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Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Titel: Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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keinerlei Mühe bedurft, sie wieder auf ihren armseligen Thron und in stumme Bewegungslosigkeit zu treiben.
    Dennoch hatte ihn dieser Vorfall verbittert, und in einer Anwandlung allzu menschlichen Zorns hatte er sich damals beinahe auf Lestat gestürzt.
    Junger Freund, warum übernimmst du nicht JENE, DIE BEWAHRT WERDEN MÜSSEN, da sie dir eine so außerordentliche Gunst erwiesen haben? Ich würde sie jetzt gerne loswerden. Ich habe mich mit dieser Last seit der Morgenröte des christlichen Zeitalters herumgeschleppt.
    Aber in Wirklichkeit waren das nicht seine eigentlichen Gefühle. Damals nicht und heute nicht. Es war nur eine zeitweilige Schwäche. Lestat liebte er wie eh und je. Jedes Königreich brauchte einen Prinzen, mochte er auch noch so flegelhaft sein. Und dieses Schweigen des Königs und der Königin war gleichermaßen Segen und Fluch, vielleicht. Lestats Song hatte in dieser Hinsicht den Nagel auf den Kopf getroffen.
    Später würde er mit seiner Videokassette hinuntergehen und genau darauf achten, ob sich der Hauch einer Regung, eines Flackerns in ihrem ewig starren Blick malte.
    Wie oft hatte er im Lauf der Jahrhunderte solche Hoffnungen gehegt, nur um immer wieder zutiefst enttäuscht zu werden. Vor Jahren hatte er ihnen Farbfilme von der aufgehenden Sonne vorgeführt, dem blauen Himmel, den ägyptischen Pyramiden.
    Die herrlichsten Wunder! Vor ihren eigenen Augen floß der Nil. Die Sinnestäuschung war so perfekt, daß er weinen mußte. Er hatte sogar Angst, die Kinosonne könnte ihm Schaden zurügen, obgleich er wußte, daß dergleichen natürlich unmöglich war. Aber die Technik war so vollkommen, daß er tatsächlich dastehen und einem Sonnenaufgang zuschauen konnte, wie er ihn seit seinen sterblichen Tagen nicht mehr erlebt hatte.
    Aber JENE, DIE BEWAHRT WERDEN MÜSSEN starrten in ungebrochener Gleichgültigkeit geradeaus, oder war es Staunen - das bewegungslose Staunen über die Staubpartikel in der Luft.
    Wer würde das jemals erfahren? Sie hatten bereits viertausend Jahre gelebt, ehe er geboren wurde. Vielleicht tosten alle Stimmen der Welt in ihren Gehirnen, vielleicht machte sie eine milliardenfache Bilderflut für alles andere unempfänglich.
    Er hatte sogar einmal erwogen, diese Frage mit Hilfe moderner medizinischer Geräte zu lösen, Elektroden an ihre Köpfe zu heften, um ihre Gehirnfunktionen zu untersuchen. Aber diese kalten und häßlichen Instrumente kamen ihm dann doch zu geschmacklos vor. Immerhin waren sie sein König und seine Königin, unser aller Vater und Mutter. Unangefochten hatten sie unter seinem Dach zwei Jahrtausende regiert.
    Eine Schwäche mußte er gleichwohl eingestehen. In letzter Zeit bediente er sich recht giftiger Wendungen, wenn er das Wort an sie richtete.
    Er war nicht mehr der Hohepriester, wenn er ihre Kammer betrat. Nein. Sein Ton hatte einen schnodderigen und sarkastischen Beigeschmack angenommen, der ihm eigentlich nicht entsprach. Vielleicht handelte es sich um »die neuzeitliche Gemütslage«, wie es allgemein genannt wurde. Im Zeitalter der Mondraketen konnte man unmöglich jede Silbe auf die Waagschale verzagter Gewissensprüfung legen. Und er hatte sich nie dem Geist des jeweiligen Jahrhunderts verschlossen.
    Wie auch immer, er mußte sich jetzt zu dem Schrein begeben. Und er würde sich um reine Gedanken bemühen. Er würde sich ihnen ohne Groll und Verzweiflung nähern.
    Er betrat den Aufzug und drückte den Knopf. Das Elektrogewinsel und die plötzliche Schwerelosigkeit waren ihm nicht unangenehm.
    Die heutige Welt hielt so viele Geräusche bereit, die man zuvor nie vernommen hatte. Eine erfrischende Abwechslung. Dazu noch das Wohlgefühl, in einem Schacht durch ewiges Eis in die Tiefe zu sinken, um die elektrisch erleuchteten Kammern da unten zu erreichen.
    Er öffnete die Tür und durchmaß den teppichbelegten Korridor. Wieder sang Lestat in dem Schrein. Diesmal war es ein etwas rascherer, fröhlicherer Song, in dem seine Stimme gegen Schlagzeuggedonner und elektronisches Gestöhn ankämpfte.
    Aber irgend etwas stimmte hier unten nicht. Die Musik war irgendwie zu laut, zu deutlich: Die Vorzimmer, die zu dem Schrein führten, waren offen!
    Er eilte dem Eingang entgegen. Die elektrischen Türen waren geöffnet worden. Wie war das möglich? Er allein kannte die Kombination der kleinen Computertasten. Auch die zweite Flügeltür stand offen, ebenso die dritte. Er konnte sogar geradewegs in den Schrein blicken. Das blaurote Geflimmer des Fernsehers

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