Chicagoland Vampires: Für eine Handvoll Bisse (German Edition)
Morden.
Zeit, ihn herauszufordern
, dachte ich.
»Also hat Carlos dich zum Vampir gemacht?«
Michael starrte mich an. Für einen kurzen Moment wirkte er besorgt, aber sein Blick klärte sich sofort wieder. Doch dieser kurze Moment reichte mir.
Ich erinnerte mich an jedes einzelne Detail der Nacht, in der ich zum Vampir gewandelt worden war, erinnerte mich an die Angst, das Entsetzen und die Brutalität und verwendete all das gegen ihn.
»Du wolltest es nicht, nicht wahr? Du wolltest kein Vampir sein. Du wolltest dieses Leben nicht. Aber Carlos hat dich gefunden. Dich ausgewählt. Und dann hat er dich unterworfen. Vielleicht sogar gefesselt? Und dann gebissen.«
Michaels Blick richtete sich mit neuer Leidenschaft auf mich, und seine Augen blitzten silbern auf. »Du hast doch überhaupt keine Ahnung, wovon du sprichst.«
Das war nicht Michael, der Sicherheitsberater. Dies war die Finsternis in seinem tiefsten Inneren, der Zorn, den er verborgen gehalten ... und dem er nun freien Lauf gelassen hatte.
Aber er sollte nicht wütend sein. Ich wollte ihn zusammenbrechen sehen.
Ich provozierte ihn weiter. »Bist du sicher, dass du es nicht doch gewollt hast? Dass du insgeheim die Unsterblichkeit wolltest? Die Stärke? Bist du sicher, dass Carlos dir nicht genau das gegeben hat, was du immer wolltest?«
Michael bleckte fauchend seine Fangzähne und schlug zu. Ich wich seiner Klinge aus, schlug mit meiner eigenen zu und verpasste seinem Mantel einen langen Riss.
»Du weiß überhaupt nicht, wie es war. Das Blut. Die Dunkelheit. Er war krank. Er hatte eine Krankheit.«
Dunkelheit
, dachte ich.
Das war ein wichtiges Wort, oder?
»Der Raum im Lagerhaus. Keine Fenster, kein Licht. Völlige Dunkelheit. Dort hat er dich zu einem Vampir gemacht?«
Michael drehte sich blitzschnell und trat nach mir. Er war schnell, aber heute Nacht waren seine Bewegungen nicht so präzise wie sonst, nicht wie bei seinem letzten Kampf im Sparringsraum mit Ethan. Er war wütend, er hatte Angst, und er war unkonzentriert.
Ich wich dem Tritt leicht aus.
»Er zwang mich, in diesen Raum zu gehen«, sagte er.
»Da bin ich mir sicher. Und du hast jetzt endlich Rache genommen, nicht wahr? Du hast Oliver und Eve im selben Raum umgebracht.«
»Ich habe Vampire beseitigt.«
»Und die Vampire in Navarre?«
»Sie hat ihn erschaffen«, sagte Michael. »Sie hat ihn erschaffen, und sie hat ignoriert, was er angerichtet hat.«
Mit »sie« meinte er vermutlich Celina. Er konnte sie nicht mehr ausschalten, weil ich das bereits erledigt hatte.
»Warum Haus Cadogan? Warum Darius und Lakshmi? Was haben sie mit Carlos zu tun?«
»Nichts«, sagte er. »Sie waren nur eine nette Zugabe. Und auf ihre Köpfe war ein viel höherer Preis ausgesetzt.«
Ich erstarrte, das Schwert schützend vor mich gehalten, während meine Hände vor Anspannung und Angst und Kälte zitterten. »Was für ein Preis?«
»Den Preis, den mir McKetrick bezahlt hat, um Vampire umzubringen.«
»Heilige Scheiße«, hörte ich Lucs Stimme in meinem Ohr. Er musste das Geständnis gehört haben. »Hüterin, du hattest recht.«
Egal, ob ich nun recht hatte oder nicht, ich hielt meinen Blick auf Michael Donovan gerichtet. »McKetrick hat dich bezahlt? Warum?«
Mein überraschter Blick musste Michael dabei geholfen haben, sich wieder besser unter Kontrolle zu bringen. Er stand wieder gerade und korrigierte seinen Griff.
»Er wollte Chaos heraufbeschwören«, antwortete Michael. »Er hasst Vampire. Und ehrlich gesagt kann ich ihm da nicht widersprechen.«
»Was ist mit der Espenholzwaffe?«
»Nur ein Prototyp. McKetrick hat mir vorgeschlagen, ich solle sie benutzen. Ich fand sie ziemlich schlampig hergestellt.«
»Du bevorzugst Stahl.«
Er kniff die Augen zusammen. »Schusswaffen sind gut für Drohungen, aber Vampire sollten durch ihre eigenen Waffen sterben.«
Dass er selbst ein Vampir war, schien nicht von Bedeutung zu sein. Aber vielleicht war er kein echter Vampir, zumindest gefühlsmäßig nicht. Mein eigener Wandel war sehr schwierig für mich gewesen; seiner war bestimmt auch kein Spaziergang gewesen. Ethan hatte mich vor dem Tod bewahrt, aber Carlos hatte Michael Donovan das Leben genommen.
»Oliver und Eve haben Händchen gehalten. Katya und Zoey auch. Warum?«
Michaels Lippen zuckten vor Wut. »Ich war nicht der Einzige. Er brachte viele von uns in dieses Lagerhaus. Wir wussten, er würde uns holen kommen. Das Monster aus der Dunkelheit.«
Mit »uns« meinte er
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