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Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Titel: Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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Das Eis krachte, schlug brüllend auf ihn nieder.
    »Akascha!« Er fiel in eine riesige Gletscherspalte, tauchte in glühendheiße Kälte ein. »Akascha!« rief er wieder.
    Aber sie war fort, und er fiel noch immer. Dann begruben ihn die Eisbrocken, brachen ihm die Knochen seiner Arme und Beine und seines Gesichts. Er spürte, wie sein Blut heiß hervorquoll, um gleich zu gefrieren. Er konnte sich nicht bewegen. Er konnte nicht atmen. Wieder sah er kurz den Dschungel, so unerklärlich wie zuvor. Den heißen, stickigen Dschungel, durch den sich etwas bewegte. Dann war es verschwunden. Und er schrie erneut auf, diesmal zu Lestat:
    Gefahr! Lestat, nimm dich in acht!
    Dann waren nur noch die Kälte und die Einöde da, und ihm schwanden die Sinne. Ein Traum lullte ihn ein, ein lieblicher Traum von der warmen Sonne, die auf eine grüne Lichtung schien. Ja, die gute Sonne. Der Traum hatte ihn jetzt vollständig umfangen. Und die Frauen, wie schön ihr rotes Haar war.
    Aber was war das, dieses Ding, das neben den welken Blättern lag, auf dem Altar?

Teil I
UNTERWEGS ZUM VAMPIR LESTAT
    Versucht, zu organischer Collage zu fügen die Biene,
    das Gebirge, den Schatten meines Fußes –
    versucht, ihnen zu folgen,
    umschlungen von logischem
    unermeßlichem & leuchtendem Gedankengarn
    durch alle Materie -
     
    Versucht, Zu sagen ich seht in allem,
    was ich sehe die Stelle, wo die Nadel
    das Gewebe zu schaffen begann - und doch,
    alles erscheint als Ganzes und als Teil –
    lang lebe der Augapfel und das reine Herz.
     
     
    Stan Rice
     
    Vier Tage in einer fremden Stadt

1
Die Legende von den Zwillingen
    Erzähl’s
    in rhythmischem  Fluß.
    Detail für Detail
    den lebenden Wesen.
     
    Erzähl’s
    wies geboten,
    den Rhythmus  wacker gefügt.
    Frau. Arme erhoben. Schattenzerstörer.
     
    Stan Rice
     
    Elegie
     
    Ruf sie für mich an«, sagte er. »Erzähle ihr, daß ich das seltsamste Zeug über die Zwillinge geträumt habe. Du mußt sie anrufen!« Seine Tochter hatte keine Lust dazu. Sie beobachtete ihn, wie er ungelenk mit dem Buch hantierte. Seine Hände seien jetzt seine Feinde, sagte er oft. Mit einundneunzig konnte er kaum noch einen Bleistift halten oder eine Seite umblättern.
    »Daddy«, sagte sie, »diese Frau ist vermutlich tot.« Alle, die er gekannt hatte, waren tot. Er hatte seine Kollegen überlebt, seine Brüder und Schwestern und sogar zwei seiner Kinder. Auf tragische Weise hatte er die Zwillinge überlebt, da nun niemand sein Buch las. Niemand interessierte sich für »die Legende von den Zwillingen«.
    »Nein, du rufst sie an«, sagte er. »Du mußt sie anrufen. Du erzählst ihr, daß ich von den Zwillingen geträumt habe. Ich habe sie in dem Traum gesehen.«
    »Warum sollte sie das wissen wollen, Daddy?«
    Seine Tochter nahm das Adreßbüchlein und blätterte es langsam durch. All diese Leute tot, längst gestorben. Die Männer, die mit ihrem Vater so viele Expeditionen unternommen hatten, die Herausgeber und Photographen, die mit ihm an seinem Buch gearbeitet hatten. Sogar seine Feinde, die behauptet hatten, seine Forschungen seien ergebnislos geblieben, die ihm fälschlich vorgeworfen hatten, er habe die Photos manipuliert und über die Höhlen Märchen erzählt.
    Warum sollte sie noch leben, die Frau, die vor langer Zeit seine Expeditionen finanziert, die reiche Frau, die so viele Jahre lang so viel Geld geschickt hatte?
    »Du mußt sie bitten herzukommen. Sag ihr, daß es äußerst wichtig ist. Ich muß ihr erzählen, was ich gesehen habe.«
    Herkommen? Die ganze Strecke nach Rio de Janeiro, weil ein alter Mann seltsame Träume gehabt hatte? Seine Tochter fand die Seite, ja, da waren ihr Name und ihre Telefonnummer. Und daneben das Datum, nur zwei Jahre alt.
    »Sie wohnt in Bangkok, Daddy.« Wie spät war es jetzt in Bangkok? Sie hatte keine Ahnung. »Sie wird herkommen. Ich weiß es.«
    Er schloß die Augen und lehnte sich ins Kissen zurück. Er schien ihr klein geworden, zusammengeschrumpft zu sein. Aber wenn er seine Augen öffnete, blickte sie wieder ihr Vater an, trotz der schrumpeligen gelben Haut, der dunklen Flecke auf seinen Handrücken, trotz der Glatze.
    Anscheinend lauschte er jetzt der Musik, dem sanften Gesang des Vampirs Lestat, der aus ihrem Zimmer drang. Sie würde es leiser stellen, wenn ihn das wachhielt. Sie machte sich eigentlich nichts aus amerikanischen Rocksängern, aber dieser da hatte ihr es angetan. »Sag ihr, daß ich mit ihr sprechen muß«, bat er von neuem.
    »Na gut,

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