Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Chindi

Chindi

Titel: Chindi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
Vom Netzwerk:
Dimensionen, doch ihr fehlten der Hauch von Atmosphäre und die ausgedehnten Ebenen des Erdennachbars. Gewaltige Schlackemassen waren aufgeworfen worden, weite Schluchten hatten sich aufgetan. Überall gab es Krater. Dies war eine Welt voller nadelspitzer Berge, zerklüfteter Felsformationen und tiefer Schluchten, voller Klippen, Spalten, Plateaus und Ritzen, voller Krater und Steilhänge. Wie die anderen Monde zeigte er der Wolke stets das gleiche Gesicht.
    Der vertikale Mond befand sich nahe der Außengrenze des Systems, 24 Millionen Kilometer vom Massezentrum entfernt. Von dem Mond aus war das Ringsystem der gigantischen Welten um etwa 15 Grad gekippt, was in der Darstellung etwa dem Abstand zwischen Alyx’ Daumen und ihrem ausgestreckten kleinen Finger entsprach.
    Seine Bahn lieferte eine einzigartige Perspektive. Statt durch den Ring zu blicken, wie es die anderen Satelliten taten, bewegte sich der vertikale Mond über und unter das gesamte System, sodass sein Himmel, wenn man sich auf der richtigen Seite befand, einen großartigen Anblick bot. Alles war da oben, die Wolke, die Zwillinge, die drei Ringsysteme.
    Ursprünglich hatte niemand wirklich an Tors Ansicht geglaubt, der vertikale Mond könnte sich auf einem nicht natürlichen Orbit befinden. Aber während sie nun über seinen Himmel flogen und hinaufblickten, schien die Vorstellung, diese Welt könnte bewegt worden sein, könnte platziert worden sein, gar nicht mehr so abwegig.
    Wenn ich eine Welt bewegen könnte, dachte Hutch, während sie ein paar spitze Gipfel einer Bergkette betrachtete, dann würde ich sie genau hierhin setzen.
    Sie war allein auf der Brücke, als Bills Abbild vor ihr auftauchte. Er hatte den Laborkittel, den er während der letzten paar Tage getragen hatte, gegen ein formelles Jackett nebst Krawatte ausgetauscht, und seine Augen strahlten, als würden sie zum Abendessen im Makepiece gehen. »Hutch«, sagte er mit funkelnden Augen und einem schelmischen Lächeln.
    »Was gibt’s?«, fragte sie.
    »Da unten ist ein Gebäude.«
    Du machst Witze. Sie starrte auf den Monitor, und da war es! Tiefe Freude ergriff Besitz von ihr, und sie stellte fest, dass sie Georges Gegenwart offenbar schon zu lange genossen hatte.
    Ein zerklüfteter Berg erhob sich aus einer Reihe von Furchen. Nahe dem Gipfel gab es ein Felsplateau, und dort, auf dem Plateau, stand ein Haus.
    Nun ja, ein Bauwerk.
    Es war ein lang gezogenes Oval, in der Mitte offen, dessen Längsseite am Rande des Abgrunds entlangführte. Sie konnte Fenster erkennen, doch kein Licht. Es gab keine Hülle, die das Gebäude vor dem Vakuum geschützt und Anlass zu der Vermutung geliefert hätte, dass es benutzt wurde oder benutzt worden war, nichts in der Art eines Flickingerfelds. »Irgendwelche Energiesignaturen, Bill?«
    »Negativ.«
    »Also ist es leer.«
    »Das ist anzunehmen.«
    Armer George.
    »Ich möchte darauf hinweisen, dass es auf Höhe des Äquators liegt«, sagte Bill. »Ein perfekter Aussichtspunkt.« Er zeigte ihr die Aussicht. Autumn befand sich am südlichen Himmel, Cobalt am nördlichen. Die Wolke schwebte direkt über dem Gebäude.
    Das Plateau befand sich in einer Höhe von etwa tausend Metern. Hutch informierte George und ging hinunter in die Missionskontrolle, um bei ihren Passagieren zu sein, wenn Bill die Bilder lieferte.
    »Ja, was ist denn das?«, sagte Tor, als das ovale Bauwerk auf dem Sichtpaneel erschien. »Was habe ich euch gesagt?«
    Die nächste Runde gegenseitiger Gratulationen setzte ein. Auf und ab, dachte Hutch. Entweder wir feiern oder wir trauern.
    George zog sie zur Seite und dankte ihr. »Sie sind ein wundervoller, warmherziger Mensch, Hutchins«, sagte er lachend.
    »Tor war derjenige«, entgegnete sie, »der uns auf den vertikalen Mond aufmerksam gemacht hat.«
    Die Memphis hatte inzwischen einen besseren Blickwinkel, und Bills Teleskope lieferten mehr Details über das Gebäude.
    Es war zwei Stockwerke hoch, hatte eine Vordertür und viele Fenster. Die Architektur war schlicht und hatte auf jeglichen Zierrat verzichtet, es sei denn, man zählte zurückgesetzte Fassaden und Pfeiler dazu. »Wer käme auch auf den Gedanken, ein besonders ausgefallenes Haus an einem Ort wie diesem zu bauen?«, fragte Alyx. »Bei dem Ausblick würde es doch vollkommen untergehen.« In dem offenen Bereich in der Mitte standen einige Bänke. Außerdem sahen sie ein Kuppeldach, exakt die Art Kuppeldach, die man auf einem der Landhäuser aus dem 21. Jahrhundert in Virginia

Weitere Kostenlose Bücher