Chiemsee-Cowboys - Oberbayern Krimi
heute Butter-Petersilienkartoffeln und Gurkensalat.
Mahlzeit.
In der Küche der »Endstation«, 18.35 Uhr
»Also, so einen Hecht hab ich schon lange nicht mehr gegessen«, sagt der Zuckerhahn, der an seinem Lieblingsplatz sitzt, nämlich an dem alten Holztisch in der Küche der »Endstation«. Normalerweise wird auf diesem Tisch Gemüse geschnitten oder Grünzeug. Über dem Tisch ist ein ebenfalls ziemlich altes Bretterregal, in dem Töpfe mit frischen Kräutern und getrockneten Gewürzen stehen. Der Zeno ist ein bisschen genervt, weil er an dem Tisch eigentlich zu arbeiten hätte. Aber jetzt sitzt da der Kriminalhauptkommissar und tunkt ein Stück Weißbrot in die Fischsauce. Trinkt dann in aller Ruhe von seinem Bier und spricht weiter: »Wir beschatten den Achs fast rund um die Uhr. Aber der macht nichts Verdächtiges. Wie wenn der wüsste, dass er überwacht wird. Ich sag’s dir. Stocker, ich glaub, wir haben einen Maulwurf in München im Präsidium. Je länger ich drüber nachdenke, desto sicherer bin ich mir. Da passt jetzt einiges zusammen.«
»Warum?«, fragt der Stocker, bindet sich seine schwarze Küchenschürze um und inspiziert dann seine Messer. Die sind an einer Magnetleiste rechts oben neben dem Herd wie Soldaten aufgereiht. Zehn oder zwölf verschiedene Messer in allen Größen und Formen.
»Weil«, sagt der Zuckerhahn und schluckt ein Stück Weißbrot runter, »weil wir bei dem Achs eine Razzia geplant hatten. Und ein paar Stunden bevor wir bei ihm in der Wohnung einmarschieren wollten, da haben seine Leute einen Schwung Kartons rausgetragen und weggebracht. Außerdem, und jetzt haltet euch fest: Außerdem sind aus der Asservatenkammer ein paar Sachen verschwunden, die mit dem Traian-Fall im letzten Jahr zu tun hatten. Unter anderem ist ein Pfund Semtex weg, also Plastiksprengstoff. Ich wollte den mit dem vergleichen lassen, mit dem die Mona in Kitzbühel in die Luft gesprengt worden ist. Das war nämlich einwandfrei Semtex. Und wahrscheinlich aus dem gleichen Bestand wie der, den wir bei Traian im Haus gesichert haben. Die Analysen von den österreichischen Kollegen weisen auf jeden Fall darauf hin. Der Zigarettenstummel, den ihr in Rottau gefunden habt, auf dem haben wir die DNA vom Achs, und zwar einwandfrei. So, es geht ja noch weiter: Mit der Mona hab ich ein- oder zweimal vom Präsidium aus telefoniert, da war sie schon in Kitzbühel. Das kann der Maulwurf mitgehört haben. Das heißt, dass die Gegenseite möglichweise gewusst hat, dass die Mona eine von uns ist. Also ist sie beseitigt worden, nachdem sie mit dem Italiener gesprochen hat. Die Gelegenheit war ja günstig. Zählt das mal alles zusammen, auf was kommen wir da? Der Achs oder einer seiner Chefs, die haben jemanden bei uns auf ihrer Lohnliste. Ich hab über deine Abhörsache nachgedacht. Wir machen das. Aber inoffiziell.«
»Wie soll das ablaufen?«, fragt der Stocker und erzählt dem Kommissar, was er an Abhörware aus Spanien erwartet.
»Sehr gut. Genau das brauchen wir. Und laufen wird es so: Wir observieren den Achs ohnehin. Tagsüber macht er in der Innenstadt rum, mittags isst er immer in einem rumänischen Restaurant in der Nähe vom Hauptbahnhof, und genau in der Zeit, wenn der vor seinem Futter sitzt, so von zwölf bis eins oder halb zwei, da geht ihr in seine Wohnung rein. Die Straße wird von meinen Jungs überwacht. Die Haustür und die Wohnungstür öffnet euch einer von meinen Spezialisten. Ich hab da ein paar Jungs, die mir noch einen Gefallen schuldig sind. Im ganzen Haus wird für eine Stunde der Strom ausfallen, und vor dem Haus steht dann ein Auto von den Stadtwerken mit Leuten in Overalls. Die basteln an der Straße in einem Verteilerkasten rum. Ihr bekommt ebenfalls solche Overalls von mir, wenn ich am Wochenende noch mal vorbeikomme. Dem Hausmeister erklären wir, dass im General-Verteilersystem oder irgendwo in der Hauptstromleitung was defekt ist. Ihr habt also eine Stunde. Maximal. Muss reichen, oder?«
»Wird auch reichen«, sagt der Zeno und nimmt einen Schluck von seinem Bierglas. »Nur, was passiert, wenn der Achs wider Erwarten in seiner Wohnung auftaucht?«
»Mein Überwachungsteam ist ja an ihm dran. Die bleiben in der Nähe des Restaurants. Wenn wir merken, dass der Achs auftaucht und in Richtung Schwabing fährt, dann lassen wir ihn in der Leopoldstraße von einem Streifenwagen stoppen. Papiere, Warndreieck, den üblichen Kram eben, da können wir ihn bestimmt so lange aufhalten, bis ihr
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