Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cholerabrunnen

Cholerabrunnen

Titel: Cholerabrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Jahnke
Vom Netzwerk:
haben. Da leistet er sich ein gutes Hotel in Paris, schleppt den ganzen Kram hierher, wird dann nach dem Mittag auch endlich das Zimmer beziehen können, stellt seine zwei Koffer schon in der gesicherten Obhut des Personals ab und unternimmt noch einen kleinen Bummel um das Haus, zu den ersten Sehenswürdigkeiten der Stadt und um ein wenig zu essen, aber dafür nicht die teuren Preise des Hotels bezahlen zu müssen, kehrt zurück, will nur ein Buch aus dem Gepäck nehmen und… erfährt so etwas.
    „Sie erinnern sich doch noch an mich. Vorhin… ist das nicht sogar Ihre Handschrift auf dem Coupon? Ich sage mal vorsichtig, ja… oder? Und nun… wo sind meine Koffer?“
    Eben hatte er noch die Hoffnung, man sage ihm gleich, sie stehen schon auf dem Zimmer. Doch dieses System der Aufbewahrung ist so schlecht, dass man die Coupons und damit eingestelltes Gepäck gar nicht mit den noch nicht bezogenen Räumen in Verbindung bringen kann. Er flucht wieder und greift zum Handy.
    „Wie gut ist Ihr Haus eigentlich gegen Diebstahl versichert? Immerhin haben diese kleinen Zettel sicher einen Gegenwert, oder?“
    Der junge Mann in der Uniform schaut zu seinem Vorgesetzten hinter dem Rezeptionstresen, der nun herzu tritt, sich in wenigen Worten die Situation schildern lässt, Bauer natürlich bedauert, ihm auch eine Flasche Champagner auf Kosten des Hauses anbietet… teuren dazu… aber darauf hinweist, dass es sich bei der Aufbewahrung lediglich um eine Kulanzleistung handelt und diese Koffer auch dann als in der Obhut des Gastes gelten, er also selbst mit einem guten Anwalt… ja, der sagt es gleich so… keinerlei Chancen hat, etwas zu bekommen… außer eben diese Flasche Champagner.
    Wütend nickt Bauer und wählt die entsprechend lange Nummer in Deutschland, erinnert sich, dass er die Ländervorwahl vergaß, legt auf und wählt noch länger und neu. Er ist viel zu durcheinander.
    Dann meldet sich am anderen Ende eine brüchige Stimme.
    Er versucht, den Vorfall einigermaßen klar zu schildern und erntet… keine wirkliche Gegenliebe. Wie denn auch? Ist schließlich schlimm genug. Er hat es vermasselt… ohne es zu wollen, zu ahnen… Und er weiß, da angeblich noch nie etwas wegkam und derzeit auch nur seine beiden Koffer zu fehlen scheinen, dass er nicht allein hier ist… oder war. Klar. Er wird erwartet. Aber… das ist jetzt starker Tabak. Er flucht und versucht. Mauersberger zu beruhigen. Der jedoch will sich nicht mäßigen und beschimpft ihn mehrfach und laut.
     
    „Sagen noch einmal… was soll bedeuten, Bauer? Nicht da… was soll heißen? Uns veralbern? Wissen, wer wir sind!“
    Borissow schaut dem Deutschen hart ins Gesicht. Er freute sich auf einen schnellen und endlich Gewinn für ihn versprechenden Abschluss der Geschichte. Er wollte Warner ärgern. Ja, er gibt es zu. Er wollte ihn unter Druck setzen. Auf ihre alten Tage ist es doch längst nur noch ein Spiel und seine Mittel sind zwar nicht unbegrenzt, aber für diesen Fall kam sogar eine Freigabe aus Moskau. Der Kreml wäre interessiert. Nun muss er sich dort auch noch erklären. Noch dazu, weil niemand weiß, wohin dieses Material wirklich kam.
    „Wenn mich veralbern, dann bald tot!“
    Ja, klar. Bauer schwitzt, obwohl sie in einem gut gekühlten Restaurant sitzen. Diese Muscheln, die er immer schon einmal probieren wollte, schmecken ihm nicht. Das liegt nicht an deren Geschmack, sondern an seinem Innersten. Er weiß, er läuft eben auf einem ganz dünnen Eis. Und er kann nicht einmal etwas dafür tun, dass die Situation besser wird. Er flucht vor sich hin. Was soll er denn tun? Borissow belügen, ihm das Geld abnehmen, dann verschwinden und ihm nie verraten, dass irgendwer noch cleverer war, als sie alle zusammen?
    „Ich kann nichts dafür. Hier, erkundigen Sie sich im Hotel. Ich hatte sie dort und nun sind sie weg.“
    Der Russe greift sich an den Kopf. Wie blöd muss man eigentlich sein, solch eine Lieferung unbeaufsichtigt und nur auf das Wort dieser Leute da im Hotel vertrauend zurückzulassen? Nein, das ist… einfach dumm. Und doch… auch zu erwarten gewesen. Wenn sie sich mit dem Israeli verstreiten und der die ganze Sache zu seinem persönlichen Feldzug erklärt, dann… haben sie ihn auch wirklich auf der Pelle hocken. Das liegt in der Natur der Dinge. Er schluckt und bestellt sich einen Wodka, der hier gar nicht schmeckt, ihn aber zumindest einen Moment daran denken lässt, was seine Aufgabe ist. Dieser Mann hier vor ihm sah Dinge, die er

Weitere Kostenlose Bücher