Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis

Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis

Titel: Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
Vom Netzwerk:
Augen ein wenig erschrocken zu den kreischenden Jugendlichen und den Parkplatzwächtern sahen, die sie zurückzuhalten versuchten.
    Die Halle war seit Monaten ausverkauft, und die enttäuschten Fans verlangten, daß die Musik nach draußen übertragen wurde, damit auch sie das Konzert mitanhören konnten. Überall lagen Bierdosen herum. Auf Wagendächern und Kühlerhauben saßen Teenager, und aus den Radios plärrte mit entsetzlicher Lautstärke The Vampire Lestat.
    Unser Manager lief an meiner Seite zu Fuß neben uns her und erklärte uns, daß es auch im Freien Videoschirme und Lautsprecher geben würde. Die Polizei von San Francisco hatte eingewilligt, um eventuelle Krawalle zu verhindern.
    Ich fühlte Louis’ wachsende Angst. Eine Horde Jugendlicher durchbrach die Polizeisperren und wurde an seiner Seite gegen das Wagenfenster gedrückt, als die Autos scharf abbogen und sich zu der langen häßlichen röhrenförmigen Halle vorarbeiteten.
    Ich war von den Ereignissen absolut hingerissen. Und auf dem Gipfel meiner Sorglosigkeit. Immer wieder umschwärmten die Fans das Auto, bevor sie wieder zurückgedrängt werden konnten, und ich begann zu verstehen, wie gründlich ich das ganze Unternehmen unterschätzt hatte.
    Die Filme von Rockshows, die ich gesehen hatte, hatten mich nicht annähernd auf die blanke Elektrizität vorbereitet, die durch meinen Körper jagte, auf das Wogen der Musik in meinem Kopf, auf meine sterbliche Eitelkeit, die jedes Schamgefühl verpuffen ließ wie Dampf.
    Den Saal zu betreten kam einer Selbstverstümmelung gleich.
    Durch das Gewühl von Ordnungshütern rannten wir in den streng abgesicherten Bereich hinter der Bühne; Tough Cookie klammerte sich an mir fest, und Alex schubste Larry vor sich her.
    Die Fans rissen an unseren Haaren, unseren Umhängen. Ich griff nach hinten und nahm Louis unter meine Fittiche und zog ihn mit uns durch die Tür.
    Und dann, hinter den Vorhängen der Umkleideräume, hörte ich es zum erstenmal, dieses bestialische Geräusch der Menschenmenge - fünfzehntausend Seelen, die unter einem Dach johlten und kreischten.
    Nein, ich hatte sie nicht unter Kontrolle, die wilde Freude, die meinen ganzen Körper erzittern ließ. Noch nie zuvor hatte ich eine solche Heiterkeit gespürt. Ich drängte mich bis ganz nach vorn durch und sah durch das Guckloch in den Zuschauerraum. Sterbliche zu beiden Seiten des langgezogenen Ovals, bis hoch hinauf zu den Dachbalken. Und in dem großen offenen Parkett der Halle Tausende von ihnen, ein gewaltiger Mob, tanzend, sich zärtlich umarmend, die Fäuste in den rauchigen Dunst stoßend, darum wetteifernd, bis dicht an die Bühne vorzudringen. Haschisch, Bier, der Geruch von menschlichem Blut, von Ventilatoren umgewälzt und vereint.
    Die Techniker riefen sich zu, daß alles bereit sei. Alles war bereit: Gesichtsfarbe neu aufgelegt, die schwarzen Samtumhänge gebürstet, die schwarzen Krawatten geglättet. Sinnlos, diese Menschenmenge noch eine Sekunde warten zu lassen.
    Dann ging das Licht aus. Und ein gewaltiger unmenschlicher Aufschrei erhob sich in der Dunkelheit, rollte die Wände hoch. Ich fühlte es im Fußboden unter mir. Immer stärker, bis ein elektronisches Knistern verkündete, daß die Anlage angeschlossen und eingeschaltet war.
    Die Vibration setzte sich in meinen Schläfen fest. Die Haut schälte sich. Ich umklammerte Louis’ Arm, gab ihm einen zögernden Kuß und fühlte, wie er mich losließ.
    Hinter dem Vorhang hörte man das Schnappen von Feuerzeugen, bis Abertausende winziger Flammen in der Dunkelheit aufflackerten. Rhythmisches Klatschen hob an und erstarb, und der Lärm der Stimmen schwoll an und ging zurück, und dazwischen gellten^ Schreie durch die Halle. Mir dröhnte der Kopf.
    Trotzdem mußte ich an das Renaud denken, vor so langer Zeit. Ich sah es ganz deutlich vor mir. Aber das hier war wie das römische Kolosseum! Als wir die Bänder und Videos gemacht hatten - war alles so unter Kontrolle gewesen, so cool. Kein Vergleich zu dem, was sich jetzt hier tat.
    Der Techniker gab das Zeichen, und wir schössen durch den Vorhang, die Sterblichen stolperten, weil sie nichts sehen konnten, während ich mühelos Kabeln und Drähten auswich.
    Ich stand ganz vorn auf der Bühne, direkt über den Köpfen der schwankenden, grölenden Menschenmenge. Alex war am Schlagzeug. Tough Cookie hielt ihre glänzende elektrische Gitarre in den Händen, und Larry stand an der runden Tastatur des Synthesizers.
    Ich drehte mich um und

Weitere Kostenlose Bücher