Chill Bill (German Edition)
Ausrüstungskoffers zusammen, schob den Koffer unter das Bett, legte sich selbst auf die Matratze und schloss die Augen. Der Job schaffte ihn jetzt schon. Er hatte sich alles so einfach vorgestellt, abdrücken und fertig, professionell eben.
LUIS HEBT AB
Um 16:17 hob die zweimotorige Cessna der Gesellschaft für indianische Kultur von Santos Dumont ab. Luis lag ausgestreckt im hinteren Teil, wo die Sitze ausgebaut waren. Ein Eisenring, der dort im Boden eingelassen war, schlug bei jeder Unebenheit in der Startbahn seinen Schädel weich. Luis spürte nichts davon. Er war sternhagelvoll. Sein Blut enthielt soviel
Cachaça
, dass die vereinsamten Blutkörperchen Feste feierten, wenn sie sich im Alkohol begegneten.
Am Steuer der Maschine saß Felipe, der Spanier, den sie den Träumer nannten, weil er kaum noch etwas mitbekam, seit er aus dem Militärgefängnis raus war. Fliegen konnte er - so halbwegs. Seine Lizenz war alt, eben von vorher.
Felipe sah aus wie ein Schweißer in der Frühstückspause. Er trug einen abgewetzten Lederoverall. Tiefschwarze Sonnengläser klebten an einem Gummiband auf seiner Stirn wie ein zweites Paar Augen. Die nächsten Stunden musste er auf die Sonne zu fliegen. Felipe holte sich das Funkfeuer von Minas Gerais rein. Gleichzeitig legte er die Cessna in eine weite Rechtskurve. Sein Ziel war es, den Corcovado bei exakt siebenhundertfünfzig Metern zu umfliegen. Er wollte Christus bei dem Manöver ins Auge sehen. Manchmal lächelte die Figur. Dann wusste Felipe, dass sie einen guten Flug haben würden. Manchmal blickte die Statue aber auch ernst in sein Cockpit. An solchen Tagen konnte es geschehen, dass Felipe gleich umdrehte und die Kiste wieder auf den Boden brachte. Das geschah glücklicherweise nicht oft. Aber wenn es passierte, war Felipe nicht umzustimmen. Er schenkte dem Gesichtsausdruck der Jesusfigur mehr Vertrauen als den Instrumenten.
Felipe bekreuzigte sich mechanisch und blickte hinaus. Alles in Butter, Jesus hatte gute Laune. Felipe brachte die Maschine auf Kurs.
Das mit der indianischen Kultur im Firmennamen hatte sich vor langer Zeit der Boss ausgedacht. Natürlich hatte in der Firma niemand je einen Indianer zu Gesicht bekommen. Sie wussten nicht einmal, wo man welche fand. Damals hatten sie gedacht, sie würden mit einem unverdächtigen Titel den Routinekontrollen der Grenzpolizei entgehen. Aber das war ein Flop. Die misstrauischen Grenzer hatten sofort erkannt, dass Luis und Felipe nicht in wissenschaftlicher Mission unterwegs sein konnten, und von da an schnüffelten sie ihnen um so eifriger nach. Zumal ihre Maschine, die aus der Konkursmasse einer Ölgesellschaft stammte, eine vergrößerte Reichweite hatte. Man konnte mit ihr in einem Rutsch außer Landes fliegen.
So machten sie es. Sie suchten sich eine ruhige Route durch die Berge, flogen ohne Radarkontakt, wohin sie wollten, luden ein, was sie wollten, und kamen auf dieselbe Weise wieder zurück. Die Bullen fanden nie etwas. Luis und Felipe hatten vorgebeugt. Sie warfen das Zeug punktgenau in wasserdichten Plastikfässern an Fallschirmen ins Meer. Rebeiro, der bereits draußen auf See beim Abnehmer wartete, brauchte es nur aufzufischen und auf den Dampfer zu liefern.
Das lief seit einigen Jahren blendend. Wenn es nach der Raffinesse der Grenzpolizei ging, konnten sie noch bis zur Pensionierung weitermachen.
Felipe spannte das Gummiband der Sonnenbrille und positionierte die dunklen Gläser auf den Augen. Für einen Moment wurde alles schwarz. Nur die Sonne war als blasser Fleck zu erkennen. Felipe fühlte sich, als wären seine Augen größer geworden. Er spürte das Brummen seiner Flügelchen. Nun war er eine Fliege und flog in die untergehende Sonne.
REBEIROS TÖRN
Rebeiro hatte beschlossen, ein paar nette Mädels auf seinen Yachtausflug mitzunehmen. Er wollte das Nützliche mit dem Angenehmen verbinden. Drei Tage würde er unterwegs sein, zum Frachter raus, Ladung auffischen, übergeben, dann nach Búzios, das Geld abliefern bei Forçalobo, unter Land zurück. In dieser Zeit wollte er natürlich nicht auf gewisse Annehmlichkeiten verzichten. Patrícia, die
Mulata
, in die er sich verliebt hatte, wollte er auf jeden Fall dabeihaben. Außerdem war er auf ihre kleine Freundin scharf. Auf diesem Törn wollte er es probieren. Er wollte sie beide, beide auf einmal. Er hatte viel über diese Sache nachgedacht, über das Bumsen zu dritt. Jetzt wunderte er sich, dass er es nie gemacht hatte. An diesem Wochenende
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