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Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis

Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis

Titel: Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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den Alten tun, die Jungen töten. Von mir sagen sie das auch, aber es stimmt nicht. Ich halte mich in San Francisco wie ein Geist auf. Ich störe niemanden außer meine bedauerlichen sterblichen Opfer.«
    Das alles überraschte mich nicht.
    »Wir sind zu viele«, sagte er. »Das war schon immer so. Und es gibt viel Feindschaft unter uns. Ein Orden in irgendeiner beliebigen Stadt ist nur dazu da, daß drei oder mehr von den Mächtigen die Abmachung treffen, sich nicht gegenseitig umzubringen und sich das Gebiet gemäß den Regeln zu teilen.«
    »Die Regeln, immer die Regeln«, sagte ich.
    »Die sind jetzt anders, und viel strenger. Es darf absolut kein Beweis für die Tötung zurückgelassen werden. Nicht ein einziger Leichnam darf den Sterblichen zur Untersuchung in die Hände fallen.«
    »Ja, sicher.«
    »Und auf gar keinen Fall darf man sich fotografieren oder filmen lassen in dieser Welt der Großaufnahmen und Gummilinsen und Videoüberwachung - man darf kein Risiko eingehen, das zu einer Festnahme, einer Verwahrung oder einer wissenschaftlichen Untersuchung durch die sterbliche Welt führen könnte.«
    Ich nickte. Aber mein Puls raste. Es gefiel mir, der Gesetzlose zu sein, der schon jedes einzelne dieser Gesetze gebrochen hatte. Sie hielten sich also an mein Buch, ja? Oh, es hatte schon begonnen. Die Räder drehten sich schon.
    »Lestat, du glaubst es zu verstehen«, sagte er geduldig, »aber tust du das wirklich? Wenn die Welt auch nur ein einziges winziges Stück von unserem Gewebe unter ihre Mikroskope bekommt, wird es nie wieder einen Streit um Legenden und Aberglauben geben. Dann haben sie den Beweis in den Händen.«
    »Der Meinung bin ich nicht, Louis«, sagte ich. »So einfach ist das nicht.«
    »Sie haben die Mittel, uns zu identifizieren und zu klassifizieren, uns die Menschheit auf den Hals zu jagen.«
    »Nein, Louis. In diesen Tagen und in diesem Zeitalter liegen sich die Wissenschaftler ständig mit den Ärzten in den Haaren. Sie streiten sich über die elementarsten Fragen. Dieses Stück übernatürliches Gewebe müßte erst unter alle Mikroskope der Welt gelangen, und selbst dann würde die Öffentlichkeit vielleicht kein Wort davon glauben.«
    Er dachte einen Augenblick nach.
    »Also eine einzige Festnahme«, sagte er. »Ein einziges lebendes Beispiel in ihren Händen.«
    »Selbst das würde nicht ausreichen«, sagte ich. »Und wie wollten sie mich denn festhalten?«
    Es war einfach zu schön, sich das alles vorzustellen - die Jagd, das Ränkespiel, die Gefangennahme und die Flucht. Das gefiel mir unheimlich.
    Er lächelte auf eine seltsame Art. Mißbilligend und verzückt. »Du bist noch verrückter, als ich dachte«, sagte er mit angehaltenem Atem. »Noch verrückter als in den alten Tagen, in denen du in New Orleans herumgegeistert bist und den Leuten Angst eingejagt hast.«
    Ich lachte und konnte fast nicht mehr aufhören zu lachen. Aber dann wurde ich still. Wir hatten nicht mehr viel Zeit bis zum Morgen. Und am nächsten Abend konnte ich auf dem ganzen Weg nach San Francisco lachen.
    »Louis, ich habe mir alles genau durch den Kopf gehen lassen«, sagte ich. »Mit den Sterblichen einen richtigen Krieg anzufangen, wird schwieriger sein, als du glaubst -«
    » - und du bist fest entschlossen, ihn anzufangen, nicht wahr? Du willst, daß alle, sterblich oder unsterblich, hinter dir her sind.«
    »Warum nicht?« fragte ich. »Sollen sie doch endlich anfangen. Sollen sie doch versuchen, uns zu vernichten, wie sie ihre anderen Teufel vernichtet haben. Sollen sie doch versuchen, uns auszulöschen.«
    Er sah mich mit diesem Ausdruck von Ehrfurcht und Staunen an, den ich schon so viele tausendmal an ihm erlebt hatte. Und immer war ich darauf hereingefallen, wie es so schön heißt.
    Aber der Himmel über uns wurde blasser, einer nach dem anderen verschwanden die Sterne. Wir konnten nur noch ganz wenige kostbare Augenblicke Zusammensein, bevor der neue Frühlingsmorgen heraufzog.
    »Du willst also wirklich, daß es geschieht«, sagte er ernst, aber seine Stimme war sanfter als vorher.
    »Louis, ich will, daß irgendwas und alles geschieht«, sagte ich. »Ich meine, damit sich alles, was wir bisher gewesen sind, endlich ändert! Jetzt sind wir doch nichts anderes als Blutegel - ekelerregend, verschwiegen, ohne Rechte. Die alte Romantik gibt es nicht mehr. Deshalb laß uns einen neuen Sinn finden. Ich sehne mich nach den hellen Lichtem, so wie ich mich nach Blut gesehnt habe. Ich sehne mich nach der

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