Chiemsee-Cowboys - Oberbayern Krimi
aus wie der. Der sucht den Tony. Ich hab ihm aber nichts erzählt, weil der könnte ja ein Undercover-Cop sein oder so was. Ich hab die Scheiße ja selber lange genug gemacht. Da hört man die Flöhe husten. Pass auf, wenn du was weißt, dann lass dir die Nummer von der ›Athena-Bar‹ in der Goethestraße geben. Athena, ja, genau, wie das Euro-Grab. Ruf da an und frag nach Charly. Der holt dann mich an die Leitung. Nimm aber das Spezialhandy. Wäre shit , wenn einer die Nummer zurückverfolgt. Da könnten wir beide im Topf landen. Machst du das? Jetzt gleich?«
»Gut, mach ich«, sagt der Stocker. »Du hast doch sicher nichts dagegen, wenn ich den Josef in den Backofen stecke, oder?«
Aber Zeno hat schon aufgelegt und tänzelt wieder zwischen den hupenden Autos auf die andere Straßenseite. Kurz vor dem Eingang zur Bar treten ihm drei Kids, so um die zwanzig, in den Weg. In tiefsitzenden dunkelblauen Baggy-Pants und weiten Kapuzen-Sweatern. Gut genährt, alle drei, und offensichtlich Araber, Libanesen, Iraker, auf jeden Fall so was in der Richtung. Mit kurz geschorenen, glänzenden schwarzen Haaren, goldenen Ringen in den Ohren und viel falschem Gold an den Fingern und Armgelenken.
»Yo, Mann, cool, Mann, ey, bleib stehen, alter Arsch. Du! Ja, du!« Einer, der Größte der drei, stupst den Zeno vor die Brust und sagt grinsend: »Um die Uhrzeit, Papa, da solltest du doch voll in der Kiste bei Mama sein und so richtig voll krass einen abschlafen, oder was?«
»Um was geht’s? Ich hab jetzt echt keine Zeit für euch, Kinder«, sagt der Zeno und macht einen Schritt zurück. Weil er Platz braucht für das, was gleich kommt. Die drei sehen das natürlich ganz anders.
Der Ober-Gangsta-Rapper meint: »Yo, Mann, lass die Uhr rüberwachsen. Handy hast du ja keins, so was war voll fett vor deiner Zeit, Dicker, was? Aber was du in der Tasche hast, das lass mal hierherkrabbeln, dann tut’s auch nicht weh. Yo?«
»Hier in der Tasche hab ich meinen Freund, den hol ich jetzt mal raus. Und wenn der euch mag, dann ist alles okay. Okay?«
Der Dicke könnte sich beömmeln vor Lachen, und er sagt zu seinen beiden Mitgangstern: »Opa hier will uns seinen Freund zeigen. Yo, cool. Aber wir wollen dir hier keinen runterholen, sondern du gibst uns jetzt, was du da hast. Dafür darfst du in einem Stück weitergehen. Street business , yo, Alter?«
Zeno holt mit einer schnellen Bewegung seinen 38er aus dem Halfter, das er am Rücken, direkt über der Bandscheibe am Gürtel hat und zeigt den Revolver in der flachen rechten Hand dicht am Körper. Mit der Linken hält er seine Jacke so, dass man von der Straße aus nicht viel sehen kann: »Das ist mein Freund. Seht mal, Jungs. Der will nicht zu euch. Und er regt sich auch ganz schnell ganz fürchterlich auf. Wollt ihr das? Oder lieber nach Hause und frische Windeln holen? Ich geb euch drei Sekunden. Passt auf: eins … zwei …«
Ist aber keiner mehr da. Die drei haben sich nur kurz angesehen und sind im Rückwärtsgang zwei oder drei Meter marschiert, haben sich dann umgedreht und Fahrt aufgenommen. An der Ecke dreht sich der Dicke um und zeigt dem Zeno seinen goldberingten Mittelfinger und schreit: »Yo, du alter Wichser, du bist tot, Mann. Tot. Nächstes Mal –«
Zeno hebt seinen Revolver, und die drei sind weg. In der Bar hat sich nichts verändert. Doch, ja, die drei Thekentrinker sind nicht mehr da. Aber die Musik läuft noch, und die drei am Tisch pokern nach wie vor, und Charly, der poliert seine Gläser.
»Einer von den drei kleinen Scheißern da draußen, das war der Neffe von den Besitzern hier. Du machst dir am ersten Abend schon richtig Freunde, muss ich schon sagen«, sagt Charly grinsend und zapft ein frisches Bier für den Zeno.
Der setzt sich an seinen Platz bei den Pokerspielern und legt Geld auf den Tisch: »Auf ein Neues.«
Graham schaut ziemlich missmutig auf und sagt: »Ich weiß nicht, was du hier abziehst, aber wenn du mich hier irgendwie verarschen willst, mein Freund, das wäre gar nicht gut für dich.«
Nach einer Runde mit ziemlich schlechten Karten für Zeno läutet das Telefon, das in dem Spiegelschrankregal hinter der Bar steht. Charly geht ran, sagt was und blickt dann schon ein bisschen ungläubig in die Runde: »Ist für dich, Zeno. Warte, ich bring dir das an den Tisch.«
Mit dem Telefon in der einen Hand und dem Bier in der anderen kommt er an den Kartentisch und gibt dem Zeno das Mobilteil. Der hört zu, nickt ein paarmal und sieht den Graham
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