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Chiemsee Blues: Hattinger und die kalte Hand (German Edition)

Chiemsee Blues: Hattinger und die kalte Hand (German Edition)

Titel: Chiemsee Blues: Hattinger und die kalte Hand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Bogenberger
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keinem Lufthauch gekräuselt, spiegelblank glänzte es wie flüssiges Quecksilber. Er hatte immer noch Zeit.

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    „Woaßt du was – des gibt’s einfach ned ...“, meinte Hattinger und nahm noch einen letzten tiefen Zug aus seiner Zigarette, bevor er den fast schon angekokelten Filter in Bambergers mobilem Kippendepot ausdrückte. Sie standen im Garten von Ostermeiers Haus und es begann schon zu dämmern.
    „Is dir des ned ah aufgfalln, in dem ganzen Haus liegt überhaupt nix Persönliches rum von dem Ostermeier ... A so was gibt’s doch ned, dass jemand nur a paar Klamotten und a paar alte Bücher und an Ferseher hat – koane Fotos, koane Papiere, koane Akten, koan persönlichen Kleinkram, koa Glump ... des glaub i einfach ned. I konn mi doch ned so täuscht ham ...“
    „Doch“, entgegnete Bamberger trocken, „... daad i jetz normalerweis sagn, aber ehrlich gsagt, i glaubs ah ned ...“
    Sie hatten als Letztes Ostermeiers Garage durchsucht, Bambergers Leute hatten die Reifenspuren in der Einfahrt gesichert. Das Auto war natürlich weg, es war laut Zulassungseintrag im Computer ein grauer japanischer Minivan, den sie schon zur Fahndung rausgegeben hatten. Die Garage war recht tief, Ostermeier hatte den hinteren Teil zu einer gut ausgerüsteten kleinen Werkstatt umfunktioniert, aber auch da hatten sie nichts gefunden, was einen Hinweis auf seinen Aufenthaltsort oder gar seine Pläne gegeben hätte.
    Wenigstens waren sie inzwischen sicher, dass sie den Richtigen suchten, denn die Fingerabdrücke im Haus stimmten überein mit den Fingerabdrücken auf der Taschenlampe, die Hattinger in der Nähe von Schanderls Wagen gefunden hatte.
    „Der muaß irgendwo anders no an Unterschlupf habn ... aber des kann ja überall sei ... A Almhüttn, a Schrebergarten, a Wohnung in Österreich – in 20 Minuten is der über d’ Grenz ...“
    „Aber gemeldet is er nirgendwo sonst“, warf Andrea Erhard ein.
    „Das heißt natürlich nichts“, meinte Wildmann. „Aber was mich immer noch wundert, das Haus hier ist gar nicht unterkellert.“
    „Des war aber um die Zeit, wo des gebaut worden is gar net unbedingt üblich, vor allem wenn a Haus direkt am Hang liegt, wie des. Bei so am stoanigen Untergrund, i glaub, da hat ma ned glei die Felsen weggsprengt. Da hat ma manchmal vielleicht an kloan Teil unterkellert, damit ma an Kartoffelkeller hat und an Kohlenkeller. Außerdem gibt’s koan Eingang, koane Kellerfenster, nix ...“
    „Kartoffelkeller ... der wäre ja am praktischsten in der Nähe der Küche ...“ Wildmann ging wieder ins Haus.
    „Guad, dann such’ma halt weiter. Was soll’ma sonst machen – as Ergebnis von der Fahndung abwartn?“
    Hattinger ging ins Haus, Haller, Körbel und Erhard trotteten hinterher. Alle waren schon mehr als müde. Als sie an der Küche vorbeikamen, hörten sie seltsame dumpfe Schläge.
    „Chef?“ Wildmanns Stimme kam aus der Speisekammer.
    Hattinger ging in die Küche, die anderen folgten. Sie sahen Karl Wildmann in der Speisekammer herumhüpfen, mal sprang er nach links, dann wieder nach rechts. Er musste irgendwas entdeckt haben, denn so durchgeknallt konnte keiner sein, dass er an diesem Ort, zu dieser Zeit Frühsport betrieben hätte.
    „Hören Sie das?“ Er hüpfte links, er hüpfte rechts. „Den Unterschied!“
    Tatsächlich war das Wummern auf einer Seite etwas trockener, auf der anderen voller, mit einer dunkleren Resonanz. Bei normalem Begehen wäre sicher nichts festzustellen gewesen.
    „Ich glaube, da ist ein größerer Hohlraum drunter.“ Wildmann rückte seine verrutschte Brille wieder auf die Nase und deutete auf die hintere Seite der Speisekammer.
    Hattinger nickte. „Okay, schau’ma nach!“
    Der Boden war von zwei Bahnen dunkelrotem Linoleum bedeckt. Als sie die Bodenleiste an der Außenwand leicht nach oben herausziehen konnten, war klar, wie es weiterging, die Längsleiste ließ sich jetzt auch einfach abnehmen, und schließlich war es längs der Kante möglich, die ganze Linoleumbahn aufzuklappen, sie war durch eine dünne Tischlerplatte auf der Unterseite versteift. Unter ihr war zunächst eine sehr massive Tischlerplatte mit eingelassenem Griff. Wenn man daran zog, klappte sie in ihren Scharnieren an der Längsseite nach oben und sie konnte gegen die Wand gelehnt werden. Darunter kam die erste Lage ganz modernen Schalldämmungsmaterials zum Vorschein, relativ leichte, aber harte Platten, die versetzt übereinanderlagen. Erst als sie die herausgenommen

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