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Chiemsee-Cowboys - Oberbayern Krimi

Chiemsee-Cowboys - Oberbayern Krimi

Titel: Chiemsee-Cowboys - Oberbayern Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz von Wilk
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aufgemalten Wort steht in kleineren Buchstaben: »Ein Unkraut ist nichts anderes als eine Pflanze, die am falschen Fleck wächst.«
    »Wer zum Teufel … es ist halb eins in der Früh! Na logisch, du, Stocker. Was gibt’s?« Missmutig grunzt der Zuckerhahn ins Telefon: »Wünsch dir bloß, dass es wichtig ist.«
    »Glaub schon. Schau, dass du sofort jemanden zum ›Il Padrino‹ kriegst. Da brennt der Audi vom Vito Buonasante. Hinter der Pizzeria, beim Kücheneingang. Wir waren da, und mindestens eine Feuerwehr ist mittlerweile auch schon da. Wenn die gleich zum Löschen angefangen haben, könnte noch einiges für deine Leute von der KTU übrig sein.«
    »Warum brennt jetzt auf einmal … Ist ja egal. Erzähl mir morgen, was ihr noch so alles gesehen habt, ich kümmere mich jetzt um den Audi. Servus und Ende.«
    »Das war aber jetzt eine stark bereinigte Form der Wahrheit, oder?« Zeno trinkt sein Bier aus und schaut den Stocker mit großen Augen an.
    »Kennst du den japanischen Film ›Rashomon‹?«, sagt der. »Von Kurosawa war der, glaube ich. Aus den fünfziger Jahren. Da geht’s drum, dass sich ein paar Leute in einer Dschungelhütte gegenseitig die gleiche Geschichte erzählen. Nur hat sie jeder anders erlebt. Aber jeder von den dreien oder vieren glaubt, dass seine Version der Geschichte die wahre ist. Damit mein ich, dass es immer verschiedene Wahrheiten gibt. Deine, meine, die von den anderen und so weiter.«
    »Versteh ich jetzt nicht. Außerdem sind das da draußen in der Filzen Italiener und keine Japaner. Ich hol mal noch zwei kleine.«
    »Mach das«, sagt der Stocker. »Was ich meine, ist, dass die Italiener der Polizei gleich eine Geschichte erzählen, und die hören wir uns morgen früh vom Zuckerhahn an. Dann können wir immer noch zugeben, dass du ein behämmerter Pyromane bist. Aber vielleicht kommen wir anders aus der Nummer raus. Wart’s erst mal ab.«

Pizzeria ›Il Padrino‹, 02.28 Uhr
    Die insgesamt vier Feuerwehr-Löschzüge und Einsatzfahrzeuge sind weg, ebenso der Abschleppwagen des Marquartsteiner Ford-Händlers. Zusammen mit den ziemlich ausgebrannten Resten des Audis hinten auf der Ladefläche. Der Ford-Händler ist immer noch sauer, weil er überhaupt nicht begreifen konnte, warum er mitten in der Nacht in die Kendlmühlfilzen fahren musste, um ein ausgebranntes, vollgeschaumtes und nasstriefendes Autowrack abzuholen. Wenn’s wenigstens ein Ford gewesen wär. Aber nein, ein Audi. Wenigstens hab ich jetzt einen Spruch für den Stammtisch, denkt er sich. Was ist der Unterschied zwischen einem Ford und einem Audi? Der Audi brennt länger. Und warum muss der Audi jetzt, sofort und auf der Stelle nach München? Nach München, hallo? Aber der Kriminaler am Telefon, der war so was von unhöflich.
    »Ich mach Ihren Laden schneller dicht als Müller-Brot«, hat der ins Telefon gefaucht, das ihm der Grassauer Polizist gereicht hat, »und wegen Behinderung der Justiz krieg ich Sie auch dran, wenn Sie Ihren ölverschmierten Hintern nicht gleich in Richtung Autobahn bewegen. Der Streifenwagen fährt vor Ihnen her, also keine Mätzchen. Gute Nacht und Ende.«
    Tja, und recht viel besser ist die Stimmung in der Pizzeria auch nicht: Die Babett hat sich ein großes Helles gezapft, nimmt einen Schluck, rülpst und zeigt mit dem Glas in der Hand auf Musona.
    »Jetzt glangt’s mir. Aber so was von absolut. Ich hab hiermit offiziell die Schnauze voll von deinem Mafia-Mist. Schau dich bloß mal an, was aus dir geworden ist. Alt bist geworden. Schwerhörig. Und Gicht hast auch. Außerdem Leberflecken wie ein Streuselkuchen. Und einen Blutdruck wie ein alter Fahrradschlauch. Ganz zu schweigen von deinem Prostata-Zeugs. Wenn du aus Versehen mal im Stehen pinkelst, dann schaut die Toilette nachher aus, wie wenn der Nachbar mit der großen Gartengießkanne durchmarschiert wär. Und das alles von dem Stress hier. Wie lange geht das noch? Was? Wie? Ich sag’s dir: gar nicht mehr. Weil wir morgen nach Straubing ziehen. Da, dein Schwager hier, der kann den Laden übernehmen. Ich fahr nach Straubing. Und du auch, amigo .«
    Musona sitzt da mit gekrümmten Schultern, einem blassen, teigigen Teint und sieht zwischen seinem nervösen Zucken auf seine Hände runter. Auf seine Leberflecken auf den Handrücken, dann schaut er in den großen braungetönten Spiegel hinter der Theke auf sein Ebenbild und denkt sich: So hab ich das alles nicht bestellt, das kannst du mir glauben. Neben ihm hält sich Don Vito an einem

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