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Chiemsee Blues: Hattinger und die kalte Hand (German Edition)

Chiemsee Blues: Hattinger und die kalte Hand (German Edition)

Titel: Chiemsee Blues: Hattinger und die kalte Hand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Bogenberger
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und verfolgt, das reicht! Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden ...“
    Dr. Schanderl zog seinen Autoschlüssel aus dem Lodenmantel und zielte damit auf den Daimler.
    „Mooment!“ Hattinger schnappte dem verdutzten Mann den Schlüssel aus der Hand, noch während der Luxusschlitten mit den Scheinwerfern blinkte.
    „Jetzt reicht’s wirklich! Entweder Sie kommen jetz amoi runter von ihrem Egotrip oder wir nehmen Sie mit aufs Präsidium. Wir können auch ganz anders!“
    Dr. Schanderl war sichtlich irritiert. Er protestierte nicht einmal gegen den Schlüsselraub.
    „Also gut ... was wollen Sie denn?“
    „1991, von Mitte August bis Anfang Dezember, da hat in Ihrer Klinik eine junge Ärztin namens Annette Kauffmann gearbeitet ...“
    „Vor 20 Jahren? Sie werden doch hoffentlich nicht von mir erwarten, dass ich mich nach 20 Jahren an jeden Mitarbeiter erinnere, der ein paar Monate da war.“
    Hattinger spürte, dass Schanderl auswich.
    „Die junge Frau hat a hervorragendes Staatsexamen gmacht. Sie wollt Anästhesistin werden. Sie ham doch sicher operiert, oder?“
    „Selbstverständlich ...“
    „Dann ham Sie über drei Monat im selben OP mit ihr gearbeitet und wolln mir erzählen, dass Sie sich nicht an sie erinnern?“
    Schanderl wurde klar, dass Hattinger nicht lockerlassen würde.
    „Wie war der Name?“
    „Kauffmann, mit zwei Eff, Annette Kauffmann.“
    „1991 ...“
    „Wollen Sie die genauen Daten? Ich hab die Unterlagen von der Ärzteversorgung und von der Krankenkasse im Auto“, sagte Petra Körbel.
    „Nein, ich glaube ... ja ... jetzt weiß ich, wen Sie meinen ... diese junge Anästhesistin, ja ... Aber hören Sie, das ist doch auch längst Schnee von gestern.“
    „Was is Schnee von gestern?“ Hattinger wurde hellhörig.
    „Ich meine, der Prozess ist doch auch längst vorbei.“
    „Welcher Prozess?“
    „Das war natürlich eine sehr bedauerliche Geschichte ...“
    „Nämlich?“
    „Ein junges Mädchen ist nach einer Operation gestorben. Wer möchte das schon. Es ist eben passiert ...“
    „Und warum? War sie so schwer krank?“
    „Sie war schwanger ...“
    „Ja daran stirbt ma doch ned ... Herrgott, jetzt lassen S’ sich doch net alles aus der Nasn ziagn!“
    „Wir haben eine Interruptio vorgenommen. Es gab eine medizinische Indikation.“
    „Aha ... vielleicht noch mal für Menschen ohne Medizinstudium?“
    „Eine Schwangerschaftsunterbrechung. Es gab einen medizinischen Grund.“
    „Und welchen, wenn ich fragen darf?“
    „Das Mädchen hatte schwere Asthmaanfälle. Das war ein offizieller Grund für eine Indikation.“
    „Sie erinnern sich ja auf einmal doch ganz gut ... Und woran is sie dann gstorbn?“
    „Es war ein septischer Schock, eine schwere Blutvergiftung, auf Deutsch. Wir haben alles getan ... Leider vergeblich. Aber man hat Frau Kauffmann, und letzten Endes unserer Klinik, einen Kunstfehler unterstellt.“
    „Ja, und? Was weiter?“
    „Was weiter? Wir sind freigesprochen worden. In allen Punkten. Das Verfahren wurde eingestellt. Aber was nützt das, frage ich Sie, wenn es jahrelang dauert? Wir hatten ohnehin schon eine Pechsträhne hinter uns ... unfähiges Personal zum Teil, die haben zwar ihren Lohn eingestrichen, aber ständig Hygienevorschriften missachtet, wir hatten ein paar Infektionsfälle, das passiert in jedem Krankenhaus, aber für eine Privatklinik, die noch im Aufbau ist – ja was glauben Sie denn, was da los ist, wenn der Ruf erstmal gelitten hat, wenn Gerüchte gestreut werden? Und dann noch diese Geschichte! Eine 15-Jährige stirbt bei einer Abtreibung – was glauben Sie, was da geredet wurde? Das war der Anfang vom Ende ...“
    Eine Weile sagte niemand etwas. Schanderl zog seinen Lodenmantel aus und legte ihn auf die niedrige Mauer, die den Parkplatz begrenzte. Er setzte sich auf den Mantel.
    „Niemand wollte das, das können Sie mir glauben.“
    „Und die Frau Kauffmann, warum hat denn die dann so schnell gekündigt?“
    „Mein Gott, was glauben Sie denn? Sie ist verklagt worden. Man hat versucht, ihr einen Kunstfehler nachzuweisen. Sie hat gerade mal seit zwei Monaten in ihrem Beruf gearbeitet, dann passiert ihr so was ... Die Frau war fertig, das ist doch klar!“
    „Aber jetzt sagn S’ doch mal – die Frau Kauffmann hat doch sicher als Berufsanfängerin keine selbständigen Narkosen machen dürfen, oder? Des wär ja so, als ob ma’ bei uns zum Beispiel an Verkehrspolizisten auf an Mordfall ansetzen würd.“
    „Herr Kommissar, Sie

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