Chiemsee-Cowboys - Oberbayern Krimi
Löffel Mehl dazu einrühren, klumpig werden lassen und anbräunen, dann mit einer halben Tasse Brühe unter Rühren aufgießen. Jetzt einen oder zwei Löffel Meerrettich dazu, fertig. Jeweils zwei oder drei Esslöffel von dem Dressing neben die Tafelspitz-Stücke auf den Teller geben. Mahlzeit.
Für die, denen das zu viel ist, die aber trotzdem an der Theke zum Bier was Schmackhaftes kauen wollen, gibt’s:
Weltmeister-Fleischpflanzl
Jetzt wieder für vier Personen:
ca. 350 g gemischtes Hack
ca. 150 g weißes Kalbsbrät
1 Zwiebel, 1 Ei, 1 Löffel Mehl, 1 altbackene Semmel, ¼ l Milch, 2 TL scharfer Senf, Salz, Pfeffer, ein kleiner Bund Petersilie, zwei oder drei Zehen Knoblauch, Majoran, 20 g Butter, Öl zum Braten, außerdem noch ein oder zwei Tassen Fleischbrühe.
Die Petersilie, die Zwiebeln und den Knoblauch schneiden und zusammen mit dem Majoran in der Butter glasig andünsten.
Die Semmel in Milch einweichen und dann ausdrücken, dann mit dem Hackfleisch, dem Brät und mit den angedünsteten Zutaten (oben) sowie dem Ei mischen.
Mit Pfeffer, Salz, Muskat und Senf abschmecken, dann mit nassen Händen kleine, flache Pflanzl formen und im heißen Fett mittelbraun rausbraten (auf jeder Seite circa drei Minuten).
Dann vor dem Servieren kurz in der heißen Fleischbrühe wenden. Die zieht ein und gibt den »Weltmeister-Pflanzln« einen besonderen Geschmacks-Kick. Dazu passt natürlich auch der Super-Kartoffelsalat vom Zeno.
Mahlzeit.
Sehr viel später, an der Theke
Zeno hat schon wieder diesen philosophischen Gesichtsausdruck drauf und sagt: »Diskriminiert man mit einer Buchstabensuppe eigentlich einen Analphabeten?« Gedankenverloren rührt er mit seinem Zeigefinger in seinem Bier.
»Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?« Der Stocker schaut von seinem Glas auf und denkt, warum müssen immer ab zwei Uhr morgens solche Gespräche hier an der Theke laufen? War doch wieder einmal so ein schöner Abend in der »Endstation«. Die Musik war super, die Gäste waren gut drauf, der Umsatz perfekt und die Weltmeister-Pflanzl und der Tafelspitz: ausverkauft. Weg, und der Kartoffelsalat auch.
Die Nellie, genervt von ein paar saublöden Sprüchen, die hat noch schnell einen letzten Gin Tonic mit dem Stocker und dem Zeno im Stehen genommen, überall die Lichter ausgeschaltet und ist dann mit ihrem roten Mini vom Parkplatz gefegt. Davor hat sie aber noch mal so richtig ihren Frust rausgelassen: »Sag ich doch zu dem Primelmeier«, sagt sie, »dem blöden Hund: ›Ich geh jetzt zweimal die Woche zur Fitness in Endorf.‹ – ›Was‹, sagt der, ›was machst du denn da?‹ – ›Bauch, Beine, Po‹, sag ich. Und dann sagt der doch glatt zu mir: ›Hast du doch alles, mach doch lieber Titten.‹«
Das waren ihre letzten Worte an der Theke, bevor sie ihr Glas mit einem aggressiven Schluck geleert und auf den Tresen geknallt und den Stocker und den Zeno dabei so richtig böse angefunkelt hat.
Der Zeno sieht den Mini in der Dunkelheit verschwinden und meint: »Wo der Teufel nicht hinkommt, da schickt er erst mal eine Frau vor. Auch wenn sie lesbisch ist. Aber jetzt mal ehrlich: Setz einem Analphabeten eine Buchstabensuppe vor, und der verklagt dich beim Internationalen Gerichtshof für Menschenrechte wegen Diskriminierung einer Minderheit oder so was.«
»Deine Sorgen hätt ich wirklich gerne. Ehrlich. Sag mir lieber, wie wir in der Sache mit der Mona weiterkommen.«
Wie sie da so an der Ecke der Theke sitzen, in der Gaststube ist nur noch die Notbeleuchtung an, da sehen die beiden aus, wie, ja, wie auf dem berühmten Bild von Edward Hopper. »Nighthawks« hat das wohl geheißen. Da war auch eine Frau mit drauf, auf dem Bild. Die ist in diesem Fall soeben davongebraust. Und anstelle des weißgekleideten Barkeepers, da gibt’s in der »Endstation« den ausgestopften Hirschkopf. Aber die düstere Stimmung, die kommt ungefähr hin.
»Man ist die Gesamtsumme dessen, was man gemacht hat und wo man gewesen ist. Und irgendwann, da hält dir einer ein brennendes Streichholz an die Seele, und du zuckst nicht einmal. Dann ist es so weit. Ja.«
»Zeno, find ich echt super, dass du soeben die Dimension gewechselt hast, aber ich geh jetzt ins Bett. Und morgen früh, da ruf ich den John in Spanien an, vielleicht kann der mit seinen Computerfreaks was rauskriegen. Wer immer der Mona die Uhr auf null gestellt hat, der ist dran. So wahr ich hier sitze und du auch. Mach die Bude dicht und schmeiß dich in die Kiste. Bis morgen,
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