Chicagoland Vampires: Für eine Handvoll Bisse (German Edition)
»Du deutest an, dass wir uns dieses Problem selbst eingebrockt haben?«
Doch Ethan ließ sich nicht einschüchtern. »Es ist nur eine Frage. Ist es möglich?«
»Das möchte ich eigentlich nicht glauben. Aber ich kontrolliere sie nicht.«
Also waren zwei Vampire verschwunden, von denen wir wussten, dass sie eine Registrierungsstelle aufgesucht hatten. Es gab keine erkennbaren Hinweise auf eine Gewalttat oder Spuren, die sie mit diesem Ort verbanden oder uns bei der Frage halfen, wo sie danach hingegangen waren - oder gebracht wurden.
Ich knabberte an meiner Unterlippe und ließ meinen Blick über die Gegend schweifen, die Arme in die Hüften gestemmt. Entweder war es sehr spät oder sehr, sehr früh, je nach Betrachtungsweise - und in dieser Gegend war überhaupt nichts los. Direkt gegenüber der Registrierungsstelle befanden sich zwei Gebäude: eine Pizzeria, die zu dieser späten Stunde geschlossen war, und ein ehemaliges Mietshaus mit vernagelten Fenstern, das von einem Maschendrahtzaun umgeben war. Doch zwischen ihnen befand sich etwas Interessantes - ein schmales, zweistöckiges Gebäude in gepflegtem Zustand ... und mit einem livrierten Portier.
Ich warf Noah einen Blick zu. »Hast du ein Foto von Oliver und Eve?«
»Auf meinem Handy, ja.«
Ich deutete auf den Portier. »Er hat die Nachtschicht. Vielleicht haben wir Glück, und er hatte vor zwei Tagen auch die Nachtschicht.
Ethans Mundwinkel verzog sich zu einem Lächeln. »Gut gemacht, Hüterin«, sagte er und deutete auf die andere Straßenseite. »Ladies first.«
Ich wartete kurz, um einen fürchterlich stinkenden Müllwagen vorbeifahren zu lassen, und überquerte dann zügig mit Ethan und Noah im Schlepptau die Straße.
Der Portier, dessen Messingknöpfe auf dem burgunderroten Mantel funkelten, sah nervös zu uns herüber, als wir auf ihn zukamen. Er machte große Augen, und sein Herzschlag wurde merklich schneller. Wenn er über Magie verfügt hätte, dann hätte ich den bitteren Beigeschmack seiner Angst vermutlich schon aus weiter Ferne bemerkt.
Er trat vor die Tür, als ob er seine Burg vor Plünderern zu schützen suchte. »Kann ich Ihnen behilflich sein?«
»Noah«, sagte ich und streckte ihm meine Hand hin, bis er mir sein Handy reichte. Ich warf einen kurzen Blick auf das Display und sah die freundlich lächelnden Gesichter zweier blonder Vampire - einer Frau und eines Mannes.
Ich hielt es dem Portier hin. »Unsere Freunde sind verschwunden, und wir versuchen sie zu finden. Wir glauben, dass sie vor zwei Tagen abends dort drüben auf der anderen Straßenseite waren. Kommen sie Ihnen vielleicht bekannt vor?«
Ohne auch nur einen Blick auf das Display zu werfen, verschränkte der Portier die Arme vor der Brust und funkelte mich schlecht gelaunt an.
»Wollen Sie nicht mal einen kurzen Blick drauf werfen?«
Er blinzelte.
»Vielleicht hilft das hier Ihrem Gedächtnis auf die Sprünge«, mischte sich Ethan ein und reichte ihm zwischen zwei Fingern einen gefalteten Zwanzig-Dollar-Schein.
Der Portier nahm den Schein entgegen, steckte ihn sich in seine Manteltasche und verschränkte dann wieder die Arme vor der Brust. Offensichtlich war ihm Präsident Jackson nicht gut genug.
»Wie wäre es mit Präsident Grant?«, fragte Ethan und reichte ihm auf dieselbe Weise einen Fünfzig-Dollar-Schein.
Der Portier betrachtete misstrauisch den Schein. »Ich bin ein großer Freund von Benjamin Franklins vernünftigen Ratschlägen und bodenständigem Humor. Aber auch Präsident Grant hat durchaus seine herausragenden Qualitäten.« Er nahm den Geldschein entgegen und steckte ihn in seine Manteltasche. »Was kann ich an diesem wunderbaren Abend für Sie tun?«
Ich verkniff mir ein Grinsen. »Die beiden hier«, erinnerte ich ihn und hielt ihm das Handy erneut hin. »Haben Sie sie gesehen?«
Diesmal warf er einen Blick auf das Display. »Ich habe sie gesehen«, erwiderte er und nickte kurz. »Sie sind in die Registrierungsstelle gegangen.«
»Wieso erinnern Sie sich an sie?«, fragte ich.
»Sie haben Fotos von sich gemacht, während sie in der Schlange standen - als ob sie auf dem Weg zu einem Konzert wären, anstelle sich bei der Stadt registrieren zu lassen.« Er zuckte mit den Achseln. »Keine Ahnung. Das schien mir wohl ungewöhnlich.«
Mir erschien es auch ungewöhnlich, aber ich kannte Oliver und Eve nicht gut genug, um beurteilen zu können, ob es das auch wirklich war.
»Was ist danach geschehen?«, fragte ich.
Er zuckte mit den
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