Chinesische Medizin fuer den Alltag
Frühlingswind Wärme und Feuchtigkeit in die Erde bringt, kehrt das Leben zurück: Der zarte Keimling beginnt zu sprießen und bahnt sich auf wundersame Weise seinen Weg durch die härtesten Hindernisse hindurch ans Licht. Selbst Asphalt kann ihn dabei nicht aufhalten. Hier wirkt die frische, dynamische, unaufhaltsame Kraft des Elementes Holz.
Säfte und Kräfte
Die Kraft, die es dem zarten Keimling ermöglicht, das Hindernis zu überwinden, wirkt auch in uns Menschen. Wenn unser Holzelement gesund ist, strotzen wir vor Kraft und Lebenslust, und unsere Augen funkeln. Wann immer wir sehnsuchtsvoll an die Zukunft denken oder in der Vorfreude auf ein schönes Ereignis fast »platzen«, aber auch wenn uns vor Wut »der Kamm schwillt«, stehen wir unter dem Einfluss des Holzes.
Das Holz liebt die Freiheit
Damit sich die erneuernden Energien des Elementes Holz in unserem Geist und in unserer Seele entfalten können, ist es notwendig, dass alle Energien frei fließen können. Neue Erfahrungen, (Er-)Kenntnisse, Fähigkeiten und Ideen können wir uns nur in Bewegung erschließen. Die geistige und die körperliche Bewegung gehören dabei eng zusammen: Wenn wir uns regelmäßig und ausgiebig bewegen und unsere Muskeln geschmeidig und locker sind, kommen auch unsere Gedanken in Fluss, wir sind offener für Neues. Sicher haben Sie es auch schon einmal erlebt, dass Ihnen beim Spaziergang oder auf dem Fahrrad die lang gesuchte Lösung für ein kniffliges Problem eingefallen ist. Umgekehrt ist ein beweglicher, wacher Geist, der aufgeschlossen ist für Neues, eine entscheidende Antriebskraft für unser Handeln – also auch für unsere Bewegungen.
Bewegung wiederentdecken
Leider kommt bei den meisten Menschen die Bewegung viel zu kurz. Statt eine Bewegungskultur zu pflegen, haben wir eher eine Sitzkultur entwickelt – in der Schule, im Büro, auf der Couch vor dem Fernseher, in der Kneipe, im Auto ... Tun Sie etwas für Ihr Holz: Bleiben Sie in Bewegung und lassen Sie sich wieder öfter hinaus in die Natur locken!
Yin-Holz und Yang-Holz
Wenn die Pflanzen sich im Frühling mit Saft füllen und jede Zelle bis zum Platzen gefüllt ist mit Leben, dann beginnen die Pflanzen zu wachsen und sich zu strecken. Diese Säfte sind die »flüssige« Seite des Holzes, die Yin-Seite.
Zu so viel Beweglichkeit, also Yin, gehört auf der anderen Seite ein ausgeprägtes Yang. Dieses sorgt dafür, dass die Holzströme gleichmäßig nach allen Seiten fließen und nicht ins Stocken geraten.
INFO
Die Himmelsseele
In der Leber, die dem Element Holz zugeordnet ist, wohnt der sehnsüchtige, magische, ätherische Aspekt unserer Seele, die Himmelsseele, chinesisch hun. Hun hat mit Wohlwollen und Mitgefühl zu tun. Zusammen mit dem Blut breitet es sich überallhin aus, blickt uns manchmal aus großen Augen an und verlässt ganz gern mal den Körper – so sagen die Chinesen. Nachts taucht hun in das »Meer des Blutes« ein. Wenn wir zu wenig Blut haben, zuckt es unruhig in uns herum, wir träumen dann wild oder können nicht schlafen.
Mehr über die fünf Aspekte der Seele finden Sie im Kapitel zum Feuer auf > und > .
Yin-Holz: Spannkraft und Fantasie
Ein wichtiger Saft im Menschen ist das Blut. Es heißt, das Blut werde in der Leber gespeichert, und wenn es richtiggehend überströmt, erreicht es alle Bahnen und Zellen im Körper. Die Muskeln und Sehnen werden elastisch, die Fingernägel stark, die Haare bekommen Spannkraft und die Augen funkeln und die Fantasie ist reich. Wenn das Yin-Holz austrocknet, nennen wir das »Blutleere«. Wir werden lustlos, unsere Haut wird trocken und faltig, Haare und Nägel brüchig. Wir werden auch leicht vom Wind angegriffen: Während »saftige« Menschen bei größeren Herausforderungen erst so richtig aufblühen, werden Menschen mit schwachem Yin-Holz auf Stress oder auch Sport mit Muskelkrämpfen, Zittern, Nervosität und Kopfschmerzen reagieren.
Die Augen gelten in China als Fenster der Holzkräfte. Bei schwachem Yin-Holz erscheint uns die Welt grau in grau. Hält dieser Zustand an, kommt es sogar zu Sehstörungen!
Yang-Holz: unbefangenes Handeln
Die Chinesen bezeichnen die Fähigkeit, sich spontan und ohne viel Grübeln, zu entscheiden und loszustürmen, als »Gallenblase«. Man sagt, ein Mensch, der sich von nichts aufhalten lässt und auch angesichts von Gefahr einfach nach vorn losstürmt, hat eine »große Galle«.
Leider wird unsere Unbefangenheit und damit unsere Kreativität und Fantasie nicht
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