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Christopher Ross, Clarissa – Im Herzen die Wildnis

Christopher Ross, Clarissa – Im Herzen die Wildnis

Titel: Christopher Ross, Clarissa – Im Herzen die Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
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umdrehten, »im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes … Amen.«
    »Sie dürfen die Braut jetzt küssen«, sagte der Pfarrer.
    »Alex!«, flüsterte Clarissa kaum hörbar.
    Ted und Rose küssten sich und ließen sich von allen beglückwünschen. Roses Vater hatte seine Vorbehalte längst abgelegt und hielt die beiden minutenlang in den Armen; seine Frau weinte hemmungslos. Teds Eltern waren vor einigen Jahren an der Schwindsucht gestorben. Stattdessen gratulierten Clarissa und Rocky, der Cowboy mit einem kräftigen Schulterklopfen und der Ankündigung: »Jetzt wird’s aber Zeit, dass ich mich auch mal umsehe, Partner.«
    Vor der Kirche wartete ein mit zahlreichen Glöckchen behängter Pferdeschlitten auf das Brautpaar. Unter dem Beifall aller Hochzeitsgäste fuhren sie zum Roadhouse, wo bereits alles für den Empfang vorbereitet war. Ihre Gäste folgten mit Schlitten, Wagen, Pferden und Maultieren. Eisiger Wind begleitete sie zu dem Roadhouse vor der Stadt, einem zweistöckigen Blockhaus mit einem festlich geschmückten Gastraum, in dem eine riesige Torte darauf wartete, von Ted und Rose angeschnitten zu werden. Der erwachsene Sohn des Eisenwarenhändlers, der beste Musiker der Stadt, spielte mit seiner Fiddle auf, zumeist deftige Volkslieder aus den Goldgräbertagen, zu denen sich vortrefflich das Tanzbein schwingen ließ. Begeisterter Beifall belohnte das Brautpaar, als es den Kuchen angeschnitten und sich noch mal geküsst hatte.
    Clarissa aß ein kleines Stück Kuchen und ließ sich einen Becher Kaffee einschenken, lange nicht so gut wie ihrer, und lächelte Ted und Rose zu, die ihren Freudentag in vollen Zügen genossen. Rocky hatte sich von ihrem Glück anstecken lassen und flirtete ausgerechnet mit Becky, der Tochter des Pfarrers. Sie war fünf Jahre älter als er und wurde von den meisten Bewohnern als »ewige Jungfrau« belächelt. Ihr schien die ungewohnte Aufmerksamkeit, die man ihr ausgerechnet während einer Hochzeit schenkte, zu gefallen. Als der Fiddler nach dem Eröffnungswalzer, zu dem sich Ted und Rose etwas unbeholfen im Kreis drehten, eine flotte Polka anstimmte, gehörten Rocky und Becky zu den ersten Paaren, die sich auf der Tanzfläche zeigten.
    Nur Clarissa floh vor dem Trubel. Schon aus Angst, zum Tanz aufgefordert zu werden, verkroch sie sich mit einem Becher Kaffee in die Küche und blickte aus dem Fenster. Ihr war nicht nach Tanzen zumute, schon gar nicht zu einer fröhlichen Polka. Eher betrübt verlor sich ihr Blick in dem Flockenwirbel vor dem Haus. Die Hochzeit von Ted und Rose bedeutete einen weiteren Einschnitt in ihrem Leben, ihr folgte beinahe zwangsläufig der Abschied von der Yellow Rose Ranch. Leider gab es noch nicht den geringsten Hinweis auf einen Neuanfang, bot sich ihr keine Richtung, in die sie sich wenden konnte. Wo sollte sie nach Alex suchen? Was war ihr neues Ziel?
    In dem dichten Schneetreiben leuchteten zwei gelbe Punkte. Sie trat noch näher an das Fenster heran und drückte sich die Nase an der vereisten Scheibe platt. Zuerst glaubte sie an eine Sinnestäuschung, dann lichtete sich der Flockenwirbel wie durch Zauberhand, und sie sah einen mageren Wolf über die Lichtung kommen. Bones war zurückgekehrt! Er blieb keine zwanzig Schritte vor ihrem Fenster stehen, als wollte er ihr etwas sagen, und rannte plötzlich davon, verharrte noch einmal und verschwand dann ganz.
    Sie verstand ihren Schutzgeist auch ohne Worte. Bones will, dass ich aufbreche. Jetzt … Sofort! In diesem Augenblick! Er weiß, dass mir Gefahr droht, und will, dass ich unterwegs bin, bevor mir ein Leid geschieht. Frank Whittler hat mich aufgespürt! Er ist in der Nähe und wird mir Gewalt antun, wenn ich nicht sofort aufbreche! Was sollte Bones’ Geste denn sonst bedeuten?
    Ich muss hier weg!
    Ohne weiter zu überlegen, stieß sie sich vom Fenster ab und kehrte in den Gastraum zurück. Rocky wollte sie zum Tanz entführen, wieder eine rasante Polka, doch sie riss sich von ihm los und machte ihm eindringlich klar: »Ich muss weg, Rocky! Ich muss hier sofort weg! Ich glaube, Frank Whittler ist in der Nähe! Du weißt, wozu der Bursche fähig ist. Ich muss sofort aufbrechen!«
    »Jetzt gleich? Aber die Hochzeit? Du kannst doch nicht …«
    »Ich muss, Rocky! Ich muss!«
    Sie bahnte sich einen Weg durch die Tanzenden und sah Ted und Rose am Tresen stehen. Sie erzählte ihnen das Gleiche wie Rocky. »Tut mir leid, Ted … Rose … Tut mir furchtbar leid, aber es geht nicht anders.

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