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Chiemsee-Cowboys - Oberbayern Krimi

Chiemsee-Cowboys - Oberbayern Krimi

Titel: Chiemsee-Cowboys - Oberbayern Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz von Wilk
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von Johns Manchester-Truppe.
    Der kleine Kerl kommt auf ihn zu und sagt: »Hey, Stockman, nice to see you alive !« Stocker kriegt einen Händedruck verpasst, dass er denkt, er wäre in einen Schraubstock geraten, und der kleine Kerl redet weiter: »Ich hab hier drei Serrano-Schinken für dich, außerdem eine Kiste mit Bonito del Norte, Meersalz und noch so Zeugs. Außerdem noch einen Karton mit Technik-Kram. Ach so, ja, und eine Tasche mit einem persönlichen Geschenk von John. Die hab ich hier unter dem Sitz.«
    Damit wuchtet er eine rote Segeltuchtasche aus der Fahrerkabine und schwingt sie auf die Motorhaube von Stockers Wanderdüne. Während der Kerl um seinen Truck nach hinten zur Ladeklappe marschiert, öffnet der Stocker den Reißverschluss der Sporttasche und wirft einen Blick hinein: In Tücher eingewickelt findet er da zwei 38er-Trommelrevolver, ein paar Schachteln Munition und eine 12er-Schrotflinte, zweischüssig, mit kurzem Lauf und einem Pistolengriff. Was man eben so trägt in dieser Saison.
    Mittlerweile ist auch der Kleine zurück, stellt einen Umzugskarton neben die Wanderdüne und kommt eine Minute später mit einem kleineren Karton wieder. » Well , da ist die Technik drin, die Papiere, alles. In dem hier. In dem anderen ist das Futter. Du weißt Bescheid, sagt John. Ich muss weiter, Stockman. Ich ruf John an und sag ihm, dass alles okay ist, right ? Bei uns unten an der Costa, da bist du eine Legende. John erzählt immer wieder die Story, wie du nachts mit dem Taucheranzug in die Strandvilla von dem Dingsda reinmarschiert bist. Und eine Minute später ist der Mistkerl aus dem ersten Stock geflogen, und John hat vom Boot aus alles mit dem Fernglas gesehen. Wow. Ich hab die Story sicher schon zehn Mal gehört. Take care , Stockman, bye .«
    Damit schwingt sich der Bursche hinter sein Lenkrad und winkt noch einmal zum Stocker rüber, dann nimmt der alte Laster ruckelnd und lautstark Fahrt auf und biegt auf die Hauptstraße in Richtung Autobahn ab.
    Stocker verstaut grinsend und kopfschüttelnd seine Kartons und ist eine Minute später wieder unter der Unterführung in Richtung Prien unterwegs. Dann fällt es ihm ein, wie ein Blitz, so fährt es durch seinen Kopf: Sammy heißt er, der Kleine. Und so was wie eine Legende ist der selber auch. Jetzt muss man wissen, dass der John unten an der Costa Blanca, gleich hinter Oliva, eine Kneipe hat. Diese Kneipe ist sein Hobby, sein Geld macht er mit ganz anderen Dingen. Auf jeden Fall, in diesem Pub, das direkt an der Hauptstraße nach Valencia liegt, da verkehren überwiegend die Manchester-Boys. Es sind eigentlich so ziemlich ausschließlich die Jungs von John, die da verkehren. Gut, ab und zu verirrt sich da auch mal ein Spanier rein oder der eine oder andere englische Tourist, aber eigentlich ist es das Clubhaus der Manchester-Boys. Und es gilt im Pub die eiserne Regel: keine Schlägereien, keinen Radau und nichts, was die Polizei anlocken könnte.
    An einem wunderschönen Dienstagnachmittag sitzt der Sammy also am Tresen und löffelt eine Schüssel original englische Bohnensuppe. Außer ihm und dem Barkeeper ist an diesem herrlichen Sommertag keiner da. Die Wurlitzer-Box spielt »Dear Mrs. Applebee« von David Garrick, und Sammys alter Lastwagen steht auf dem Schotter-Parkplatz direkt vor der Eingangstür. So, dass ihn Sammy im Spiegel hinter der Theke sehen kann. Jetzt kommen zwei Harleys auf den Platz gerollt, parken genau hinter dem Lkw, und die beiden Biker kommen breitbeinig in die Kneipe gestiefelt: Los Muertes, spanische Zigeuner-Rocker. In engen, langen schwarzen Lederhosen und mit speckigen Jeansjacken, an denen die Ärmel abgeschnitten sind. Mit Muertes-Aufnähern vorne auf der Brustseite drauf. Die fettigen schwarzen Haare zu Zöpfen gebunden und mit reichlich Gold an den Ohren und an den Händen. Und tätowiert auf Teufel komm raus. Der Größere nimmt seine Sonnenbrille ab und stellt sich neben Sammy: »Ey, Liliputmann, was hast du auf deinem Lastwagen? Was Interessantes? Handys? Fernseher? Was?« Der zweite Rocker starrt den Barkeeper an, der sich mit beiden Armen am Tresen abstützt und den Sammy fixiert. Sammy seinerseits, der schaut den Barkeeper an, der wiederum langsam, fast unmerklich den Kopf schüttelt. Sammy könnte die beiden Schmalzlocken mühelos zerlegen, wenn er wollte. Das weiß er, und der Barkeeper, der weiß es auch. So was darf aber hier drin nicht passieren. Die Regel Numero uno von John lautet: Kein Krach hier drin.

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