Chimären
haben.
„Pardon – ich bin schuldig“, betonte Shirley Lindsey. „Es ist wichtig.“
„Meine Betreuerin“, entgegnete Lux mit Spott. „Du nimmst dir ziemlich viel heraus.“
„Gib nicht so an, Großmaul! Schließlich habe ich…“ Sie brach ärgerlich ab. „Was du wissen solltest: Der Zugriff der Polizei ist für morgen früh geplant, die Uhrzeit weiß ich nicht. Ich weiß lediglich, dass sie nicht töten sollen. Ab er dem Polizeichef traue ich nicht. Um dir das zu sagen, bin ich hier.“
„Aber du selber hast mit mir erst gestern den Montag ausgemacht, und ich habe hier das Sagen!“, rief er naiv, offensichtlich überrascht und trotzig.
„Es ist nicht meine Entscheidung und auch nicht die von Direktor Lehmann. Also – es ist höchste Zeit, Vernunft anzunehmen und aufzugeben.“
„Bist du verrückt?“, fragte er entrüstet. „Wir haben von Anfang an damit gerechnet, dass sie kommen. Wir werden sie gebührend empfangen!“ Zur Demonstration zeigte er die Zähne.
„Du Dümmling…“
„Nimm dich in Acht!“, unterbrach er. „Auch wenn du meine Betreuerin warst!“
„Ich weiß nicht, was si e vorhaben. Aber dass ihr dagegen in keiner Weise ankommt, ist sicher. Gib auf!“, flehte sie.
„Na, was könnten sie schon tun“, entgegnete er überheblich. „Wir schließen das Tor. Die Festung hat noch nie jemand eingenommen. Ja, ja, ich weiß. Deine Freunde, Herr Remikow, sind mit diesen neumodischen Schwebern gekommen. Und, was hat’s ihnen genützt? Morgen wollen sie vielleicht mit einem Hubschrauber landen und werden sofort erledigt sein, wenn sie ausgestiegen sind, sofort!“
„Wenn sie ausgestiegen sind… Sie brauchen gar nicht auszusteigen“, rief Shirley beschwörend. „Sie sprühen Gas oder nehmen Betäubungswaffen. Und wenn ihr Widerstand leistet, schießen sie bestimmt scharf. Und eure Zähne nützen euch einen Schmarrn! Nimm doch Vernunft an!“
Einen Augenblick schwieg Lux nachdenklich. „Nun, dann werden wir nicht als Zielscheiben herumlaufen. Ich habe die Festung ausgesucht. Sie bietet Schutz genug.“
Er wechselte das Thema: „Lehmann hat das also nicht entschieden, aber er ist einverstanden!“
Shirley Lindsey zögerte mit der Antwort. „Ja, er, Frau Doktor Rabe und der Bürgermeister.“
„Wer ist Rabe?“
„Die Geschäftsführerin für die Festung.“
Lux nickte. „Ach, die!“ Es klang abfällig. „Und du?“, fragte er.
„Ich bin nicht einverstanden!“, entgegnete Shirley bestimmt.
Lux dachte offensichtlich nach. Plötzlich wandte er sich an seine drei Vasallen: „Holt die anderen, sofort!“
Sie zögerten. „Alle fünfzig?“, fragte der Schnauzer.
„Unsinn! Die anderen von denen da.“ Er wies mit dem Kopf auf Shirley.
Es dauerte fast zehn Minuten, bis Susan Remp, Fred Merander und Thomas Erikson in den Raum geschubst wurden. In dieser Zeit fiel kein einziges Wort.
„Shirley Lindsey“, rief Susan Remp, „Sie hier? Hat man Sie auch gefangen?“
Lux rief „Ruhe!“, reckte sich, überschaute die Gruppe. „Fangt mir den Remikow!“, ordnete er unwirsch an.
„Nein“, antwortete ungeachtet Lux’ Gebot Shirley. „Ich bin freiwillig hier, aber…“, setzte sie sarkastisch hinzu, „wer weiß, wie lange noch – freiwillig, meine ich.“
„Folgendes:“, begann Lux. „Ohne die vereinbarte Zeit für eine Verständigung abzuwarten, soll morgen ein hinterhältiger Polizeiangriff stattfinden. Ich gebe bekannt: Für jeden Toten auf unserer Seite, einer von euch – also vorläufig fünf. Den Remikow kriegen wir schon. Die Reihenfolge könnt ihr selber bestimmen – außer der Lindsey, die bleibt bis zum Schluss. Noch Fragen?“
Die vier Menschen hatten die Ankündigung mit Fassung aufgenommen. Solcherart bedroht wurden sie bereits öfter.
Susan Remp, hinter dem Rücken per Hand fest mit Fred verbunden, fasste sich ein Herz: „Es ist im höchsten Grade unfair, Master Lindsey in deine Mordpläne einzubeziehen. Ich vermute richtig, dass sie es war, die dir den Angrifftermin mitgeteilt hat.“
„Sprecht ihr mir von Fairness! Und was redest du! Ihr habt alle fünf eine Chance, mit dem Leben davon zu kommen. So, und jetzt auf eure Plätze!“
„Ich soll also Lehmann anrufen und ihm mitteilen, wenn morgen angegriffen wird und es Tote geben sollte: eins zu eins!“, stellte Susan Remp listig fest.
Lux stutzte. „Den
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