Chiemsee-Cowboys - Oberbayern Krimi
gebracht haben, von der ganzen Transport- und Verteilerlogistik, da wussten aber noch einige Leute mehr Bescheid. Dann ist da ja auch noch der ganze Clan in Bukarest. Was, wenn einer von denen hier weitermacht, nur eben mit anderen Produkten? Die brauchen nichts neu aufzubauen, so was dauert ja auch ewig lange. Die schicken einfach ein paar andere Köpfe an die Verteilerfront. Italiener. Da kommt keiner so schnell auf die Rumänen-Masche und dass da Zusammenhänge sind. Dazu würde auch das Drumherum mit den toten Briefkästen, diese ganze Geheimniskrämerei passen. Das riecht doch förmlich nach Ex-Geheimdienstlern aus dem Osten und solchen Leuten, oder?«
»Da hat er gar nicht unrecht«, sagt der Stocker, »denk bloß mal, was passiert, wenn einer von denen die Mona auf einem Foto wiedererkannt hat und sich vorstellt, wie radikal wir da im letzten Jahr mit denen aufgeräumt haben. Ist also reiner Selbstschutz. Was da mit den beiden Wirten war und wie das jetzt hier reinpasst, das weiß ich auch nicht. Aber wieso sollen die, die dahinterstecken, nicht das Geschäft erweitert haben: Rauschgift sowieso, und je nach Bedarf ein bisschen Schutzgelderpressung nebenbei. Was willst du jetzt machen?«
»Ich?«, sagt der Zuckerhahn. »Ich lass die Aushilfskellner beschatten. Die werden sich mit Sicherheit heute oder morgen absetzen. Der alte Vito hat heute mit einem von denen telefoniert, meine Leute haben es durch das Richtmikrofon mitgekriegt. Vito will keinen von denen weiterbeschäftigen, das Kellnern machen seine Söhne, sagt er, und in der Küche sind er und seine Frau. Also lasse ich die Ex-Kellner beschatten und hoffe, dass einer von denen noch an einen toten Briefkasten geht oder sonst was macht, das uns weiterbringt. Stocker, das bleibt aber jetzt alles unter uns. Ich hab was gut bei dir, und du hast was gut bei mir. Vergiss das nicht. Und Ende.«
Damit hat der Zuckerhahn die Verbindung unterbrochen, und Zeno sagt zum Stocker: »Wir fangen alle als Idealisten an, werden dann schnell zu Pragmatikern und enden als Pessimisten. Besonders bei der Kripo.«
Musikkneipe »Endstation«, 20.35 Uhr
»Grüaß euch, Mädel und Burschen, gleich geht’s hier wieder ab mit Rock vom Feinsten. Für die paar, die zum ersten Mal hier san: Wie alle vierzehn Tag haben wir heut wieder unseren Livemusik-Mittwoch. Ich bin der Ringo, und das hier ist meine Gitarre, der da drüben am Bass, das ist der Ferdl, und trommeln tut der Stocker. Und für unser männliches Publikum, da haben wir ein Spezialangebot. Zum ersten Bier gibt’s als Geschenk des Hauses nur hier und heute: die Pille für den Mann. Wird nach dem Verkehr eingenommen und verändert die Blutgruppe. Wir starten mit einem Lied, das wir unserem Ex-Bundespräsidenten widmen wollen: ›Money for nothing‹. Dazu muss ich noch sagen: Einer wie unser Franz Josef Strauß, der Herr hab ihn selig, der hätt sich nie und nimmer eine halbe Million von einem Unternehmer geliehen. Der hätt sie geschenkt bekommen. So, und jetzt viel Spaß!«
Und dann geht die Post ab in der »Endstation«, dem ehemaligen Bahnhof in der Nähe von Prien. So an die fünfzig, sechzig Leute drängen sich in der Gaststube, und der ausgestopfte Hirschkopf an der Wand über der verschrammten Holztheke, der wackelt mit den Hörnern. Die Nellie zapft, wie wenn’s um ihr Leben ginge, und ein Bier nach dem anderen wandert über den Tresen.
In der Küche swingt und klappert der Zeno mit seinen Töpfen und Pfannen. Das »Gericht des Tages« ist heute:
Knusprig panierte Tafelspitz-Stücke mit Kartoffel-Feldsalat
Für vier Personen nimmt man ca. 600 g gekochten Tafelspitz. Die Scheiben, wenn’s geht, unter einem Zentimeter dick, quer zur Faser vom kalten Tafelspitz abschneiden.
2 Eier aufschlagen, einen Schuss Sahne dazugeben, alles gut verquirlen.
Die Tafelspitz-Scheiben erst in Mehl wenden, dann durch die Ei-Sahne-Mischung ziehen und zum Schluss leicht in Semmel- oder, noch besser, in Brezen-Brösel drücken.
In einer Eisenpfanne in viel Fett oder Öl fast schwimmend bei mittlerer Hitze einige Minuten rausbacken, bis die Stücke goldgelb sind. Jetzt aus der Pfanne nehmen, salzen und mit Küchenpapier abtupfen. Einen Spritzer Zitronensaft drüber, auf die Teller damit und ab.
Dazu gibt’s in der »Endstation« heute einen lauwarmen Kartoffelsalat, mit Brühe und ganz wenig Öl angemacht, der mit etwas Feldsalat vermischt ist.
Fehlt noch das Meerrettichdressing: Einen Löffel Butter in einen Topf, einen
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