Chiemsee-Cowboys - Oberbayern Krimi
Jetzt kann er wieder beruhigt zubeißen, der Zeno. Und zur Feier des Tages fliegt ein Stück Schinken unter den Tisch, das sich der Josef sehr akrobatisch im freien Flug schnappt.
»Hast du das gesehen? Wie sich unser intelligenter Hund die Wurst in der Luft gekrallt hat? Wow, der könnte jederzeit zu Bayern München, der Josef. Da brauchen die solche Talente«, sagt Zeno zum Stocker. Und zum Dackel runtergebeugt: »Josef, welches Tier schießt keine Tore?«
Josef und Stocker schauen den Zeno verständnislos an, der grinst und sagt: »Robben«.
Das versteht jetzt weder der Stocker noch der Josef.
Zeno meint: »Von Fußball habt ihr beide nicht viel Ahnung, was? Robben. Bayern München. Hat ein paar Tore verschossen, der Arjen. Na? Klingelt was? Nein? Auch gut. Noch Kaffee?«
Doch zurück in die Wohnung in München: Nachdem der Sperber alle Zimmer und die Terrasse inspiziert hat, nimmt er sich die Lampen und Vasen und Bodenleuchten vor. Offensichtlich sucht er nach Wanzen oder Kameras.
»Kalt, ganz kalt«, sagt der Zeno zum Computerbildschirm und grinst, »das war früher mal, Opa, heutzutage arbeiten die echten Profis anders. Die arbeiten so wie wir, aber das kannst du ja nicht mehr wissen, mein Alterchen.«
Schnell, aber sehr gründlich sucht die Gestalt in Schwarz die Wohnung ab, dann geht der Kerl zurück in den Eingangsbereich. Er öffnet die Wohnungstür, zögert dann mitten im Schritt und schaut über die Schulter zurück. Eine schnelle Drehung, die man dem alten Sack gar nicht zugetraut hätte, und dann geht er vor der Steckdose im Flur auf die Knie. Ganz nahe bringt er sein Gesicht zur Wand, bis der Bildschirmausschnitt, der den Eingangsbereich zeigt, nur noch die Riesennase und die belustigten Augen überträgt, grotesk verzerrt. Dann zieht er seinen Kopf wieder zurück, blickt voll in die Kamera und dann kommt sein Mittelfinger ins Bild. Begleitet von einem unverschämten Grinsen, und er sagt: »Hab’s mir doch gleich gedacht. Bis bald, Männer. Ich schau mir nur noch schnell die anderen Steckdosen an. Fickt euch inzwischen.«
Zeno vergisst zu kauen, so fassungslos ist er, und der Stocker meint: »Einmal Profi, immer Profi, was? Aber dass der Sperber den Trick mit den Steckdosen kennt, das haut mich um. Was machen wir jetzt?«
»Weiß auch nicht. Ruf den Zuckerhahn an, würd ich mal sagen. Der Sperber kann ja sowieso keine Ahnung haben, wer die Steckdosen installiert hat, oder?«
Also steht der Stocker um kurz nach zehn wieder einmal in der Telefonzelle neben dem Eggstätter Rathaus. Dreimal der Piepston, dann eine Stimme: »Gleich.« Er hört, wie das Handy abgedeckt wird, dann knallt eine Tür zu, und dann ist die Stimme vom Zuckerhahn wieder in Stockers Ohr: »Erzähl, aber mach’s kurz. Ich bin hier vor dem Vernehmungszimmer.«
Nachdem Stocker seine Geschichte durch hat, ist Schweigen in der Leitung, dann sagt der Kommissar: »Überrascht mich irgendwie nicht. Für wen der Sperber allerdings arbeitet, weiß ich auch nicht. Weißt du was? Ruf ihn doch einfach an. Angriff ist die beste Verteidigung. Red mit ihm, mal schauen, was dabei rauskommt. Den Achs haben wir verhört, der sagt aber sehr wenig. War zu erwarten. Die Pistole hat er noch nie gesehen, meint er. Und die Handgranate kennt er auch nicht. Damit kommt er aber nicht durch, weil seine Fingerabdrücke drauf sind. Weil ich grad davon rede: Auf der Pistole haben meine Jungs nach den ersten Untersuchungen überhaupt keine Fingerabdrücke gefunden. Ist das nicht putzig? Egal. Wir lassen den Achs in einer halben Stunde wieder laufen. Den bring ich persönlich raus auf die Straße und schüttle ihm da die Hand und klopf ihm auf die Schulter. In aller Öffentlichkeit. Weil ich ziemlich sicher bin, dass seine Bosse wissen, dass wir ihn hopsgenommen haben und dass er hier ist.«
»Mit dem Händeschütteln auf der Straße unterschreibst du sein Todesurteil. Aber das willst du ja, oder?«
» Yes. Ich hoffe, der stirbt langsamer als unsere Mona. Servus und Ende.«
Stocker schaut den Telefonhörer in seiner Hand an und kramt dann in seiner Hemdtasche nach dem Zettel mit der Nummer vom alten Sperber. Der lässt sich Zeit, nach dem sechsten Läuten kommt eine Stimme, die sagt: »Sprechen Sie jetzt.« Dann kommt ein Pfeifton.
Dann sprech ich eben jetzt, denkt sich der Stocker und sagt: »Das mit dem F-Wort, das war pfui. So was sagt man nicht. Das andere war ziemlich clever. Vielleicht sollten wir mal miteinander reden. Rein geschäftlich. Nur
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