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Chiemsee-Cowboys - Oberbayern Krimi

Chiemsee-Cowboys - Oberbayern Krimi

Titel: Chiemsee-Cowboys - Oberbayern Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz von Wilk
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Türkenstraße, in den wir jetzt gehen, der heißt ›Matosch‹. Ist eigentlich mehr ein Club, da kommst du als Fremder gar nicht so einfach rein. Der Türsteher kennt dich nicht, also wird er dich fragen, was du willst. Sag dann nur: Odessa. Sonst nichts. Das ist das Eintrittswort für diese Woche. Ich geh zuerst. Du wartest fünf Minuten und kommst dann nach. Wir sehen uns an der Bar. Proste mir zu, und wir kommen dann ein bisschen ins Gespräch.«
    Zeno schaut zu Graham rüber: »Was ist an dem Laden so geheimnisvoll? Den hat es vor ein paar Jahren noch gar nicht gegeben, sonst würd ich den kennen.«
    »Das ›Matosch‹ haben die Russen und Jugos übernommen. Da drin wird im großen Stil auf geschobene Fußballspiele gewettet. Bundesliga, zweite Liga, italienische Liga, was du willst. Das Wettbüro ist hinter der Bar. Die kleine, unscheinbare schwarze Stahltüre. Sieht aus wie ein Notausgang oder die Tür zum Getränkelager. Die Jungs da drin sind weltweit vernetzt und können innerhalb von wenigen Minuten bis zu fünf Millionen Euro oder mehr auf ein einziges Fußballspiel setzen und auch während des Spiels noch gewaltige Summen hin und her schieben. Das hier ist aber nur eine Filiale. Der Oberboss ist ein Slowake, hab ich gehört, der das Ganze von der Schweiz aus steuert und Kneipen wie das ›Matosch‹ in fast jeder großen deutschen Stadt unter seiner Kontrolle hat. Das erzähl ich dir, damit du kapierst, dass wir da drin gar nicht vorsichtig genug sein können. Wenn die Jungs da irgendeinen Verdacht schöpfen, sind wir beide schneller tot, als der Papst furzen kann. Da drin verkehrt deshalb auch die Creme der Münchner Ost-Gangster-Szene. Weil sie da vor der Polizei sicher sind. Keine Razzien, nichts. Kapiert? Wenn du drinnen jemanden siehst, der dich interessiert, dann zeig mir den. Wenn ich was weiß, sage ich dir alles. Dann sind wir quitt. Okay?«
    Zeno nickt, und Graham fährt von der Brienner Straße rechts in die Türkenstraße ein. Hat sich nicht viel verändert, denkt sich der Zeno. Mehr Imbissketten vielleicht und ein paar mehr Spielhallen. Trotz des leichten Nieselregens und der Uhrzeit sind noch viele Leute unterwegs. An der Ecke zur Schellingstraße wird ein Parkplatz frei. Das heißt, eigentlich wäre der BMW , der dort stand, beinahe in Grahams Jaguar gekracht: Ein weißer X5 , mit fünf oder sechs jungen Typen besetzt, fährt mit durchdrehenden Reifen vom Straßenrand los, ohne auf den Verkehr zu achten.
    Seufzend parkt Graham ein und sagt zu Zeno: »Schau dir die Kids an, was soll aus denen werden? Aber was red ich nur für einen Scheiß? Was ist denn aus uns geworden? Ich geh jetzt los. Der Laden ist da vorn auf der anderen Straßenseite. Siehst du das ›M‹, das blaue Neonzeichen, da vorn, vielleicht hundert Meter links? Ja? Steig jetzt mit aus und stell dich da drüben in den Hauseingang. Warte fünf Minuten. Good luck. «
    In den fünf Minuten, die Zeno leicht fröstelnd im Hauseingang steht, wird ihm einmal Meth und ein anderes Mal Gras zum Kauf angeboten. Moderne Zeiten, denkt er sich. Dann geht er mit schnellen Schritten über die Straße und steuert auf das M zu. Der Türsteher, ein slawischer Typ mit kurz geschorenen Haaren in schwarzen Klamotten und einem Tattoo am Hals, legt Zeno die flache Hand auf die Brust: »Was willst du?«
    »Odessa.«
    »Gut, aber lass dich kurz anschauen, ich kenn dich nicht.« Damit klopft er dem Zeno auf die Brust, die Seiten und hebt die Aufschläge der Jacke zur Seite. Der Kerl kommt an Zenos Kniegegend und Zeno sagt zu ihm: »Hey, weißt du eigentlich, was Türsteher auf Schwedisch heißt? Lasse Reinström. Gut, was?«
    »Mann, du bist ja eine echte Lachwurst. Geh rein und schäm dich.« Er klopft Zeno auf die Schulter und öffnet die Tür. Dumpf-warme Luft, Musikfetzen, Gelächter und ein Laser-Licht-Gewitter springen den Zeno an wie ein wildes Tier. Der Laden ist rappelvoll. Um die Tanzfläche rum sind kleine Stehtische, an der Wand links sieht man vier oder fünf Nischen mit roten Plüsch-Couchen. Die Wände sind schwarz gestrichen, über der Bar ist auf drei Riesen-Plasmafernsehern Fußball ohne Ton zu sehen. Englische Premier-Liga. Rechts vom Eingang sind ein paar Separees, aber mit Vorhängen davor. Und die sind zugezogen. An der Bar und auf der Tanzfläche drängeln sich überwiegend gut angezogene Männer und teuer aussehende junge Frauen. Zeno schiebt sich zur Bar vor und stellt sich hinter Graham. Erst nach dem dritten oder vierten

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