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Chiemsee-Cowboys - Oberbayern Krimi

Chiemsee-Cowboys - Oberbayern Krimi

Titel: Chiemsee-Cowboys - Oberbayern Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz von Wilk
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Zeno, die sind wieder in den Speisewagen gegangen und haben ihr Bier getrunken. Erst weit hinter Stuttgart gab’s dann einen außerfahrplanmäßigen Halt mit massenweise Polizei auf dem Bahnsteig und Sanitätern und vier oder fünf Notärzten.
    Der Zuckerhahn ist dann zu einem der zugestiegenen Kriminaler gegangen und hat gefragt, was eigentlich los ist, weil er und sein Kollege ja hier im Zug zwei Kriminelle überwachen.
    »Da haben Sie wohl was verpennt, Herr Kollege«, hat der gesagt, »die beiden sind sozusagen vor Ihren Augen exekutiert worden. War wohl so was wie eine interne Abrechnung«, hat der Kriminaler gesagt.
    »So sehe ich das eigentlich auch«, hat der Zuckerhahn dann ein bisschen später zum Zeno gesagt.
    Der geht jetzt durch den Südausgang Hauptbahnhof, über die Bayerstraße in die Goethestraße rein. Hier war doch irgendwo die »Deutsche Eiche«, eine Pension mit Bar, in der man Kontakt zu den richtigen Leuten aufnehmen konnte. Die »Deutsche Eiche«, die heißt aber jetzt »Athena-Bar«. Über der schadhaften Leuchtschrift, in der das »h« unruhig flackert, ist ein Schild mit der Aufschrift »Zimmer«.
    In dem muffigen Foyer hat sich nichts geändert. Sechziger-Jahre-Charme, alte durchgewetzte Sessel, ein Nierentisch und viel roter Plüsch. Nur der Typ hinter der Rezeption, der ist wohl neu. Ein Libanese, so um die dreißig. Übergewichtig und schlecht gelaunt.
    »Wo ist der, der hier sonst immer rund um die Uhr gesessen hat?«, fragt der Zeno, während er seine Sporttasche vor sich auf den Boden stellt.
    »Der liegt jetzt rund um die Uhr. Und auf seinem Grabstein steht: ›Eigentlich wollte er lieber sitzen.‹ Sonst noch was, Alter?« Der Libanese legt seine dicken Unterarme auf die Theke und schaut den Zeno herausfordernd an: »Hab dich hier noch nie gesehen, was willst du?«
    »Gib mir ein Zimmer. Wenn’s geht, das im zweiten Stock ganz hinten rechts. Das mit der Nummer 228. In dem war ich vor ein paar Jahren schon mal.«
    »Und wo warst du inzwischen?«
    »Mal hier, mal dort. Einmal um die Sonne, könnte man sagen. Was kostet das Zimmer?«
    »Hundertfünfzig im Voraus für drei Tage. Frühstück gibt’s keins. Weiber sind nur erlaubt, wenn du sie bei mir bestellst. Oder magst du lieber Jungs?«
    »Nur wenn sie wie du aussehen«, sagt der Zeno und legt drei Scheine auf die Glasplatte.
    Der Libanese grinst und sagt: »Ein Komiker, was? Mal schauen, ob wir die nächsten Tage hier was zu lachen kriegen. Hier, die 228, das wolltest du doch, oder? Hast du da drin in dem Zimmer deine Unschuld verloren, oder was?«
    »Nein, ein Plappermäulchen wie du sein rechtes Auge. Da hat mein Finger drin gesteckt. Wenn wer nach mir fragt, rufst du mich oben an. Wenn einer einfach so hochgeht, kannst du den nachher runtertragen, okay? Meinen Meldezettel kannst du selbst ausfüllen, wir kennen uns ja jetzt schon recht gut. Gibt’s noch ein Bier nebenan?«
    Der Libanese nickt mit dem Kopf zur Tür rechts neben der Empfangstheke und sagt: »Geh da durch, dann brauchst du nicht außenrum zu laufen. Ein paar von diesen Freibier-Fressen hocken bestimmt noch an der Bar, da wird für dich sicher auch noch was im Fass sein.«
    Zeno schubst die Schwingtür, die ihn irgendwie an die Küchentür in der »Endstation« erinnert, mit seiner Tasche auf und geht in die schummrige Bar. An der Theke sitzen vier oder fünf Kerle, von den vier runden Tischen ist nur einer besetzt. Drei ziemlich schräge Typen pokern, über den Tisch gebeugt, der Raum ist in schummriges, unwirkliches Licht getaucht. Der Pott, ein ansehnlicher Stapel von Fünfzigern, liegt in der Tischmitte.
    Die Beleuchtung hat sich überhaupt nicht verändert, denkt sich der Zeno. Immer noch dieses Puffrot, immer noch die kleine Disco-Kugel, die sich müde über der alten, fleckigen Rock-Ola-Musikbox dreht. Die kleine Tanzfläche davor, vielleicht vier Quadratmeter groß, ist mit Brandflecken von Zigarettenstummeln übersät. Und hinter dem Bartresen immer noch Diesel-Charly, mit einer glimmenden Zigarette im Mund und einem Bierglas in der einen und einem nicht mehr ganz sauberen Lappen in der anderen Hand. Diesel-Charly heißt so, weil er vor vielen Jahren seine Frau erschlagen hat. Die kam nämlich eines Tages nach Hause und sagt zu ihm: »Schatz, ich hab unser Auto heute mal voll mit Diesel getankt, weil das so viel günstiger war wie das Super Benzin. Das Auto ist aber nur ganz kurz angesprungen und nach einem Meter wieder stehen geblieben.« Und ihre

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