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Cholerabrunnen

Cholerabrunnen

Titel: Cholerabrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Jahnke
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der kleine Franzose, dem er dann noch einmal klarmachen musste, was ein Vertrag ist und dass auch mündliche Absprachen etwas gelten… mit ihm immer.
     
    „Wann sind wir drüben?“
    Der Fahrer dreht sich nicht um, murmelt nur etwas von einer Stunde oder so. Dauert. Man sagt doch, Dresden liege an der Grenze. Dann will er die Türscheibe neben sich herunterkurbeln, doch schon hält er die Kurbel in der Hand. Altes Modell, dachte er schon vorhin, als er einstieg. Vielleicht verarmter Geheimdienst? Das Angebot aber war gut… Der Mann wirkte nicht unbedingt wie einer der Großen im Geschäft. Vielleicht hätte er dann auch allein gehandelt und nicht ihn dazu bestellt. Er grinst noch einmal. Dann rutscht er hinüber und… hält wieder die Kurbel in der Hand.
    „Hey, ganz schöne Schrottkarre, oder?“
    In diesem Moment fährt zwischen ihm und dem Fahrer eine Scheibe nach oben. Er fasst es nicht. Natürlich besinnt er sich sofort und versucht, sie unten zu halten, aber der Motor oder die Übersetzung sind viel stärker. Mist! Dann ist das Ding zu und er kann sich dagegenwerfen, mit den Füßen trampeln… nichts. Es splittert nichts. Gutes Glas… zu festes. Warum denkt er an einen alten Film, in dem jemand eine besondere Glassorte herstellte und sie dann auch noch gewinnbringend verkaufen konnte? Er weiß es nicht, spürt aber, wie ihm immer müder zumute wird. Dann sackt er auf die Seite. Es dauert noch einen Moment, ehe er die Besinnung verliert und kurz vorher in die Augen dessen schaut, der ihn engagierte… der saß auf dem Fahrersitz, denkt er noch und ist kurz darauf tot.
     
    Der Wagen fährt in den Wald, dann durch diesen hindurch und zu einer Baustelle, auf der viele Arbeiter damit beschäftigt sind, eine große Grube für die Befüllung mit Beton vorzubereiten. An der weniger frequentierten Ecke der Grube hält er an und der Fahrer klettert heraus, öffnet die hinteren Türen und lässt die Luft hindurchziehen, ehe er hineingreift. Dann wirft er eine Plane über den Toten, schnürt alles zusammen, dass der Mann in der Mitte zusammengeklappt nicht mehr als solcher zu erkennen ist, zieht ihn von der Rückbank und lässt das Bündel in die Grube rollen. Niemand beachtet ihn, niemand kann ihn sehen. Wenig später schließt sich über dem schwarzen Fleck die Betonbrühe. Niemand wird jemals in diesem Mauerwerk, das als Flutschutz dient, eine Leiche vermuten.
     
    „Was heißt hier, sie sind alle tot? Spinnen Sie? Glöckner… das ist kein Spaß, ja? Mir reichte schon der Tod von Bauer… und nun behaupten Sie auch noch, da läge einer unserer Mitarbeiter? Wer noch? Ich fasse es echt nicht… Der Kohlert hatte doch nichts mit diesen Leuten, oder? Die Identität des Vierten ist auch geklärt? Nein? Ich will die Toten sehen. Wo sind sie? Wo, Mann, wo denn?“
    Glöckner kennt Tage, an denen er seinem Chef lieber nicht in den Weg tritt. Solch einer muss das eben heute sein. Und er musste ihm auch noch solch schlimme Nachrichten bringen, die ihn doch all seiner Verdächtigen berauben…
    Immer eine Stufe hinter Behringer springt er mit ihm die Treppe nach unten. Dann sitzen sie im Wagen und fahren in die Pathologie im Uniklinikum. Sie werden nach seiner Voranmeldung per Handy bereits dort erwartet. Niemand bekommt diese kleinen Selbstverständlichkeiten mit. Ihm ist es langsam egal… er hat seine Nerven schließlich auch nur einmal. Die will er sich nicht… ganz zerstören lassen. Dann stehen sie schon vor den vier Tischen.
    „Vier Tote. Schussverletzungen. Präzisionsgewehr, soweit ich das jetzt schon sagen kann…“
    Mira Bodenlöcher schaut auf Behringer.
    „Bekannte?“
    Der nickt nur einmal, schaut Kohlert und Mauersberger ins Gesicht.
    „Unsere undichte Stelle?“
    Glöckner bereut seinen Satz schon, als er ihn ausspricht. Doch der Hauptkommissar bleibt ruhig, schaut dem anderen ins Gesicht. Schnittge… ein ehemaliger Honorarkonsul und doch verwachsen mit diesem Fall, mehrfach befragt und nie in Zusammenhang gebracht, außer eben… durch die Beobachtungen seiner Treffen mit den anderen, denen man jedoch auch nichts wirklich Ernstes nachsagen konnte. Es war verrückt. Bisher zumindest immer.
    „Und der Vierte? Kennt Ihr den auch?“
    Mira schlägt das Tuch weg und Behringer erstarrt.
    „Das kann doch wohl nicht sein, oder? Das… das ist einfach nicht möglich! Nein!“
    Er flucht. Glöckner versucht, sich an das Gesicht zu erinnern, dann fällt es ihm ein. Ist schon eine Weile her und meist wollte

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