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Christmasland (German Edition)

Christmasland (German Edition)

Titel: Christmasland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Hill
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ähnelte – ein kahlköpfiger Keith Richards mit einem Mund voller scharfer, brauner Zähne.
    Auf der Station gab es noch drei weitere Komapatienten, die von der Belegschaft als Kartoffeln bezeichnet wurden. Hatte man lange genug mit ihnen zu tun, fand man heraus, dass alle Kartoffeln so ihre Eigenheiten besaßen. Don Henry, der Mann, der seine Freundin und ihre Kinder verbrannt hatte, machte manchmal »Spaziergänge«. Natürlich stand er nicht auf, aber seine Füße zappelten schwach unter der Bettdecke. Ein anderer Patient, ein Mann namens Leonard Potts, lag schon seit fünf Jahren im Koma und würde nie wieder aufwachen – ein Mitgefangener hatte ihm einen Schraubenzieher durch die Schädeldecke ins Hirn gerammt. Manchmal jedoch räusperte er sich unvermutet und schrie laut: »Ich weiß es!« Wie ein kleines Kind, das die Frage eines Lehrers beantworten wollte. V ielleicht war es Manx’ Eigenheit, dass er gelegentlich die Augen öffnete, und Ellen hatte es nur noch nie miterlebt.
    »Hallo, Mr. Manx«, sagte sie automatisch. »Wie geht es Ihnen heute?«
    Mit einem routinierten Lächeln hielt sie inne, die auf Körpertemperatur erwärmte Blutkonserve noch in der Hand. Eine Antwort erwartete sie nicht, ließ ihm jedoch aus Hö fl ichkeit einen Moment Zeit, seine nicht vorhandenen Gedanken zu sammeln. Als er nichts sagte, streckte sie eine Hand aus, um seine Augenlider wieder zu schließen.
    In diesem Moment packte er sie am Handgelenk. Unwillkürlich schrie sie auf, und die Blutkonserve glitt ihr aus der Hand. Der Beutel fiel zu Boden, und das Blut spritzte in alle Richtungen. Warme Flüssigkeit lief ihr über die Füße.
    »Ah!«, schrie sie. »Ah! Ah! O Gott!«
    Ein metallischer Geruch breitete sich im Raum aus.
    »Ihr Sohn Josiah«, sagte Charlie Manx mit rauer, kratziger Stimme. »Für den wäre auch Platz im Christmasland, wie für die anderen Kinder. Ich könnte ihm ein neues Leben geben. Ein nettes neues Lächeln. Hübsche neue Zähne.«
    Diesen verurteilten Mörder und Kinderschänder von ihrem Sohn reden zu hören war schlimmer als seine Hand an ihrem Arm oder das Blut auf ihren Füßen ( sauberes Blut, erinnerte sie sich, sauberes ). Ihr wurde ganz schwindelig, so als befände sie sich in einem gläsernen Aufzug, der rasend schnell in den Himmel schoss und die Welt unter sich zurückließ.
    »Lassen Sie mich los«, flüsterte sie.
    »Für Josiah John Thornton gibt es einen Platz im Christmasland und für Sie einen im Haus des Schlafes«, sagte Charlie Manx. »Der Gasmaskenmann wüsste, was mit Ihnen zu tun ist. Er würde Sie in Lebkuchenrauch hüllen und Sie dazu bringen, ihn zu lieben. Ins Christmasland kann ich Sie nicht mitnehmen. Nun, ich könnte schon, aber der Gasmaskenmann ist besser. Der Gasmaskenmann ist eine Gnade.«
    »Hilfe«, schrie Ellen, nur dass es kein Schrei war, sondern lediglich ein Flüstern. »Hilfe!« Sie konnte ihre Stimme nicht wiederfinden.
    »Ich habe Josiah auf dem Friedhof der Möglichkeiten gesehen. Er sollte mich in meinem Wraith begleiten. Im Christmas land wäre er glücklich bis in alle Ewigkeit. Dort kann die Welt ihm nichts anhaben, weil das Christmasland nicht in dieser Welt liegt. Es befindet sich in meinem Kopf. Dort sind sie alle sicher. Ich habe davon geträumt, wissen Sie? V om Christmasland. Ich habe davon geträumt, aber ich laufe und laufe und kann das Ende des Tunnels nicht erreichen. Ich höre die Kinder singen, aber ich kann nicht zu ihnen gelangen. Ich höre sie nach mir rufen, doch der Tunnel nimmt einfach kein Ende. Ich brauche den Wraith. Ich brauche meinen Wagen.«
    Seine Zunge glitt aus dem Mund – braun, glänzend und obszön – und befeuchtete die trockenen Lippen. Dann ließ er sie los.
    »Hilfe«, flüsterte sie. »Hilfe. Hilfe. Hilfe.« Sie musste es noch ein- oder zweimal wiederholen, bis sie wirklich einen nennenswerten Laut von sich gab. Dann stürmte sie in ihren weichen, flachen Schuhen durch die Zimmertür hinaus auf den Korridor, wo sie grellrote Fußspuren hinter sich herzog, und schrie aus Leibeskräften.
    Zehn Minuten später hatten zwei Polizisten in voller Kampfmontur Manx an sein Bett gefesselt, nur für den Fall, dass er die Augen öffnen und versuchen sollte, aufzustehen. Aber der Arzt, der wenig später eintraf, gab Anweisung, ihn wieder loszubinden.
    »Dieser Mann ist seit 2001 bettlägerig. Er muss viermal am Tag gedreht werden, damit er keine Druckstellen bekommt. Selbst wenn er bei Bewusstsein wäre, wäre er viel zu

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