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Chindi

Chindi

Titel: Chindi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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sein«, scherzte Tor leichthin. Alyx hingegen erschauerte und versuchte, sich einzureden, dass nur der Zustand des Gemäldes sein Motiv so dämonisch wirken ließ. Der Gestalt fehlte nur noch eine Sense.
    Dabei schien es wenig wahrscheinlich, dass ein Gemälde in einem Wohnzimmer – wonach dieser Raum aussah – etwas anderes als einen der Bewohner zeigten sollte. Sie alle versammelten sich vor dem Bild, und später ertappte sich Alyx dabei, wie sie sich beständig in der unmittelbaren Nähe der anderen aufhielt.
    Wie versteinert betrachteten sie die Bücher. Dicke, staubbedeckte Wälzer, überwiegend auf Regalbretter gestapelt, wenngleich auch einige auf den Tischen lagen. Die Einbände waren mit den Jahren steif geworden, mochten aber früher einmal weich und biegsam gewesen sein. Eines war aufgeschlagen.
    »Herrlich«, sagte Hutch.
    Sie befanden sich in einem Vakuum, wo Gegenstände wie Bücher unendliche Zeiten überstehen konnten, sofern das Papier keine Säuren enthielt. Nichtsdestotrotz hielten sie respektvoll Distanz zu dem offenen Band, achteten darauf, ihn nicht zu berühren, in der Furcht, er könnte unter ihren Fingern zerfallen. Auch auf den aufgeschlagenen Seiten lag die übliche Staubschicht. Hutch versuchte schließlich, den Staub mit der Hand abzuwischen, aber es war sinnlos. Alyx konnte sich nicht vorstellen, dass je irgendjemand diese Seiten lesen würde.
    Hier und dort konnten sie einen Schnörkel ausmachen, eine Druckzeile. Und es gab sogar eine Notiz, offensichtlich per Hand eingetragen (oder per Klaue oder Tentakel oder wer weiß was). Sie befand sich auf der Mitte der linken Seite und bestand aus einigen wenigen Schriftzeichen, möglicherweise auch Worten. Der Typ verzapft nur Unsinn, interpretierte Alyx äußerst frei. Der hat keine Ahnung, wovon er spricht.
    Hutch fertigte Aufnahmen von dem Buch an, ehe sie versuchte, eine Seite weiterzublättern. Aber das Buch verhielt sich wie ein Felsbrocken. »Zusammengefroren«, sagte sie.
    Tor griff nach einem der Bücher auf den Regalen, konnte es aber nicht herunternehmen. Es rührte sich einfach nicht.
    Es gab auch einen Kandelaber mit Kerzen, und Nick entdeckte eine Klappe in einem der Beistelltischchen und zog daran. Sie ließ sich nur halb öffnen, aber unter ihr kam eine Reihe Druckknöpfe, eine Art Touchpad und ein Anzeigeinstrument zum Vorschein. Sein Blick fiel auf Alyx, und er zuckte mit den Schultern. Stereoanlage? Klimakontrolle? Fensteröffner?
    Alyx beäugte die Treppe, die Tor benutzt hatte. Eine weitere führte nach unten.
    Alles schien irgendwie auf unheimliche Art vertraut und erinnerte sie vage an das Haus ihres Onkels in Wichita Falls, nur dass der Raum und das Mobiliar zu groß waren. Und, natürlich, dass alles eingefroren war. Sie klopfte auf die Sitzfläche eines Lehnstuhls. Er machte einen soliden Eindruck, und sie war versucht, hinaufzuklettern, ihn auszuprobieren, aber er war einfach zu staubig. Wenn sie die Show auf die Bühne stellen wollte, würde sie den Staub wohl eliminieren müssen.
    Dem Teppich war nicht mehr anzusehen, welche Farbe oder welches Muster ihn einmal geziert hatte. Heute war er hart, gefroren und struppig, und er brach unter ihren Schritten in Stücke.
    Auf den Möbeln lagen Kissen und Polster, und über einen der Stühle hatte jemand nachlässig eine Decke drapiert. Aber auch diese Dinge waren hart wie Stein.
    Die vordere Wand dürfte in besseren Zeiten einen prachtvollen Anblick geboten haben. Die Tür auf der linken Seite der Wand war transparent und von Fenstern flankiert. Ein großes rundes Fenster beherrschte den mittleren Abschnitt der Wand, ein anderes, langes Fenster die rechte Seite. Der Raum war ganz eindeutig dazu ausgelegt gewesen, die Lichtshow am Himmel zu genießen. Alyx betrachtete noch einmal das Porträt und fragte sich, ob es zwischen ihnen und jener Gestalt trotz des Furcht erregenden Äußeren vielleicht Gemeinsamkeiten gab. Dann erinnerte sie sich an die Engel.
    Die Stühle standen einander in schiefem Winkel gegenüber und waren erwartungsgemäß so ausgerichtet, dass ihre Nutzer jederzeit den Anblick des Himmels genießen konnten. Das Gewebe war hart, gefroren und mit einer aufsteigenden (oder untergehenden) Sonne geschmückt.
    In anderen Tischen und Schränken entdeckten sie noch weitere elektronische Kontrollen, aber deren Zweck war nicht so einfach zu durchschauen.
    Alyx fragte sich, ob es irgendwo ein Computerarchiv geben mochte, eine Art Tagebuch vielleicht oder ein

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