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Chiemsee-Cowboys - Oberbayern Krimi

Chiemsee-Cowboys - Oberbayern Krimi

Titel: Chiemsee-Cowboys - Oberbayern Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz von Wilk
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Charly und trinkt die ersten beiden Biere seiner Lokalrunde selber, schnell und auf ex. Nach dem obligatorischen Rülpser spricht er weiter: »Ich hatte vor ein paar Wochen einen Russen hier, der kam grade mit dem Nachtzug aus Riga an. Dem bring ich ein Bier und den Bierdeckel dazu, nach einer Minute bestellt der wieder ein Bier. Ich bring ihm das mit einem frischen Bierdeckel, weil ich geglaubt hab, ich hätt den Deckel beim ersten Bier vergessen. Der Russe trinkt das Bier wieder ruck, zuck aus und schreit nach einem neuen. Ich bring ihm das neue Bier, aber ohne Deckel, weil den hat er ja noch, von dem letzten Bier, oder? Da schaut der mich an und sagt: ›Und wo bleibt der Keks?‹«
    Alle lachen, leicht hysterisch und überzogen, so wie man lacht, wenn sich im Raum eine Spannung aufgebaut hat, die man mit den Händen greifen kann. Und die dann plötzlich weg ist, und keiner ist verletzt.
    Graham wischt seine Geldscheine vom Tisch, lässt zwei Hunderter liegen und sagt zu Charly: »Das sollte für alles reichen. Auch für das, was du gehört hast, right ?«
    Charly nickt und schaut Zeno an: »Was ist mit deiner Tasche hier?«
    »Lass sie aufs Zimmer bringen. Auf die 228. Ich bin in ein oder zwei Stunden wieder da.« Damit geht er hinter dem Graham aus der Bar.
    Draußen auf der Straße wendet sich Graham nach links und sucht in seiner rechten Jackentasche nach seinen Autoschlüsseln. Zeno, zwei Schritte hinter ihm, nimmt seinen 38er samt dem Halfter-Clip aus dem Gürtel am Rücken und schiebt sich den Revolver in den rechten Converse-Turnschuh und stülpt die Jeans wieder drüber. Gut, dass die Converse-Dinger bis hoch über die Fußknöchel gehen, denkt er sich.
    Graham hat davon nichts bemerkt und spricht jetzt über die Schulter nach hinten: »Hier in der Straße musst du ein bisschen aufpassen. Schau dir die drei Kids an, die da vorne an meinem Jaguar lehnen. Das gibt gleich Ärger, sag ich dir.«
    Die drei, die haben aber jetzt den Zeno hinter dem Graham lokalisiert, und der Anführer stemmt sich von der lindgrünen Jaguar-Limousine ab, winkt seine beiden Chorknaben auch von dem Auto weg und ruft, während er schon rückwärts den Abmarsch macht: »Yo, Chef, schöne Schüssel hast du da. Wenn du willst, waschen wir sie morgen für dich, Chef. Nichts für ungut, yo? Tschau, Chef, schönen Abend noch, yo?«
    »Kennst du den Arsch?«, fragt Graham. »Du bist doch erst seit ein paar Stunden hier, oder?«
    »Der muss mich mit irgendjemandem verwechseln, keine Ahnung, was der hat. Diese Kids sind doch alle weich in der Birne.«
    Auf der Fahrt nach Schwabing fängt es zu nieseln an. Die Scheinwerfer der entgegenkommenden Autos sehen plötzlich aus wie Engel in einer wunderschönen Weihnachtsdekoration. Graham stellt die Wischer und das Gebläse an und sagt: »Der Spruch mit dem Bootshaus, der hat mich überzeugt, dass der Tony, von dem du sprichst, dass das mein Tony ist. Wir waren nämlich mal in einer Bar in Marseille. Nach einem dieser ›Spring nachts aus dem schwarzen Hubschrauber und schieß alle über den Haufen, die dir vor die Knarre kommen‹-Einsätze, da tauchte so ein merkwürdiger Kerl an unserem Tisch auf. Setzt sich einfach zu uns und sagt, er wär bei der SAS Kampfschwimmer, und er hätte unsere Gespräche ein bisschen mitgehört. Und weil er, also der Kerl, doch auch bei der SAS ist, könnten wir vielleicht was zusammen trinken. Und ein bisschen quatschen. Da hat Tony J. zu ihm gesagt: ›Welche Farbe hat das Bootshaus im Ausbildungslager in Devonshire gehabt, da bist du doch auch gewesen, oder?‹ Und er Typ schaut ein bisschen kariert und sagt: ›Blau, das war in so einem verwaschenen Blau. Oder Braun oder Grün. Weiß ich jetzt auch nicht mehr so genau. Ist das wichtig für euch?‹«
    Graham grinst und sucht in der Mittelablage nach Zigaretten, ist dann aber mit einem Kaugummi zufrieden, den er sich mit einer Hand auspackt und in den Mund steckt: »›Nein, eigentlich nicht‹, hat der Tony gesagt und dem Kerl genau zwischen die Nasenlöcher über der Oberlippe geschlagen, mit dem Knöchel vom Mittelfinger. Der Typ macht auf seinem Stuhl einen halben Salto rückwärts, war im Koma und lag am Boden, dann hat Tony sich über ihn gebeugt und ihm ins Ohr gesagt: ›Da war kein Scheiß-Bootshaus, nicht mal ein Scheiß-Fluss war da oder so was.‹ Tja, seitdem war das so ein Running Gag zwischen uns beiden.«
    Graham macht eine Pause und schaut zu Zeno rüber. »Pass auf, der Laden in der

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