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Chiemsee-Cowboys - Oberbayern Krimi

Chiemsee-Cowboys - Oberbayern Krimi

Titel: Chiemsee-Cowboys - Oberbayern Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz von Wilk
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sechs oder sieben vermummte Gestalten, ganz in Schwarz und mit Maschinenpistolen an der Schulter, stürmen in die Wohnung. Man hört die lauten Rufe: »Sauber!«, und kurz darauf aus dem Wohnzimmer: »Sauber!« Ebenso aus dem Ankleideraum und dem Badezimmer: »Sauber!«
    Dann sind sie auch schon im Schlafzimmer. Achs versucht noch, sich aufzurichten. Zwei der schwarzen Gestalten werfen sich auf ihn und drehen ihn auf den Bauch. Hände auf den Rücken, Handschellen klicken und dann wird er auch schon hochgehoben und in der Unterhose, so wie er ist, nach draußen geschubst. Oben rechts, in dem Quadrat, das das Wohnzimmer zeigt, da sieht man jetzt, wie sich einer der Männer in Schwarz auf die Knie fallen lässt und unter dem Esstisch verschwindet. Der Kollege hinter ihm sichert, mit dem Rücken zu ihm, das Zimmer. Der unter dem Tisch kommt wieder zum Vorschein und spricht in ein Mikro, das er wohl irgendwo an der Schulter hat: »Zwei an Eins. Schick die Penner von der KTU hoch, hier ist eine Pistole, und daneben klebt eine Handgranate. Möchte mal besser gar nicht wissen, woher du davon gewusst hast. Ist von unten an der Tischplatte befestigt, das Zeug. Unser Zielobjekt ist fixiert und auf dem Weg nach unten, der ist schon im Treppenhaus. Noch was?« Immer noch auf den Knien bleibt er für ein paar Sekunden vor dem Tisch und lauscht einer unsichtbaren Stimme, dann sagt er: »Verstanden, Eins. Wir hauen ab. Soll ich nicht noch – Was? Ja, ist ja gut, wir hauen ab. Ende und over .«
    Genauso schnell, wie sie gekommen sind, sind sie auch wieder weg, die »Men in Black«. Sekunden später erscheinen ein paar Gestalten in weißen Overalls im Bild. Das sind die Jungs von der KTU . Zwei fotografieren und messen Entfernungen aus, zwei weitere machen sich unter dem Tisch zu schaffen, dann ist auch dieser Spuk vorbei.
    Zeno schnappt sich eine Scheibe Wurst und teilt sie mit dem Josef. Mit einem Nicken zum Laptop meint er: »Ich, zu meiner Zeit, ich hätte da noch weitergesucht. Der Mistkerl hat doch bestimmt einen Safe oder so was in der Wohnung. Ich hätte auch die Telefone und die Computer mitnehmen lassen. Soll ich ausmachen?«
    »Nein, lass einfach auf doppelter oder dreifacher Geschwindigkeit weiterlaufen. Nur so, zur Sicherheit. Dann rufe ich mal den Zuckerhahn an, ob sich mit der Vernehmung von dem Achs was getan hat.«
    Jetzt, du glaubst es nicht, passiert Folgendes: Um sechs Uhr neunundvierzig, da geht die Wohnungstür auf. Mittlerweile ist es ja richtig hell geworden, und man sieht auf dem Bildschirm auch ohne Beleuchtung ganz deutlich, was sich in der Wohnung in München abgespielt hat. Ein Mann, ebenfalls in Schwarz gekleidet, kommt in aller Ruhe reinmarschiert. Schwarze Bundfaltenhosen (wer zum Teufel trägt heute noch schwarze Bundfaltenhosen, außer vielleicht Karl Dall?), schwarzes Hemd und eine schwarze Windjacke. Wenige, aber graue und ganz kurz geschorene Haare auf dem Kopf, eine Geiernase mitten im blassen Gesicht und abstehende Ohren. Ein Rentner auf Kaffeefahrt auf der Suche nach dem Klo?
    »Der Sperber, jetzt leck mich aber«, spuckt der Zeno, schon wieder mit vollem Mund. »Was macht der da? Der hat einen Schlüssel, ich glaub es nicht. Der kennt sich da aus, schau mal, wie der sich bewegt!«
    Und das tut er wirklich, der alte Sperber. Spaziert in aller Seelenruhe von einem Zimmer zum anderen und schaut sich um. Im Wohnzimmer, da kippt er eins der Bilder, den Lichtenstein, zur Seite. Hinter dem Bild kommt eine graue Safetür zum Vorschein. Der Sperber zieht eine Klappbrille aus der Brusttasche seiner Windjacke, setzt die Brille mit einer flüssigen Handbewegung auf seine Geiernase und beugt sich vor. Ganz nahe an die Safetür. Dann steckt er die Brille wieder weg und schaut über seine Schulter nach links unten. Genau in eine der Kameras. Stocker stellt mit einem Ruck seine Kaffeetasse ab und der Zeno vergisst, in seine Butterbreze zu beißen. Vor dem Esstisch geht er in die Knie, der Sperber, fast genau an der Stelle, an der der Polizist vor wenigen Minuten war. Die Kollegen von der KTU haben die Pistole und die Handgranate natürlich mitgenommen. Man sieht aber noch deutlich die Spuren der breiten Klebebänder an der Unterseite der Tischplatte. Sperber schüttelt den Kopf und grinst, dann steht er schwerfällig wieder auf.
    »Uff, Mann. Fast hätt ich geglaubt, der hat meine Kameras entdeckt. Aber das kann ja nicht sein. Weil, wenn ich was mache, dann passt das. Einmal Profi, immer Profi. Verstehst?«

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