Chicagoland Vampires: Für eine Handvoll Bisse (German Edition)
meine Verpflichtung zur Verschwiegenheit bereits versehentlich verletzt hatte.
»Ich kann dir nicht alle Details verraten«, sagte ich. »Aber kurz gesagt hat er etwas herausgefunden, was ich ihm hätte sagen sollen. Nur hat er es leider von Lacey Sheridan erfahren.«
Mallorys Augen verwandelten sich wie erwartet in schmale Schlitze. Sie erinnerte sich an den letzten Besuch von Lacey in Chicago. »Warum ist sie hier?«
»Um uns bei der Trennung vom GP zu helfen. Sie versteht sich mit Darius sehr gut, und wir hatten die Hoffnung, dass sie die Situation insgesamt etwas leichter hätte gestalten können. Aber da sie im Moment versuchen, uns das Haus wegzunehmen, wurden unsere Hoffnungen in dieser Hinsicht offensichtlich enttäuscht.«
»Ja, hat mir Catcher erzählt. Was hat das mit dir zu tun?«
Ich versuchte, ihr die wichtigsten Infos zu geben, ohne das Geheimnis an sich zu verraten. »Als Ethan tot war, habe ich einem Freund im Vertrauen versprochen, ihm zu helfen, was im Gegenzug auch dem Haus zugutekam. Und damit habe ich seit Ethans Rückkehr weitergemacht. Aber ich habe Ethan davon nichts erzählt, und dann hat Lacey es herausgefunden und Ethan es sofort erzählt. Ethan war nicht begeistert.«
Ihr Gesichtsausdruck stimmte mich nicht gerade froh. »Du hast ihn betrogen.«
»Ich habe ihn nicht betrogen. Ich verstehe ja, dass er sich verraten fühlt, aber ich habe das getan, was ich für richtig hielt. Was ich damals und auch heute noch für das Richtige halte.«
»Hat es irgendetwas mit diesem Typen zu tun, diesem Jonah?«
Ich starrte sie mit weit aufgerissenen Augen an. »Woher weißt du überhaupt von ihm?«
»Catcher«, erwiderte sie trocken. »Er ist gerade total im ºWir müssen über unsere Beziehung reden¹-Modus. Das ist vermutlich so eine Art bizarrer Abwehrmechanismus, der wohl daher rührt, dass er die Hälfte seiner Zeit mit diesen gottverdammten Schnulzen verbringt.« Sie hielt inne und sah mir in die Augen. »Habe ich dir mal erzählt, dass er für einen dieser Filme vorgesprochen hat? Vor Nebraska, meine ich.«
Es war schon witzig, wie dieser kurze Satz unsere Beziehung in Abschnitte unterteilte. »Vor Nebraska« und »Nach Nebraska«. »Vor dem Maleficium« und »Nach dem Maleficium« wäre wohl zutreffender gewesen, aber ich wollte einen bestimmten Zeitraum in unserer Beziehung nicht mit dem Kürzel »v.Mal.« versehen.
»Catcher hat bei einer Schnulze vorgesprochen?«
»Jepp. Sie haben Teile dieses Liebesfilms in Downtown gedreht, und er hat sich als Komparse beworben. Er hat den Job nicht gekriegt, aber das hat ihn nicht davon abgehalten, diesem Kanal und dieser ºKunstform¹ die Treue zu halten«, sagte sie, wobei sie mit Zeige- und Mittelfinger Anführungszeichen in die Luft schrieb. »Egal, er hat mir erzählt, dass du nach Ethans Tod Zeit mit diesem Jonah verbracht hast. Wer ist das eigentlich?«
»Der Hauptmann der Wachen des Hauses Grey. Er ist bloß ein Freund. Er hat mir bei allen möglichen Dingen geholfen - auch bei dir -, als Ethan fort war. Er war in jener Nacht im Midway Park ...« Ich verstummte, denn ich wollte sie nicht daran erinnern, dass sie das Viertel beinahe hätte in Flammen aufgehen lassen. In diesem Moment hatte sie vermutlich kein besonderes Interesse an meinem Begleiter gehabt.
»Ah«, sagte sie, offensichtlich peinlich berührt.
»Ja. Ah.« Ich richtete meinen Pferdeschwanz. Das wäre zwar nicht notwendig gewesen, aber ich wusste nicht, wohin mit meinen Händen. Wir hatten diese Unbeholfenheit zwischen uns immer noch nicht überwunden. »Lacey wird ihn sich schnappen, wenn sie die Chance dazu bekommt, Mallory.«
»Und du glaubst, dass er da mitmachen würde?«
Das war eine gute Frage. Ich wusste, dass er mich liebte, aber er war wütend und verletzt und fragte sich vermutlich, ob er mir noch vertrauen konnte.
»Wenn du dich verraten fühltest und dann irgendjemand unglaublich Attraktives vorbeikäme und behauptete, er wäre der Einzige, der immer nur dein Bestes wollte - dass er allein wirklich verstünde, was du und dein Haus brauchen -, wärst du dann nicht für solche Avancen offen?«
Sie antwortete nicht, und als ich mich zu ihr drehte, sah sie unendlich traurig aus. Mir rutschte das Herz in die Hose, als mir klar wurde, was ich da eigentlich gefragt hatte. »Oh nein, sag bitte nicht, dass Catcher jemand anderen hat?«
»Nein. Na ja, ich habe es ja noch nicht einmal verdient, dass er überhaupt mit mir redet, nach dem, was ich getan habe.
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