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Chindi

Chindi

Titel: Chindi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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pressten. Vermutlich wollte sie sich vergewissern, dass die Felsplatte sie halten würde, ehe sie ihr die Fähre anvertraute. Dann waren sie unten, und das Dröhnen der Motoren wurde leiser und erstarb.
    Alyx befreite sich aus dem Netz und erhob sich, um zum Fenster hinauszusehen. Und da war es! Es sah aus wie eine verlassene Rollschuhbahn, vielleicht auch ein Bahnhof oder das hintere Ende einer Einkaufspassage, das sich hier den Blicken der Besucher als Teil des Spektakels darbot.
    Ein Ort, den Gott aufsucht, wenn er eine Pause braucht.
    Sie schalteten auf die Luftzufuhr aus ihren Lufttanks um, und Alyx warf einen Blick zur rechten Seite hinaus, der Steuerbordseite, wie sie korrekterweise hätte sagen sollen. Sie konnte aber nicht sehen, worauf sie gelandet waren, stattdessen starrte sie in einen Abgrund, der Hunderte von Metern in die Tiefe führte, dorthin, wo alles dunkel war und sie keinen Boden mehr erkennen konnte.
    Hutch stand in der Luftschleuse und gab Acht, dass niemand beim Aussteigen stolperte. »Bleiben Sie vom Rand weg«, warnte sie, als ihre Passagiere die kurze Leiter herabkletterten und auf die kahle Hochebene hinausliefen.
    Der kurze Stummelflügel der Landefähre war gerade eine Handbreit von der Felswand entfernt. Alyx blickte an ihr hinauf, und es verschlug ihr erneut den Atem. Die Klippe wuchs in die Höhe, so weit sie sehen konnte, vielleicht ein paar Kilometer weit, zehn, möglicherweise. Sie erinnerte sie an den Kilimandscharo, nur dass es auf dem Gipfel keinen Schnee, sondern lediglich graues Felsgestein gab.
    Und der Himmel, mein Gott, der Himmel. Autumn auf der einen, Cobalt auf der anderen Seite, beide umgeben von ihrer Familie aus Ringen, und zwischen ihnen die Wolke, die schimmerte wie ein chinesischer Lampion. Und der Rand des großen Rings, eine nebelhafte Straße, die einen weiten Bogen durch die Nacht beschrieb.
    Mehrere Minuten lang starrte sie hinauf, ebenso wie alle anderen. Und dann, endlich, fingen sie wieder an zu reden. Hinter Nick ging Alyx zur Vorderseite der Fähre, starrte aber immer noch zum Himmel hinauf, bis sie gegen Nick prallte, als er ohne Vorwarnung stehen blieb. Er starrte das andere Fahrzeug an, das sie auf den Monitoren der Memphis gesehen hatten, sicher und nüchtern und weit entfernt. Aber aus der Nähe betrachtet war es grau und schwarz und anders. Da war etwas an seiner Formgebung, an der Art, wie der Rumpf gekrümmt war, daran, dass das Licht ihrer Lampen sich zu verlieren schien, wenn es auf die dunklen Fenster traf, etwas, dass auf einen Erbauer hinwies, der ihnen fremd war.
    Eine dicke Staubschicht bedeckte Rumpf und Tragflächen. Es sah aus, als stünde die Fähre hier schon seit langer Zeit. Als wäre sie ein Teil der Landschaft, so zeitlos und stabil wie die Felswand. Die Tragflächen waren breiter und stärker gekrümmt als die Stummelflügel ihrer eigenen Fähre.
    Nick fertigte Bilder an, und Hutch blickte neugierig zu der Luke hinauf. Alyx sah, wie Tor die Fähre aus verschiedenen Blickwinkeln ins Auge fasste, und sie nahm an, dass er gleich mit den nächsten Bild anfangen würde. Für sie wurde die Fähre zur Requisite, und sie versuchte, sich die Lieder vorzustellen, die über diese erste Begegnung mit einem Schiff aus einer anderen Zivilisation geschrieben werden konnten, während in ihrem Kopf bereits eine erste Melodie erklang. Das war reines Sternenlicht. Sie war nicht die beste Komponistin, und sie wünschte, Ben Halver könnte hier sein oder Amy Bissell. Sie waren nicht da, und daran konnte sie nichts ändern, aber sie würde das Nächstbeste tun und sich mit ihnen zusammensetzen, um ihnen zu erzählen, wie es war.
    Das Vehikel hatte eine Leiter mit mächtigen Sprossen, dick wie Georges Unterarme und nur drei an der Zahl, die für menschliche Maßstäbe viel zu weit auseinander lagen.
    »Sie sind zu nahe am Rand«, sagte Nick zu irgendjemandem. »Kommen Sie zurück.«
    »Wie lange steht das Ding wohl schon hier?«, fragte Hutch neben ihr.
    Alyx zuckte nur mit den Schultern. Woher sollte gerade sie das wissen? Aber es musste schon eine ganze Weile sein. Die Fähre hatte an einem Ort, an dem es keine erkennbare Atmosphäre gab, Staub angesetzt. Ein paar Jahre? Ein paar tausend Jahre?
    Niemand sagte einen Ton. Nick stand neben der Leiter, streckte zögernd die Hand aus und berührte sie, schrieb somit gleichzeitig Geschichte. Tor hatte einen losen Steinbrocken aufgehoben, hatte ihn, genauer gesagt, aus der Klippe gezogen, und während sie

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