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Chiemsee Blues: Hattinger und die kalte Hand (German Edition)

Chiemsee Blues: Hattinger und die kalte Hand (German Edition)

Titel: Chiemsee Blues: Hattinger und die kalte Hand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Bogenberger
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Weiss konnte ihm erzählen, dass sie Maria damals kurz vor den großen Ferien, die ihre letzten sein sollten, zufällig zweimal mit einem jungen Mann mit schwarzen langen Haaren gesehen habe, an einer ziemlich abgeschiedenen Stelle am Seeufer, die sie selbst seit Langem kannte, weil sie ganz in der Nähe gewohnt hatte, einer Stelle, wo die beiden einigermaßen sicher sein konnten, nicht zusammen gesehen zu werden. Der Mann sei sicherlich ein paar Jahre älter gewesen als Maria, eine weinrote Wandergitarre habe er dabeigehabt und darauf gespielt, ganz gut, wie sie meinte. Nein, sie glaube nicht, dass da etwas war zwischen den beiden ...
    Einen Tag darauf habe sie Maria noch einmal im Ort getroffen und sie nach dem Jungen gefragt, die sei ein bisschen verlegen gewesen und habe ihr gesagt, dass das nur der Bertram gewesen sei, der versprochen habe, ihr ein bisschen Gitarrenuntericht zu geben, und dass sie ihr nur versprechen müsse, ihren Eltern ja nichts zu sagen ... Und danach sei sie ohnehin mit ihren Eltern weggezogen, nach Kanada, weil ihr Vater da einen neuen Job für die Holzfirma angenommen habe, und erst jetzt vor einem Vierteljahr sei sie mit ihren beiden Töchtern wieder zurückgekommen, weil sie sich von ihrem kanadischen Mann habe scheiden lassen.
    Von Marias Tod habe sie erst viel später in Kanada in einem Brief von ihrer früheren besten Freundin erfahren ... dass sie bei einer Operation gestorben sei, aber warum sie überhaupt operiert worden war, habe ja keiner gewusst, man habe gerüchteweise von einem Blinddarmdurchbruch gehört ...
    Und jetzt, wo sie wieder da war, hatte sie, neugierig, wie sie war, herauszubringen versucht, woran Maria wirklich gestorben war. Ihm konnte es nur recht sein. Mit diesen neuen Informationen ausgestattet hatte er keine zwei Wochen gebraucht, den Mann ausfindig zu machen, zumal er immer noch in der Gegend lebte, oder vielmehr – sein Unwesen trieb ...
    Schnell hatte er ihn einkreisen können: Ein kleiner Gitarrenspieler war er, einer, der eine elektrische Gitarre bediente, einer von der Sorte, die sich einen überdimensionierten Verstärker kaufen und meinen, sich damit das Recht erworben zu haben, ihre Umgebung mit undefinierbarem Geheul zu überziehen, einen Musiker nannte er sich gar, er, der im Leben sicher noch nie einen Mozart oder Beethoven analysiert hatte, und schon gar keinen Sibelius oder Brahms, lächerlich, bei dem, was der an „Musik“ zum Besten gab, ein ungebildeter aber desto eingebildeterer Mensch, der von wahrer Musik nicht die geringste Ahnung hatte, der rumlief wie ein gealterter bayerischer Zigeuner mit schwarzen Zotteln auf dem Kopf Ein „Frauenheld“, hieß es – was immer das sein mochte ... Ein billiger Gigolo!
    Er hatte sich unauffällig, doch gründlich umgehört, bei Leuten, die diesen Mensch kannten, man erzählte sich, dass dieser eitle Gockel sich schon in jungen Jahren – vor allem im Sommer – auf junge Touristinnen „spezialisiert“ hätte ...
    Den letzten Beweis, dass es sich um den Mann handelte, den Lucia Weiss beschrieben hatte, erbrachte er schließlich selbst: Er fädelte es so ein, dass er dem Mann scheinbar zufällig beim Einkaufen in einem Supermarkt begegnete, und er stellte sich hinter ihn an die Kasse. Als der Gitarrenspieler sich einmal nach ihm umdrehte, fragte er ihn sehr freundlich: „Ach, entschuldigen Sie, haben Sie eigentlich immer noch Ihre schöne alte weinrote Wandergitarre? Ich habe Sie vor vielen Jahren mal auf der spielen gehört, wissen Sie ...“
    „Ja logisch ...“, hatte der Zigeuner geantwortet. „Die hängt bei mir dahoam an der Wand. Wieso, wolln S’ es kaufen?“ – „Nein nein, das ist mir nur gerade eingefallen, als ich Sie gesehen hab. Das hat mir gut gefallen damals.“ – „Ja dann, dankschön ... oiso, dann ... Wiedersehn.“
    Aber sicher, hatte er gedacht. Ganz bestimmt sogar – und freundlich genickt –, aber vermutlich anders, als dir lieb ist ...
    Von dem Zeitpunkt an war er sich ganz sicher gewesen, dass das der Mann war, der seine Tochter vergewaltigt hatte.

45
    Hattinger bellte ungehalten in sein Handy. „Mia ...! Zefix, jetz geh halt hin, es is wirklich wichtig!“
    Nach dem gefühlt fünfzigsten Mal kam endlich eine Reaktion. Ein Knacken in der Leitung und schließlich ein schläfriges: „... Hattinger ...? Des gibt’s doch ned, du ruafst ja wohl bloß no o, wenn andere Leut schlafn ...“
    „Mia, Gottseidank ... pass auf: Is der Klampfenberti bei dir?“
    „Sag

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