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Chiemsee-Cowboys - Oberbayern Krimi

Chiemsee-Cowboys - Oberbayern Krimi

Titel: Chiemsee-Cowboys - Oberbayern Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz von Wilk
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solange ich weg bin. Prost, und jetzt keinen Kommentar, bitte.«
    Also steht der Stocker seufzend auf und geht hinter die Theke, während sich Zeno zum Josef runterbeugt und sagt: »Ab jetzt ist das hier dein Job. Pass auf den alten Sack auf, bis ich wieder da bin, Josef. Du kannst das, weil du ein gescheiter kleiner Kerl bist, oder?«
    Der Josef, der schaut dem Zeno tief in die Augen und gähnt dann so was von herzzerreißend, dass es das ganze Fellbündel schüttelt.
    Man kann sein Schicksal nicht aufhalten, denkt sich der Stocker, während er die zwei Biere zapft, aber man kann ihm zumindest einen Stuhl anbieten.

Abfahrt Prien 21.08 Uhr, Ankunft München Hauptbahnhof 22.11 Uhr, Gleis 15, Fahrtpreis einfach € 16,40
    Hat sich nicht besonders viel verändert, denkt sich der Zeno, wie er so durch den Menschenstrom schwimmt. Es riecht immer noch nach Diesel, und nach … ja, was? Nach Strom? Wie riecht Strom? Säuerlich? Dann ist da noch der Geruch von Menschen in Eile, von Bier und Leberkäs und von Pommes, die in altem Öl gequält werden. Und dann diese Lautsprecherdurchsagen, die man eigentlich nie so richtig versteht. Mit dem ganzen Hall hinten dran. Dann sind da noch die Menschen. Die, die von irgendwo nach irgendwo reisen, immer in Hektik und mit diesem »Sprich mich bloß nicht an«-Gesicht. Und dann die anderen, die abends so ab zehn auftauchen. Wie auf ein geheimes Kommando, ein Losungswort oder ein Trommelsignal, das nur sie kennen und hören. Dann kommen sie raus, die Kreaturen der Nacht. Die Armee der Zerlumpten und Bösartigen, der verlassenen und verlorenen, entgleisten Seelen. Die ganzen Gestalten, die alle irgendwann einmal zu tief in die dunkle Schublade des Lebens geschaut haben, Menschen, die man tagsüber einfach nicht wahrnimmt.
    Wo ist denn damals, vor ungefähr drei Jahren, der Nachtzug nach Paris abgefahren, denkt sich der Zeno, auf einem der 20er-Gleise, oder? Gleis 23 war das, genau, und zwar um diese Uhrzeit ungefähr. Ja, zweiundzwanzig Uhr fünfzig Abfahrt, so war das. Ankunft in Paris um neun Uhr vierundzwanzig am nächsten Morgen. Aber die beiden Drogenbosse, die diesen Zug damals genommen haben, die sind nie in Paris angekommen. Der Zuckerhahn und ich, wir sind in letzter Minute zugestiegen. Sind im Speisewagen drei Tische hinter den beiden gesessen und haben zugesehen, wie sie lauwarmen Champagner getrunken und sich über die Wiener Würstchen amüsiert haben und davon gesprochen haben, was sie erwartet, wenn sie erst mal in Paris sind. Über ein Jahr haben wir die observiert. Beweise gesammelt, Berichte geschrieben. Und dann? Der leitende Staatsanwalt hat den Haftbefehl abgelehnt. Obwohl klar war, dass die beiden für viele, viele Jahre im Bau gelandet wären. Für vier nachgewiesene Auftragsmorde in München, und natürlich die ganzen Drogendeals, die hatten wir auch fast alle auf Papier. Dazu: Schutzgelderpressung, Körperverletzung, Waffenschmuggel, was du willst, alles da.
    Dann war da noch diese Sache mit der Ehefrau vom Zuckerhahn, die mit seinem Wagen, mit dem er ein paar Minuten später wegfahren wollte, in die Luft gesprengt worden ist. War nicht persönlich gemeint, schon klar. War aber einfach nur wie bei der alten Griechen-Geschichte, wo der Sohn vom Dädalus, Ikarus hat der wohl geheißen, wie der beim Fliegen mit seinem selbst gebastelten Dings der Sonne zu nahe gekommen ist. War zu nah an der Hitze, der blöde Hund. Das Wachs ist geschmolzen, die Federn von seinem merkwürdigen Fluggerät sind weggetrudelt, und er ist abgestürzt. Macht nichts, die gleiche Sonne scheint heute noch. Aber um in die Neuzeit zurückzukehren: Beweise sind verschwunden, Zeugen sind umgefallen oder verunglückt. Die Frau vom Staatsanwalt, die hatte plötzlich einen neuen Porsche. Und gestorben wurde weiterhin.
    Die beiden Rumänen sind damals gegen Mitternacht in ihr Erste-Klasse-Schlafabteil gegangen. Und der Zeno und der Zuckerhahn fünf Minuten später. Klopf, klopf, klopf: »Sie haben was vergessen, meine Herren«, hat der Zuckerhahn durch die geschlossene Abteiltür gesagt.
    Immer noch mit einem Lachen im Gesicht und einer Automatik in der Hand hat der eine die Tür geöffnet und ist mit dem Lachen auf den Lippen und drei Kugeln in der Brust in die Ewigkeit gefahren. Sein Partner, der kam aus dem Bad. Dem hat der Zeno drei verpasst, über die Schulter vom Zuckerhahn weg.
    Dann: raus aus dem Zugfenster mit den beiden Revolvern. Und die Latex-Handschuhe hinterher. Der Zuckerhahn und der

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