Chicagoland Vampires: Für eine Handvoll Bisse (German Edition)
Haus zurückkehren.«
»Und die Welt dreht sich weiter«, sagte Noah.
»Das tut sie«, stimmte ihm Ethan zu. »Hoffentlich auch für Oliver und Eve.« Wir verließen die Gasse, während hinter uns die Vögel munter weiterzwischerten.
»Wir werden sie finden«, sagte Ethan.
Noah nickte, aber er schien nicht davon überzeugt zu sein. »Das hoffe ich. Die beiden sind wirklich nett.«
»Daran zweifeln wir nicht«, erwiderte Ethan. Sie gaben sich die Hand, und Noah ging zu seinem Wagen. Wir folgten ihm und stiegen dann schweigend in den Bentley.
»Glaubst du wirklich, dass wir sie finden?«, fragte ich und ließ meine Befürchtung unausgesprochen, dass wir sie zwar fanden, aber zu spät.
»Ich weiß es nicht«, entgegnete Ethan. »Aber wir werden es, verdammt noch mal, versuchen.«
Natürlich würden wir das. Aber würde das auch reichen?
Ich hatte Hinweise, die uns bei der Suche nach Oliver und Eve helfen konnten, aber in nicht allzu langer Zeit würde ich gezwungen sein, offline zu gehen. Die Sonne war unsere größte Schwachstelle, eine Allergie, die uns bis in alle Ewigkeit zu Wesen der Nacht machte. Da wir hier im Mittleren Westen gerade Winter hatten, bedeutete das für uns, dass wir für die nächsten neun Stunden unsere Untersuchung einstellen mussten.
Allerdings war es den Mitarbeitern des Ombudsmanns, die sich uns mit zahlreichen nächtlichen Arbeitsstunden angepasst hatten, auch tagsüber möglich hinauszugehen. Also nutzte ich die technischen Spielereien in Ethans Wagen, um Jeff anzurufen und herauszufinden, ob er uns in unserer misslichen Lage helfen konnte.
»Yo«, begrüßte mich Jeff, dessen Stimme von der erstklassigen Stereoanlage des Bentleys glasklar wiedergegeben wurde.
»Hi, hier spricht Merit.«
»Merit. Hast du endlich erkannt, dass es nur eine Möglichkeit für dich gibt - dich für den Sieger zu entscheiden?«
Ethan räusperte sich geräuschvoll, während ich mir ein Grinsen verkniff. Ich fand nichts Verwerfliches daran, Ethan von Zeit zu Zeit in Erinnerung zu rufen, dass ich durchaus Alternativen hatte. Selbst wenn es sich um leicht alberne Alternativen handelte, die ich selbstverständlich nie in Anspruch nehmen würde.
»Jeff, ich habe dich in Ethans Wagen auf Lautsprecher gestellt. Er sitzt neben mir auf dem Fahrersitz.«
Es entstand eine peinliche Pause.
»Äh, mit ºSieger¹«, korrigierte sich Jeff daher schnell, »meinte ich natürlich, dass du ... äh ... na ja ... Fan der White Sox werden solltest. Go, Sox«, fügte er noch zögerlich hinzu, denn er wusste ganz genau, dass ich für den Rest meines Daseins Cubs-Fan sein würde und nichts und niemand mich vom Gegenteil überzeugen könnte.
»Hallo, Jeffrey«, sagte Ethan trocken.
Jeff lachte nervös. »Oh, hallo, Ethan. Hey, schau mal, wer hier ist - Catcher. Catcher, schließt du dich uns kurz an?«
»Vampire?«, fragte Catcher. Seine Stimme schien aus einiger Entfernung, aber aus demselben Zimmer zu kommen.
»Ethan und Merit«, bestätigte Jeff.
Catcher machte ein sarkastisch klingendes Geräusch, aber über die Leitung war nicht auszumachen, ob es sich um ein Schnauben oder Grunzen handelte.
»Ärger?«, fragte ich neugierig.
»Ich habe hier eine Flussnymphe, die wegen geänderter Parkplatzregelungen auf Goose Island ausflippt, und eine andere, die panisch ist, weil irgend so ein Laden in der Oak Street ein Paar Designer-Stöckelschuhe nicht so lange für sie zurücklegen will, bis sie sie abholen kann. Denn das gehört zu den Aufgaben unseres Büros. Wir sind die persönlichen Assistenten der Übernatürlichen in Chicago.«
Catchers Tonfall war trocken, was ich nur zu gut nachvollziehen konnte. Die Flussnymphen waren kleine, kurvenreiche und stets modebewusste Damen, die Ebbe und Flut des Chicago River kontrollierten. Sie hatten einen gewissen Hang zum Drama, und sie genossen es sichtlich, dies der Öffentlichkeit mittels lautstarker Schreiduelle und anderem Unfug mitzuteilen. Catcher mochte es vermutlich nicht, sich ihre Streitereien anzuhören, gut aussehend hin oder her, aber er tat uns allen damit einen Gefallen, weil er sie so aus den Schlagzeilen heraushielt. Seine schlechte Laune uns anderen gegenüber mussten wir dann wohl in Kauf nehmen. Wobei gesagt werden muss, dass seine Definition von »schlechter Laune« ziemlich von unserer abwich.
»Tut mir leid, dass du dir das antun musst«, sagte ich. »Ich will dir dein Leben ja nicht noch schwerer machen, aber wir haben ein Problem. Zwei von Noahs
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