Chicagoland Vampires: Für eine Handvoll Bisse (German Edition)
Auch nicht, dass du mit mir redest. Ich meine nur ... Ich könnte verstehen, wenn es so wäre.« Tränen traten ihr in die Augen und sie beeilte sich, sie wegzuwischen. »Ich habe ihn inmitten eines Trümmerhaufens zurückgelassen, den ich selbst verursacht habe. Natürlich brauchte er Trost, eine Schulter, an der er sich ausweinen konnte. Bei mir war das ja nicht möglich.«
Ich atmete tief durch. »Jetzt mal im Ernst. Kriegen wir es wirklich nicht hin, eine ordentliche Beziehung zu führen? Ist das unser Schicksal für den Rest unseres Daseins?«
»Was? Beziehungen zu versemmeln?«
»Beziehungen zu versemmeln und von Formwandlern bewacht zu werden und so was. Und unser Leben damit zu verbringen, auf Speeddates zu gehen, weil wir keine ordentliche Beziehung führen können.«
»Wenn du erst mal alt und grau bist, werde ich allen erzählen, wie du wirklich warst.«
»Vampire werden nicht alt und grau. Ich muss in alle Ewigkeit mit diesen Haaren leben.«
Mallory ließ sich auf dem Bett zurücksinken. »Wehe dir, Merit, unsterbliche Vampirin mit den langen Beinen, immerdunklen Haaren und dem überaus scharfen, blonden Freund.«
»Wessen Freund hat denn ein scharfes, blondes Anhängsel, hm?«
Sie kicherte und setzte sich wieder auf. »Womit wir wieder da wären, wo wir angefangen haben.«
»Was soll ich bloß tun, Mallory? Jetzt mal im Ernst.«
»Du hast dich entschuldigt?
Ich nickte.
»Dann wirst du das Einzige tun, was du tun kannst, und weswegen du überhaupt hier bist. Du wirst warten, bis er wieder zur Vernunft gekommen ist.«
»Das ist ja wohl das Allerschlimmste überhaupt.«
»Ja, das ist es.«
Wir saßen eine Zeit lang schweigend da, und unser Lachen verstummte, und alle Probleme der Welt schienen wieder auf uns zu lasten. »Das mit Haus Cadogan - glaubst du, Gabriel weiß irgendetwas über Darius, womit wir ihn erpressen könnten?«
Mallory lächelte verschmitzt. »Aber Merit, du böses Mädchen. Ich bin stolz, dass du so etwas fragst. Es ist so ... typisch vampirisch. Aber ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung. Er ist unten, und du kannst ihn gerne fragen. Aber ich muss dich warnen - heute ist Pokerabend.«
»Und das bedeutet?«
»Wenn du mit einem Formwandler am Pokerabend sprechen willst, musst du mitspielen.«
Ich hob eine Augenbraue.
Sie stöhnte laut auf. »Oh Gott, du
bist
bereits Mrs Sullivan. Lass uns nach unten gehen.«
Ich sah kurz auf das Display meines Handys, wo keine neuen Nachrichten eingetroffen waren. Ich sah keinen Sinn darin, ins Haus zurückzukehren, ohne eine Lösung für all unsere Probleme zu haben, also entschied ich mich, hierzubleiben.
»Muss ich wirklich Poker spielen?«
»Jepp. Zum Glück spielen sie ja die gesamte Zeit oberkörperfrei. Falls du so etwas magst. Ich definitiv nicht.«
Ich musste meine Magie gar nicht erst einsetzen, um herauszufinden, dass Mallory im Hinblick auf den Spaß am halbnackten Pokern gelogen hatte. Ich hatte nämlich Augen im Kopf.
Sie saßen zu viert am Tisch, allesamt Formwandler, von denen aber nur drei halbnackt waren. Deren Anblick war die ganze Sache aber auf jeden Fall wert.
Gabriel, der als Einziger noch sein Shirt trug, mischte ein Kartendeck, das offensichtlich schon viele Spiele erlebt hatte. »Kätzchen«, sagte er und warf mir einen kurzen Blick zu. »Mein Bruder Derek. Ich glaube Ben und Christopher hast du schon kennengelernt.
Mrs Keene hatte ihren Kindern Namen mit Anfangsbuchstaben in umgekehrter alphabetischer Reihenfolge gegeben, angefangen bei Gabriel, dem Ältesten. Adam, der Jüngste der Geschwister, war dem Chicago Police Department übergeben worden, nachdem er mit dem Versuch gescheitert war, Gabriel die Führung des Zentral-Nordamerika-Rudels zu entreißen. Ben, Christopher und Derek waren die Nächstältesten.
Ben und Christopher saßen links von Gabriel und hatten genauso breite Schultern und dunkelblonde Haare wie er. Derek saß zu seiner Rechten. Er hatte dieselben bernsteinfarbenen Augen wie Gabriel, aber seine Haare waren dunkler und sein Gesicht feiner geschnitten. Er musste nach der anderen Seite der Familie schlagen.
»Vampire?«, fragte Christopher verwundert, ohne den Blick von den Karten zu nehmen. »Hast du hier eine Durchgangsstation für Übernatürliche eingerichtet, Bruder?«
»Ich brauche keine Durchgangsstation«, ließ ich ihn wissen.
»Das Kätzchen hat Krallen«, sagte Derek anerkennend.
Ich machte ein fauchendes Geräusch.
»Hast du schon mal mit den Feen gekämpft,
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