Chicagoland Vampires: Für eine Handvoll Bisse (German Edition)
gut gelaunt, legte sanft eine Hand auf meinen Rücken und lotste mich den Flur entlang. »Und sieh mich nicht so an«, fügte er leise lachend hinzu. »Sie sind deine Freunde.«
»Sie sind deine Wachen.«
»Ich habe sie nicht wegen ihres Sinns für Humor eingestellt. Deswegen ist es für dich besser, Hüterin zu sein. Von Wachen wird erwartet, dass sie gehorchen.«
Eine solche Gelegenheit bot sich mir nur selten. »Und von Hüterinnen wird das nicht erwartet?«, fragte ich mit einem zuckersüßen Lächeln. »Denn wenn du damit erklärst, dass ich nicht deiner Autorität unterstehe, dann kann ich damit arbeiten.«
Er ergriff meine Hand. »Übertreib es nicht.«
Dieser Abend war nicht besonders angenehm gewesen. Ich dankte dem Herrn für die kleinen Dinge, die uns daran erinnerten, dass wir wieder zu Hause waren.
Ich steckte meinen Schlüssel ins Schloss, der nun zusammen mit dem Schlüssel zu meinem Volvo und dem zum Haus meines Großvaters am Schlüsselring hing, um die Tür aufzuschließen. Ethan hatte natürlich selbst einen, aber er gestand mir diese kleine Feierlichkeit zu.
Seine Haltung änderte sich in dem Moment, als er sein Apartment betrat. Sein ganzer Körper entspannte sich, als ob er den Mantel der Macht und Autorität, der schwer auf seinen Schultern lag, einfach abgeworfen hätte.
Seine Wohnung bestand aus drei Zimmern - einem Wohnzimmer, dem Schlafzimmer und einem Badezimmer. Wie der Rest des Hauses waren alle drei im europäischen Stil gehalten: hohe Decken, Stuck und teure Gemälde.
Das Wohnzimmer erstrahlte bereits im sanften Glanz der Leuchten und Kerzen. Lichtkreise bildeten einen Kontrast zu den Schatten in den Ecken. Die Möbel waren überdimensioniert und aus dunklen Hölzern gefertigt. Ich konnte mir sehr gut vorstellen, wie Marie-Antoinette nach einem Abend französischer Heiterkeit in einen solchen Raum zurückkehrte.
Ein Teil des Wohnzimmers war den Erinnerungsstücken Ethans an sein jahrhundertelanges Dasein gewidmet. Auf einem Tisch befanden sich Runensteine und Waffen, und in einer hohen Vitrine stand ein Ei aus Gold, Emaille und Edelsteinen. Das Ei wurde von einem Drachen mit Augen aus Rubinen umschlungen. Da es sich hinter Glas befand und durch ein Licht hell erleuchtet wurde, funkelten die Edelsteine wie von Zauberhand.
Das Ei war ein Geschenk an Peter Cadogan gewesen, den namensgebenden Meister dieses Hauses. Es stammte aus dem russischen Adel, und die großzügige Spenderin war zufälligerweise eine Fee gewesen. Ich wusste nicht, aus welchem Grund er dieses Geschenk erhalten hatte, nur, dass er ihr wohl einen »Gefallen« getan hatte, aber das änderte nichts daran, dass das Ei wunderschön war.
Seitdem auch ich hier wohnte, hinterließ Margot immer eine kleine Leckerei nebst einem Getränk für Ethan, was sich beides stets auf einem Tablett auf dem Beistelltisch befand. Ich bekam eine Trüffelpraline; er bekam eine Flasche Selterswasser. Vor dem Schlafengehen etwas Leckeres zu bekommen fand ich gar nicht übel.
Doch das Besondere an unseren Abenden war nicht, dass wir uns den einen oder anderen Luxus leisteten. Es war die schlichte Tatsache, dass wir sie gemeinsam verbrachten. Nachdem ich herausgefunden hatte, dass Ethan mich zum Vampir gemacht hatte, hatte ich ihn herausgefordert. Unsere Beziehung war ein einziges Auf und Ab gewesen, stets unter Strom, und sein Tod, der zum Glück nicht endgültig gewesen war, hatte es nicht einfacher gemacht. Es erfüllte mich immer noch mit Ehrfurcht, dass wir nun in einer Beziehung zu leben schienen, die tatsächlich funktionierte.
Er war stur, ein Politiker und ein Kontrollfreak, und es gab gewisse Momente, in denen mich seine herrische Art verärgerte. Aber er liebte seine Vampire, und er liebte ohne jeden Zweifel auch mich. Ich versuchte für all diese kurzen Momente dankbar zu sein, die wir teilen durften, selbst wenn es sich nur um unsere kleinen Rituale vor dem Schlafengehen handelte - Zähneputzen, Schlafanzüge anziehen, sich auf den nächsten Tag vorbereiten.
Er verschwand in seinem begehbaren Kleiderschrank, der so groß wie mein eigenes Schlafzimmer hier im Haus und wie der Rest des Apartments möbliert war.
Ich kickte meine Stiefel in die Ecke und warf meine Jacke aufs Bett - es war auch nett, jemanden zu haben, der jede Nacht hinter mir herräumte - und ließ mich auf den Rücken fallen. Ich sank in die edle weiche Bettwäsche und schloss zufrieden die Augen.
»Dein erster Ausflug als Vorsitzende des
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