Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Christopher Ross, Clarissa – Im Herzen die Wildnis

Christopher Ross, Clarissa – Im Herzen die Wildnis

Titel: Christopher Ross, Clarissa – Im Herzen die Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
Vom Netzwerk:
kehrte Alex nicht zurück?
    Clarissa verdrängte die quälenden Gedanken und stürzte sich noch entschlossener als zuvor in die Arbeit. Hinter dem Haus legte sie einen Gemüsegarten an, der sie im Spätsommer mit frischen Kartoffeln, Tomaten, Salat und Kräutern und Gewürzen versorgen und ihren Speiseplan wesentlich fantasievoller gestalten sollte. Selbst Rocky, der vorgab, von Rindfleisch und Kartoffeln leben zu können, fand Gefallen an der Abwechslung und bedauerte nur, dass sie in dem Garten keinen Tabak anbauen konnte. Um den Garten zog sie einen kleinen Zaun, der auch dem neugierigen Rusty klarmachte, dass er dort nichts zu suchen hatte. Rusty rächte sich, in dem er einige Steine mit seinem Urin markierte und gar nicht daran dachte, dem roten Ball nachzurennen, als sie wieder einmal mit ihm spielen wollte. Erst nachdem sie ihn mit einem Elchknochen getröstet hatte, ließ er sich wieder dazu herab, ihr zu gehorchen.
    Während Rocky der unbeschwerte Cowboy blieb, der er zu Lebzeiten von Jimmy Flagler gewesen war, ging in Ted eine Veränderung vor. Die wachsende Verantwortung als einer der Besitzer der Yellow Rose Ranch ließ ihn überlegter und gelassener handeln. Dazu gehörte auch, dass er seiner launischen Braut die Flausen austrieb und ihrem hochnäsigen Vater in einer denkwürdigen Rede klarmachte, dass er seine Rose heiraten würde, so oder so, und ihm sein arrogantes Verhalten langsam auf die Nerven ginge. Er wäre kein Millionär und kein Prinz aus einem Märchenbuch, er würde nicht mal ein weißes Pferd reiten, aber er wäre jetzt Mitbesitzer einer Ranch und hätte sogar etwas Geld gespart. Nach dem Herbst-Roundup würde geheiratet, basta.
    So erzählten es jedenfalls die Leute, die dabei gewesen waren, als Ted seine Ansprache gehalten hatte. Was hätte sie dafür gegeben, den sonst so wortkargen Cowboy bei einer solchen Wutrede erleben zu dürfen. Mit einer gewissen Genugtuung berichtete Ted, dass sein zukünftiger Schwiegervater ihm nach dem ersten Schrecken kräftig die Hand geschüttelt und seinen besten Whiskey unter dem Tresen hervorgeholt hätte. »So hab ich mir meinen verdammten Schwiegersohn immer vorgestellt«, sollte der Roadhouse-Besitzer gesagt haben. Und Ted sagte beim abendlichen Kartenspiel auf der Yellow Rose: »Wenn ich gewusst hätte, dass er mir danach aus der Hand fressen würde, hätte ich ihm schon viel früher die Meinung gegeigt.«
    Seine eigentliche Befähigung zum Rancher aber stellte Ted erst beim Herbst-Roundup unter Beweis. Er organisierte den Zusammentrieb noch besser als Flagler, erwischte fast jedes Rind, das ihm davonlaufen wollte, mit dem ersten Lassowurf und trieb sogar die Longhorns ohne große Schwierigkeiten zum Feuer. Niemand schaffte es so schnell und präzise wie er, einem laufenden Kalb die Schlinge um die Hinterbeine zu werfen, im selben Augenblick aus dem Sattel zu springen, das Kalb an allen Beinen zu fesseln und zum Bränden auf die Seite zu werfen. Kaum hatte Rocky ihm das Brandzeichen der Yellow Rose, ein schlichtes YR, ins Fell gebrannt, ließ er es auch schon wieder frei und wandte sich dem nächsten Tier zu. Seine fröhliche Miene verriet, mit welcher Begeisterung und Freude er bei der Arbeit war.
    Clarissa half den Cowboys, die Rinder auf die Winterweide zu treiben, und erklärte sich bereit, jeden Morgen nach ihnen zu sehen, während sie einen wertvollen Bullen und zwanzig besonders fette Rinder zur Eisenbahn trieben. »Im Haus und in meinem Gemüsegarten gibt es genug zu tun«, hatte sie das Angebot abgelehnt, das Treiben mitzumachen. Das stimmte zwar, noch mehr war sie allerdings daran interessiert, auf der Ranch zu sein, falls Alex erschien. Obwohl bereits einige Monate vergangen waren, seitdem ihr der Mountie die guten Nachrichten gebracht hatte, war sie noch immer davon überzeugt, dass er lebte und auf der Suche nach ihr war. Sie hatte alles getan, um ihn auf ihre Spur zu bringen und hatte sogar den Betreiber der Postkutschenlinie zwischen Ashcroft und Barkerville gebeten, nach ihm Ausschau zu halten. Zu viel Aufhebens wollte sie aber nicht machen, um Whittler nicht auf ihre Spur zu locken. Wenn Ted und Rocky sie nicht so dringend auf der Ranch gebraucht hätten, wäre sie wohl längst schon selbst losgeritten, um nach ihm zu suchen. Sobald Ted geheiratet hatte und Rose auf die Yellow Rose zog, würde sie die Arbeit im Haus übernehmen. Clarissa wollte ihren Anteil an der Ranch an die beiden Cowboys verkaufen, zu einem Preis, der ihnen

Weitere Kostenlose Bücher