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Chimaeren

Chimaeren

Titel: Chimaeren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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Gefühle wieder unter Kontrolle zu bekommen. Lilith wartete es ab, ohne nachzuhelfen, ohne ihn auf ihre spezielle Art und Weise zu drängen.
    »Was soll das?« fauchte er. »Jedes kleine Kind weiß es, und du tust, als hättest gerade du keine Ahnung .? Aber einen Grund wird es schließlich haben, warum du ausgerechnet nach Jerusalem fragst ... Welchen?«
    Sie zögerte. Wie hätte sie ihm in wenigen Worten erklären können, welche Bedeutung die Stadt in ihrem Kampf gegen den leibhaftigen Satan, gegen Gabriel und den gefallenen Erzengel Luzifer, gehabt hatte?
    »Ich war dort, als die Stadt . unterging.«
    Er lachte gallebitter auf und schüttelte den Kopf. »Niemals! Wärst du dort gewesen, würdest du es jetzt nicht mehr behaupten können.«
    »Warum nicht?«
    »Weil ...«, Darren schürzte die Lippen, wobei sich seine angespannten Züge kaum lockerten, »... es keine Überlebenden gibt. Niemand, der sich zum Zeitpunkt der Katastrophe in Jerusalem aufhielt, hat es überlebt! Es ist eine der größten Tragödien in der Geschichte der Menschen. Vergleichbar höchstens mit Pompeji oder Hiroshima .«
    Er ahnte nicht, was seine Worte in ihr auslösten.
    »Wie? Wie sind sie gestorben?«
    Ihr Gegenüber schien mit sich zu hadern, kam aber zu dem Schluß, daß ihre Neugierde echt, nicht gespielt war.
    »Die Große Katastrophe«, sagte er. »Es gibt Unmengen von Literatur darüber, aber widersprüchliche Thesen. Klar ist nur, daß ein Erdbeben, verheerende Erdverwerfungen die Sache ins Rollen brachten. Jerusalem ist zerstört, kein Stein steht mehr auf dem anderen. Flüsse von Lava haben sich durch die Stadt gewälzt und alles, was nach dem Beben noch übrig blieb, überrollt. Alles ging so schnell, daß keine Hilfe von außen geleistet werden konnte. Wer in der Stadt war, starb in den ersten drei Minuten. So lange dauerte das Beben mit der Stärke zwölf auf der Richterskala.«
    »Zwölf?«
    Darren nickte mit traurigem Blick. »Seit Jerusalem '98 ist Seismolo-gie eine ins Abseits gerückte Wissenschaft. Kein Mensch nimmt sie mehr ernst. Was in Jerusalem, was in der tektonisch beruhigten Zone des Sinai passierte, stellt die Forschung vor Rätsel, die bis heute nicht gelöst sind. Und daß ausgerechnet Jerusalem auf diese Weise von den Landkarten getilgt wurde, kommt einigen pseudoreligiösen Strömungen nicht ungelegen. Sie wittern darin Anzeichen für den bevorstehenden Weltuntergang. Du weißt schon: Die Schwelle zum dritten Jahrtausend gilt in vielen Kulturkreisen als unüberwindlich ...«
    Lilith hörte kaum noch zu.
    Jerusalem. All die Menschen. Sind sie wirklich gestorben? hatte sie den Schöpfer in der Agonie ihrer Erschöpfung, unmittelbar nach dem kräfteaufreibenden Sieg über Luzifers Gesandten Gabriel gefragt. 3 Und geantwortet hatte Er: WAS TOT IST, SOLL TOT BLEIBEN.
    Was tot ist, soll tot bleiben .
    Jerusalem, seine Bewohner, waren durch Satans Armee aus Wer-wölfen und Archonten vernichtet worden - und Gott hatte danach alle Spuren verwischt, die den überlebenden Menschen dies hätten verraten können.
    Pompeji, Hiroshima, Jerusalem ... Ihr wurde übel. Sie wollte nichts mehr davon hören. Später vielleicht, aber nicht jetzt.
    »Warum ich eigentlich gekommen bin .«
    »Ja?«
    »Ich wollte dir zeigen, womit ich meine >Freizeit< der letzten Tage verbracht habe.«
    *
    Taronga-Zoo, Sektion Süd, Schildkrötenhaus
    Craig Leywin wußte, daß die meisten elektronischen Türverriegelungen der Tierunterbringungen mit einem extrem simplen Zahlencode zu öffnen waren. Sein Vater hatte es erwähnt, als er sich seines neuen Jobs gebrüstet hatte. Die Zahlenkombination für das Schildkrötenhauses hatte er gleich mitgeliefert. Als Beispiel und ohne sich etwas dabei zu denken: 007.
    Craig stieß Sailor, der sich so dicht an ihn gedrängt hatte, daß er dessen Schweiß riechen konnte, weg und richtete sich wieder auf, nachdem er sich sekundenlang über das wettergeschützte Tastatur-pad neben der Außentür gebeugt hatte.
    Dann trat er einen Schritt zurück, machte einen Knicks wie die coolen Jungs in den alten Musketierfilmen, und wies einladend zur Tür.
    Und dachte dabei: Verdammt, eigentlich will ich das doch gar nicht. Wie habe ich mich nur in diesen Schlamassel geritten?
    Aber ein Zurück gab es nicht mehr.
    Im Grunde hatte er seine Freunde erst auf die Idee gebracht, spät nachts in den Zoo einzubrechen und sich dem perversem Zeitvertreib zu widmen, Tiere zu quälen.
    Angefangen hatte es vor zwei Jahren. Sein Vater

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