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Chiemsee-Cowboys - Oberbayern Krimi

Chiemsee-Cowboys - Oberbayern Krimi

Titel: Chiemsee-Cowboys - Oberbayern Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz von Wilk
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so was. Wie oft war ich hier? Drei- oder viermal, seit ich aus Spanien wieder zurück bin? Öfters bestimmt nicht. Und so einen Ort, den der Herrgott persönlich erschaffen hat, den sollte man öfters aufsuchen.
    »Wollten Sie nicht winken?« Stocker schreckt aus seinen Tagträumen und schaut auf, und da steht er vor dem Tisch. Sperber, wie man ihn kennt: in schwarzen Bundfaltenhosen, schwarzem Hemd und so weiter. Er rückt sich den Stuhl gegenüber zurecht und macht der Bedienung ein Zeichen. Die kommt an den Tisch und sagt: »Sie sind bestimmt einer aus dem Bus, oder? Die Seniorengruppe mit Bayrisch all inclusive , die meine ich, die sitzt da drüben.« Damit deutet sie auf die gackernde Truppe aus Höxter.
    »Danke«, sagt der Sperber, »ich setz mich gleich rüber, ich will nur den netten jungen Mann hier was fragen, der schaut aus wie ein Einheimischer, finden Sie nicht auch? Bringen Sie mir bitte einen Kaffee, aber koffeinfrei, ich hab ein schwaches Herz. Jede Aufregung kann mich ins Grab bringen. Sogar eine so hübsche junge Frau wie Sie, die kann mein Tod sein. Ich darf mich einfach nicht mehr aufregen, sagt mein Arzt.«
    »Draußen nur Kännchen«, sagt der Stocker, und die Bedienung nickt zur Bestätigung.
    »Ja, dann halt ein Kännchen. Wird mich schon nicht gleich umbringen«, sagt der Sperber und schaut mit seinen toten Augen, die wie zwei Glasmurmeln in seinem blassen Gesicht wohnen, den Stocker an. Die Bedienung geht weg, und der Sperber redet weiter: »Weil wir gerade beim Thema sind, umbringen, meine ich, da sollten Sie mal zum See rausschauen. Da sehen Sie ein Segelboot, auf Zwölf-Uhr-Position, wenn wir hier sozusagen die Sechs darstellen. Und das Ende vom Steg ist die Uhrenmitte, meine ich. Also. Da drin sitzt einer meiner Leute unter Deck, und der hat ein G 22 mit Zielfernrohr auf Sie gerichtet. Wenn ich von meinem Kaffee trinke, dann schießt der. Auf Sie. Und Ihr Partner, der Herr Zeno, der schläft in seinem unsäglichen Škoda unter der Decke. Aber er lebt. Noch. So, und jetzt lassen Sie uns reden. Wie ist der Kaffee hier?«
    »Seit wann haben Sie uns auf dem Radar, Sperber?«
    »Seit ich den Zeno aus dem Haus in München tänzeln gesehen habe. Der ist wirklich unverkennbar. Und die Nummer mit dem Winken und dem Luftkuss, also ehrlich, ich hab eine Erektion gekriegt, so gut war das. Wissen Sie, dass auf den Zeno in München neuerdings ein Kopfgeld von fünfzigtausend ausgesetzt ist? Nein? Tja, ist aber so. Der Cocescu, der Chef-Kettenhund vom Achs, der hat die Leute in dem Lokal befragt, Sie wissen schon, und ein Phantombild anfertigen lassen. So wie sich Ihr Partner bewegt, das ist unverkennbar. Und an die zwanzig oder dreißig Leute konnten sich an ihn erinnern, der Türsteher auch. Was meinen Sie, wenn ich denen verklickere, dass ich weiß, dass der alte Zeno bei Ihnen in der ›Endstation‹ kocht, was Ihr Laden dann für einen Zulauf hat. Da geht’s dann ab wie auf der Freitagsdemo in Kairo. Hier, schauen Sie mal. Die Fotos, die ich da auf meinem Handy hab. Schon toll, was Sie sich da aufgebaut haben. Wo Sie doch in Spanien eine ganz andere Nummer am Laufen hatten. Und außerdem: Sie sind ein reicher Mann, Stocker. Dass so einer für andere Leute Bier zapfen muss, also, das hätte ich nie gedacht.«
    »Wer zum Teufel sind Sie und was läuft hier ab?«
    Jetzt kommt das Kännchen Kaffee für den Sperber. Der sieht die Bedienung mit einem milden Alte-Männer-Lächeln an und sagt: »Ich glaub, ich nehm ein Wasser dazu. Kaffee kann tödlich sein, wenn man nicht aufpasst, wissen Sie?«
    Und zum Stocker, der die Fotos auf dem Handy durchklickt (»Endstation«; Biergarten; Nellie mit Glas in der Hand; Nellie, wie sie mit Josef redet; Zeno, der aus dem Küchenfenster irgendjemandem was zuruft; Josef, der an den Kastanienbäumen schnuppert), sagt er: »Wir sind an der Sache schon länger dran. Und es geht um ein richtiges Pfund. Da können nicht ein paar Amateure aus der Prärie anreiten und uns an den Kaktus pinkeln. Und sagen muss ich Ihnen gar nichts, mein lieber Mann. Nur, dass Sie und Zeno sich aus der Sache so was von raushalten. Sonst gibt’s Kollateralschaden, verstehen Sie das so weit?«
    »Tu ich«, sagt der Stocker und trinkt von seinem Bier, »und Ihren Kaffee, den können Sie jetzt auch trinken, bevor er kalt wird. Ist es nicht schön hier? Ich liebe diese Aussicht. Aber Sie sehen ja gar nicht so toll auf den See, so wie Sie sitzen. Tun Sie mir den Gefallen und drehen Sie doch Ihren

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