Bestes geben.
Es war leise im Haus, als ich nach unten kam. Ich ging durch den Flur im Erdgeschoss in Richtung Hinterhof. Ethans Bürotür stand offen, und der Raum lag im Dunkeln, wie alle anderen Verwaltungsbüros, an denen ich vorbeikam. Ich hatte die Hälfte des Weges hinter mir – und war kurz vor der Küche –, als ich sie hörte. Musik.
Durch die Fenster an der Hausrückseite konnte ich den Schein eines Feuers im Hinterhof sehen und die vielen Vampire, die sich darum versammelt hatten.
So leise, wie ich konnte, öffnete ich die Tür aus Stahl und Glas und schlich nach draußen. Die schwarz gekleideten Vampire standen im Kreis zusammen, und aus ihrer Mitte ertönte die tief bewegende Musik. Es war eine Solostimme, die einer Frau, begleitet von einer Geige. Ihre Stimme war klar und traurig, die Geige klang rau und kummervol. Es hörte sich an wie ein Klagelied, ein leises, zärtliches Lied über Menschen, die man verloren hatte, und Liebe, die vergangen war – Geschichten, mit denen ich während meiner Mittelalterstudien andauernd Bekanntschaft gemacht hatte.
Die Vampire schenkten der Musik ihre ungeteilte Aufmerksamkeit – die Menge schwieg und betrachtete die Musiker in der Mitte, die ich immer noch nicht sehen konnte. Man sagt, dass Musik das aufgebrachte Gemüt beruhigt; ich glaubte fest daran.
Ich entdeckte Lucs strubblige Locken vor mir. Als ich mich neben ihn stellte, sah er mich an und lächelte kurz, bevor er sich wieder den Musikern zuwandte.
Und endlich konnte ich sie sehen – Katherine und einen männlichen Vampir, den ich nicht kannte. Er spielte die einsame Geige; die klare, aber wehmütige Stimme gehörte zu ihr.
»Es ist ein Lied aus dem Bürgerkrieg«, flüsterte Luc. »Ethan hat Katherine und Thomas gebeten, heute Abend etwas vorzutragen.«
Das muss Katherines Bruder sein, dachte ich. »Es ist wunderschön«, sagte ich.
Sie saßen nebeneinander auf einer niedrigen Betonbank. Katherine trug ein schlichtes Kleid und Sandalen, Thomas eine schwarze Hose mit Hemd. Seine Augen waren geschlossen, die Geige unter sein Kinn geklemmt, und seine Schultern kreisten, als die Töne den Saiten entwichen.
Katherines Augen waren offen, schienen aber ins Leere zu starren, als ob sie unsichtbare Katherines Augen waren offen, schienen aber ins Leere zu starren, als ob sie unsichtbare Erinnerungen vor ihrem geistigen Auge sah, während sie den Zeilen ihres Liedes folgte.
»Sie wurde 1864 verwandelt«, flüsterte Luc. »Sie und auch Thomas. Ihr Meister verwandelte sie, nachdem Katherine ihren Ehemann Caleb im Krieg verloren hatte. Sie waren gerade eine Woche verheiratet gewesen.«
Das Lied hörte sich autobiografisch an. Katherines Lied bat um die sichere Rückkehr eines jungen Soldaten, beklagte das Krachen der Gewehrschüsse im Tal und den Tod des Soldaten. Sie trauerte um den Verlust ihrer großen Liebe.
Ich bin mir nicht sicher, was mich aufblicken und in der Menge nach Ethan suchen ließ, aber ich tat es trotzdem. Zuerst sah ich Lacey. Ihre ausdruckslose Miene ließ auf keine Gefühlsregung schließen.
Wenn das Lied oder der Text sie berührte, so
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