Chiemsee-Cowboys - Oberbayern Krimi
einen Dackel, der, den ihr da habt, den find ich irgendwie toll. Aber mal ganz ehrlich: Ist der nicht viel zu intelligent für euch? Schönen Tag noch.«
Damit erhebt er sich mit einem Ächzen und geht freundlich grüßend durch die ersten Tischreihen in Richtung Parkplatz. Plötzlich bleibt er stehen, schnalzt mit Daumen und Zeigefinger und kommt noch einmal zum Tisch zurück. Mit beiden Armen stützt er sich auf die Rückenlehne von Stockers Stuhl und sagt leise: »Morgen spielen die wieder in der Villa vom Perlmann. Fahrt rüber und seht euch das an. Ihr wollt doch bestimmt was machen wegen dieser zwei Wirte-Kumpels, die es erwischt hat, oder? Der Perlmann, das könnte auch der Koksverteiler vom Achs gewesen sein, das heißt, der sitzt jetzt auf dem Trockenen und wird nervös. Fahrt rüber, und wenn ihr was braucht, ruft mich an. Servus.«
Jetzt geht er wirklich, und die Bedienung verabschiedet sich mit ein paar Worten und einem Lachen von ihm und kommt zum Tisch: »So ein netter älterer Herr. Ehrlich, so was sieht man nicht jeden Tag. Ist das nicht ein bisschen unvorsichtig, dass Sie ihn jetzt so ganz alleine gehen lassen? Der wirkt so hilflos. Hoffentlich kommt er klar.«
Im Auto auf der Rückfahrt nach Atzdorf, da ist der Zeno immer noch stinksauer. »Da war eine Frau am Fenster auf der Fahrerseite und klopft und hält mir eine Landkarte hin. Ich Idiot lass die Scheibe runter und im nächsten Moment sprüht die mir was ins Gesicht und ich bin weg. Im Einschlafen hab ich noch gemerkt, dass die Beifahrertür aufgeht und sich ein Kerl über mich beugt. Das war’s. Und das mir. Mir, verstehst du das? Nein, tust du nicht. Und ich will jetzt keine schlauen Sprüche von dir hören. Kein Wort. Kapiert?«
»Ist ja gut. Lass uns einfach über was anderes reden. Weltpolitik und Geschichte, die historischen Zusammenhänge zum Beispiel. Griechenland, ja, das passt, das ist was Aktuelles. Wiege der Zivilisation und Grab von unzähligen Euro-Milliarden und so weiter. Jetzt fragst du dich, die alten Griechen, die Gyros-Panscher und Pommes-Verbieger, wie können die uns die ganze Kohle aus der Tasche ziehen? Das hat Tradition, sag ich dir. Jahrtausendealte Tradition sogar. Weißt du, woher das Wort Europa kommt? Nein, weißt du nicht, weil du ja viel und gerne schläfst, besonders auf Parkplätzen. Macht nichts, ich sag es dir: Europa war die Schwester des Kadmos, und ursprünglich war sie wohl eine phönizische Königstochter, die der alte Zeus, damals als weißer Stier unterwegs, schwimmend nach Kreta entführt hat. Und dort hat er sie flachgelegt. Drei Kinder hat er ihr gemacht, eines davon war übrigens Minos, der spätere König von Kreta, mal so ganz nebenbei bemerkt. Gut, was?«
»Nein. Hab ich was verpasst? Was hat das ganze Mythos-Dings mit dem Euro zu tun?«
»Denk doch mal mit«, sagt der Stocker, »die Griechen haben Europa schon früher gebumst, und jetzt machen sie es wieder, einfach, weil sie es können. Das hat bei denen Tradition, kapiert?«
»Nein. Ich war noch nie in Griechenland und hab auch wenig Ahnung von der Tradition dort. Bei uns in der Kneipe gibt es aber eine andere Tradition, nämlich die, dass unsere Gäste abends was Gescheites auf den Teller kriegen. Ich bin bloß froh, dass ich das Sauerkraut schon vorgekocht habe und dass die Saiblinge filetiert sind. Gib Gas, die Küche wartet. Und halt bitte ab jetzt die Klappe.«
Und das gibt’s in der »Endstation« heute Abend:
Gebratene Saiblingsfilets auf Curry-Sauerkraut mit Spinatspätzle
Für vier Personen sieht das so aus:
4 Saiblingsfilets mit Haut
400 g gekochtes Sauerkraut (in Weißwein mit Speck, Zwiebeln und Knoblauch)
200 g Spinatspätzle, einen TL Curry, einen Schluck Weißwein oder Fischfond.
Die Saiblingsfilets in Olivenöl-Butter-Mischung auf der Hautseite circa zwei Minuten scharf anbraten, dann die Pfanne von der Kochplatte nehmen und die Fischfilets in der heißen Pfanne noch kurz durchziehen lassen. Nicht wenden, erst direkt vor dem Servieren würzen (Salz, Pfeffer, ein Spritzer Zitronensaft, ein Spritzer Weißwein).
Das Sauerkraut in einer großen Pfanne anbraten, die Spinatspätzle zugeben, gut mischen, am Schluss mit etwas Weißwein oder Fischfond ablöschen und mit dem Curry abschmecken. Pfeffer aus der Mühle drüber und ab auf den Teller. Die Fischfilets, die eine knusprige Haut haben müssen, drauf und ab auf den Tisch.
»Endstation«, am nächsten Vormittag, 11.17 Uhr
»Schön, dass um diese Zeit schon einer
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