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Chindi

Chindi

Titel: Chindi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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zogen. Sie drückten.
    »Vermutlich elektronisch gesteuert«, sagte Hutch. »Irgendwo sollte es einen Sensor geben.«
    »Und der braucht Energie«, kommentierte Nick.
    »Richtig.«
    »Wie steht es mit dem Balkon?«, fragte Tor.
    »Möglich wäre es.«
    Doch der war weit über ihnen. In menschlichen Dimensionen gesprochen, lag er in Höhe des zweiten Stockwerks. Tor ging ein paar Schritte zurück und sprang. Dank der geringeren Anziehungskraft flog er geradezu empor. Ja!, dachte Alyx. Das wird in der Show großartig aussehen, die Musik wird dramatisch, die Trommeln setzen ein. Ganz wunderbar.
    An der Außenseite des Balkons war ein Geländer, Tor erwischte die Unterseite und schaukelte unbeholfen hin und her, ehe er sich heraufziehen konnte. Sehr elegant sah er dabei nicht aus. Nicht so, wie es in der Show ablaufen würde. Aber schon im nächsten Moment berichtete er, dass er ein offenes Fenster entdeckt hätte.
    Er verschwand im Inneren des Gebäudes, begleitet von vielstimmigen Ermahnungen, vorsichtig zu sein, nichts kaputt zu machen und aufzupassen, wo er hintrat. Alyx zählte die Sekunden und stellte sich dabei all die schrecklichen Dinge vor, die ihm zustoßen konnten – selbst wenn sich dort drin keine abscheuliche Kreatur verbarg, kein Engel und kein blutrünstiger Wasauchimmer, der nur darauf wartete, dass die ersten Menschen hier eintrafen, um sich einen davon zum Frühstück einzuverleiben. Eine Stufe konnte locker sein, Bodendielen nach wer weiß wie langer Zeit verrottet. Das ganze Gebäude konnte über ihm zusammenbrechen. Oder es gab dort drin entgegen ihren Vermutungen noch eine aktive Energiequelle, vielleicht hing ein durchtrenntes Kabel von der Decke herab, und er übersah es in seiner Aufregung. Vielleicht gab es sogar irgendeine Einrichtung, um Einbrüche abzuwehren. Vielleicht würde ihn etwas auf seinem Weg durch das Haus verfolgen.
    »Worüber lachst du?«, fragte Hutch.
    »Ich habe mich nur gerade gefragt, warum sich hier draußen irgendjemand Sorgen um Einbrecher machen sollte.«
    Dann sah sie das Licht seiner Lampe eine Treppe herunterkommen, und gleich darauf war er an der Tür.
    »Pech«, sagte er. »Ich kann sie von hier aus auch nicht öffnen.«
    »Offenbar hatten sie tatsächlich Angst vor Einbrechern«, kommentierte Hutch, während sie von Fenster zu Fenster ging, bis sie eines fand das sich gelockert hatte. Sie fummelte eine Weile daran herum, ehe sie das ganze Fenster herauszog und auf den Boden legte.
    Nacheinander kletterten sie hinein und fanden sich in einem Wohnzimmer wieder. Es gab Polstersessel und Beistelltischchen, gefertigt aus einem Material, das aussah wie Holz und vermutlich auch Holz war. Und da war ein Sofa und Regale voller Bücher! Alles um die Hälfte größer, als Alyx es gewohnt war.
    Hinter dem Sofa hing ein großes, gerahmtes Bild an der Wand, aber sie konnte das Motiv nicht erkennen. Tor zog seine Weste aus und benutzte sie, um den Staub abzuwischen. Es war schwer zu erkennen, sah aber nach einer Landschaft aus. »Das könnte eine kleine Aufbesserung vertragen«, sagte Nick und lächelte über seine Untertreibung.
    »Das ist vermutlich keine so gute Idee«, ermahnte ihn Hutch.
    »Ich werde brav sein.«
    Der Raum war riesig, die Wände weit auseinander, die Decke hoch über ihnen. Alyx betrachtete die Regale. Und die Vorhänge. Da war sogar etwas, das aussah wie ein Schreibtisch. Die Wände waren grau-grün getäfelt, ein scheußlicher Ton, aber Alyx vermutete, dass das nicht auf den schlechten Geschmack der Bewohner zurückzuführen war, sondern eher auf die Jahre, die vergangen waren, seit die Anlage genutzt worden war. Tor wischte methodisch ein Bild nach dem anderen ab. Alyx erkannte etwas wie einen Wasserfall, aber das war alles, und selbst in diesem einen Punkt war sie nicht sicher. Während er fortfuhr, berührte sie einen der Vorhänge mit den Fingerspitzen, und so sehr sie sich um Vorsicht bemühte, musste sie doch zusehen, wie er sich unter ihrer Berührung in Staub auflöste.
    »Ich habe hier was«, rief Tor. Tatsächlich hatte er ein Bild entdeckt, das noch nicht vollkommen verblasst war. Obwohl das vielleicht besser gewesen wäre. Es war das Porträt einer vage menschlich anmutenden Gestalt mit Kutte, und die Kreatur starrte mit einem Krokodilslächeln und bösartig schimmernden Augen aus dem Bild heraus. So alt das Werk auch war, der intensive Blick unterstrich noch immer die Persönlichkeit des dargestellten Wesens.
    »Muss ein Selbstporträt

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