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Chill Bill (German Edition)

Chill Bill (German Edition)

Titel: Chill Bill (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger M. Fiedler
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sie sich zwischen die Lippen.
    »Es war nicht ganz leicht, Herr Minister«, sagte er und beobachtete sich dabei im Spiegel, »die Kriminellen haben eine Art instinktive Schläue, gegen die man nur gewinnen kann, wenn man sie versteht. Und dazu …«
    Er unterbrach sein Selbstgespräch, als er die Tür zufallen hörte. Ein Riese von einem Mann war eingetreten. Der Mann hatte bemerkt, dass Katz mit jemandem sprach, und jetzt suchte sein Blick im Waschraum vergebens nach einem Zuhörer. Nach einer Weile kam er auf dem verblüfften Gesicht von Katz zur Ruhe, und die Oberlippe des Mannes gab eine Reihe gesunder Zähne frei.
    Katz versuchte die Zuckungen in seinem Gesicht unter Kontrolle zu bringen. Als das nicht schnell genug funktionierte, steuerte er entschlossen auf die Ausgangstür zu. Der Riese hielt ihn auf. Katz spürte das Putenschnitzel, das er zum Frühstück in der Maschine verdrückt hatte. Seine Hand wollte an die Waffe, aber da war keine Waffe. Statt dessen ergriff er den Flachmann mit unverschnittenem schottische Whisky.
    »Franco Manuel Espertocabeça. Sagen Sie Perto! Das machen alle«, sagte der Riese.
    Katz ließ das Kinn auf die Brust sinken. Dann schob er Espertocabeça verlegen seine rechte Hand rüber. Perto blickte sie an, seine Augen wanderten zurück in das Gesicht des deutschen Detektivs. Pertos Verwunderung verflüchtigte sich nur allmählich und an ihre Stelle trat eine gnädige Belustigung. Katz wurde bewusst, dass er dem Mann seine Whiskyflasche hinhielt.
    »Sie sind der Mann vom Detektivbüro?«, fragte Katz.
    »Ich
bin
das Detektivbüro«, antwortete Perto.
    »Wie lange waren Sie in Deutschland?«
    »Lange genug.«
    »Gut, dass Sie unsere Sprache einigermaßen beherrschen!«
    »Wenn Sie wollen, können wir auch
Brasileiro
reden«, schlug Perto vor.
    »Das ist nicht nötig«, sagte Katz.
    Der Fußmarsch zum Parkplatz wurde in stiller Verlegenheit absolviert. Durch die Ankunftshalle, vorbei an Wachpersonal und Wohnungsvermittlern. Draußen stiegen sie in Pertos Auto, einen der ersten VWs, die in Brasilien vom Band gelaufen waren. Der Wagen sah aus, als sei er in einer Dorfschmiede nach der Erinnerung eines Touristen von Hand gefertigt worden. Perto passte in den Innenraum wie ein Sumoringer in Ballettschuhe. Katz dachte an seinen antiken 500er Benz und das Gefühl der Überlegenheit stellte sich zögerlich wieder ein.
    »Ich will als erstes zum Innenminister oder zum Polizeipräsidenten«, instruierte er. Nun kehrte sein Selbstbewusstsein vollends zurück. Er griff in die Brusttasche und angelte betont gelassen das Empfehlungsschreiben des deutschen Innenministers heraus.
    Perto ließ den Wagen an. Er wirkte nicht sehr beeindruckt.
    »Es ist jetzt sieben Uhr morgens!«, sagte er.
    »Darüber bin ich informiert«, antwortete Katz. Er blickte zur Kontrolle auf seine Uhr. Im Flieger hatte er sie gestellt. Sie zeigte 9:35 Uhr.
    Katz’ Pupillen wanderten vorsichtig nach links. Perto saß reglos neben ihm und blickte stur verzweifelt durch die Windschutzscheibe.
    »Sie sind offenbar nicht über die Bedeutung meiner Mission informiert worden«, zischte Katz.
    »Wo ist eigentlich Ihr Gepäck?«, fragte der Riese gelangweilt.
    Und Katz dachte an den Waschraum des Flughafens zurück.

KONTAKTMANN
    Um zehn waren Vincent und Corelli auf dem Weg ins Café. Edgard lungerte wie immer in der Prado Junior herum und suchte nach Mietern für Apartments. Als er Vincent und Corelli erblickte, winkte er ihnen schon von weitem. Er stürzte auf sie zu und quasselte auf Corelli ein. Corelli machte ein ernstes Gesicht.
    »Was will er?«, fragte Vincent.
    »Einen guten Tag wünschen.«
    »Erzähl mir keinen Scheiß! Dafür redet man nicht zehn Minuten lang.«
    »Er schon«, antwortete Corelli, »es soll halt jeder sehen, dass er solide Kunden hat. Ist gut fürs Geschäft. Er arbeitet schließlich nicht für uns alleine. Ist so ne Art öffentliche Tauschbörse, der Mann.«
    »Öffentliche Tauschbörse?«
    »Man kann über ihn alles bekommen. Er hat Apartments, Tipps, tauscht Geld, organisiert Geschäfte. Damit verdient er sein Geld.«
    »Der Job«, sagte Vincent, »frag ihn nach dem Job!«
    Corelli fragte ihn nach dem Job. Edgard zog die Achseln hoch. Seine Mundwinkel gingen in die Breite. Er hatte keine Ahnung.
    »Er erzählt uns Scheiße, oder du fragst nicht richtig«, sagte Vincent.
    Corelli probierte es noch einmal. Edgards Reaktion blieb die gleiche. Vincent stellte die Koffer ab. »Das glaube ich nicht. Das

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