Chiemsee-Cowboys - Oberbayern Krimi
viel wissen. Eine Bekannte von mir ist in die Luft gesprengt worden. Irgendwer verkauft Drogen und erpresst Schutzgeld. Zwei Wirte kochen jetzt für Jesus. Ein Kleingangster ist spurlos verschwunden. So in der Art. Wir wollen wissen, was da abläuft und wer dahintersteckt. Und wenn wir wissen, wie die Geldströme laufen, geb ich dir einen Tipp. Okay?«
»Gut. Ich mach das. Mit dieser Mürzberg-Sache in Bernau letztes Jahr, da haben wir übrigens schon ein bisschen Geld verloren, meine Partner und ich. Der Berg wird jetzt versteigert, hab ich gehört. Stimmt doch, oder?«
»Ja, schon. Warum seid ihr da so schnell ausgestiegen, John?«
»Ach, die wollten unsere Pläne nicht so genehmigen, wie wir das vorhatten und so weiter. Ist aber egal, denn mit der anderen Sache haben wir ja gut verdient.«
»Ich warte auf eine SMS von dir, dann ruf ich dich wieder an, okay?«
»Ist gut, Stockman. Schön, dass wir wieder was zusammen machen. Weißt du übrigens, was die Badewanne zur Toilette sagt? Nein? Sie sagt: ›Ich krieg genauso viele Ärsche ab wie du, aber ich muss nicht den ganzen Mist schlucken.‹ Take care , Stockman. Bye. «
Englischer Humor, so was. Kann hier keiner drüber lachen. Der Stocker schaut nach draußen: kein Mensch weit und breit. Also könnt ich noch kurz den Zuckerhahn anrufen, denkt er sich.
Der ist nach dem zweiten Läuten in der Leitung: »Grüß dich, Albin. Ich lese grade hier in der Zeitung, dass der Brüderle die Hoffnung der FDP ist. Wie mag dann erst der Schrecken aussehen, wenn der die Hoffnung ist. Was gibt’s?«
»Ich hab mit dem John gesprochen, der hängt sich da rein. Wollen wir uns irgendwo treffen? Ich hab da so einen Plan, den möchte ich gerne mal mit dir durchgehen.«
»Wenn du Gott zum Lachen bringen willst, erzähl ihm von deinen Plänen. Ist ein Sprichwort. Aber gut, ich wollt sowieso gleich mal nach Rosenheim rüber, da läuft eine Vernehmung von einem Drogenkurier, den haben die Schleierfahnder von der Inntal-Autobahn gefischt, kurz nach der Kufsteiner Grenze. Könnte sein, dass der was mit unserer Sache zu tun hat oder was weiß. So gegen sieben könnte ich bei euch in der ›Endstation‹ sein, bist du dann da?«
»Ja, wir haben heute Abend eine Gruppe von Kardiologen aus Fallingbostel im Lokal, in Prien ist doch diese Tagung. Die wollen was Spezielles essen, und Zeno will ein Chiemsee-Risotto machen, das wär doch auch was für dich, oder? So, und jetzt erzähl ich dir noch schnell, was der John für uns tun wird. Der geht den ganzen alten Kram noch mal durch, die gesamte Handy-Liste. Und wenn auch nur eins der Handys noch in Betrieb ist, und das Bewegungsprofil passt hier in die Landschaft, dann –«
»Chiemsee-Risotto, mmh? Hab ich noch nie gehört, das muss ich mir antun, um sieben bin ich da. Bis heute Abend.«
Musikkneipe »Endstation«, 17.25 Uhr:
»Hast du alles gekriegt?« Mit vorgeschobener Unterlippe schaut sich der Zeno die Einkäufe an, die auf dem großen Holztisch in der Küche liegen. »Flusskrebse, Schrazenfilets, Rotauge, Renke. Gut. Die Suppe hab ich so weit fertig, und das Risotto mach ich frisch an, wenn die Gäste da sind. Die werden sich wundern. Der Ober-Doc, der hier angerufen hat, der hat mir erzählt, dass sie vor ein paar Jahren in Mailand bei so einem Kongress ein Risotto hatten, so was Tolles hat er nie wieder gekriegt. Und ich hab ihm erzählt, dass es hier bei uns ein Chiemsee-Risotto gibt, und zwar nur hier, das nach einem uralten Rezept zubereitet wird, das nur noch zwei Personen kennen. Und das auch nur mündlich an Auserwählte weitergegeben wird. Der alte Fischer, der uns von dem Risotto erzählt hat, der ist schon lange tot. Ich hab ihm sogar noch erzählt, dass an einem speziellen Fleck im Delta der Tiroler Ache hier am Chiemsee auf einer kleinen und geheimen Fläche der Arborio-Reis wächst, wie er sonst nur in Italien in der Po-Ebene angebaut wird. Nur eben besser. Und das bisschen Reis, das die alte Fischerswitwe da erntet, das kaufen wir auf, und zwar alles. Also gibt’s das Risotto, wenn überhaupt, dann nur hier. Hat natürlich seinen Preis, so ein Essen. Das war dann der Punkt, wo er gesagt hat: ›Okay, ich bin der Präsident in diesem Jahr, so ein Essen, das soll mein Nachfolger dann erst mal toppen. Machen Sie ein Menü für acht Personen, der Preis spielt keine Rolle, aber wir wollen alle acht das geheimnisvolle Chiemsee-Risotto, mit einer speziellen Fischsuppe vorneweg, aber das überlass ich Ihnen. Den
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