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Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Titel: Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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ganzen Unternehmen halten sollte, außer daß es ihn amüsierte und faszinierte.
    Selbstverständlich hegte er nicht die geringsten Rachegedanken gegen Lestat, mochte dieser auch noch so viele Geheimnisse ausgeplaudert haben. Und ganz sicher hatte Lestat damit gerechnet; aber man konnte nie wissen. Vielleicht kümmerte Lestat das alles nicht. In dieser Hinsicht wußte er nicht mehr als die Idioten in der Bar da hinten.
    Was ihn beschäftigte, war der Umstand, daß er erstmals seit Urzeiten wieder in Kategorien wie Vergangenheit und Zukunft dachte. Er spürte den Zeitgeist. An JENE, DIE BEWAHRT WERDEN MÜSSEN glaubten selbst deren eigene Kinder nicht mehr! Längst dahin die Tage, da sich grimme Blutsauger auf die Suche nach ihrem Schrein und Wunderblut begeben hatten. Niemand glaubte mehr an sie, scherte sich noch um sie.
    Und das entsprach genau dem Wesen dieses Zeitalters, in dem die Sterblichen eher Handfestem zugetan waren und alles Übernatürliche schlichtweg zurückwiesen.
    Zweihundert Jahre war es her, da er und Lestat auf einer Insel im Mittelmeer genau darüber diskutiert hatten - über den Traum von einer gottesfreien und wahrhaft moralischen Welt, in der das Prinzip der Nächstenliebe das einzige verbleibende Gebot sein würde.
    Eine Welt, in die wir nicht gehören.
    Und jetzt war eine solche Welt fast Wirklichkeit geworden. Und der Vampir Lestat hatte sich der Unterhaltungskunst verschrieben, was im Grunde die ganzen alten Teufel tun sollten, JENE, DIE BEWAHRT WERDEN MÜSSEN eingeschlossen. Er mußte lächeln. Lestats Treiben flößte ihm nicht nur Ehrfurcht ein, sondern er fand das alles auch höchst verführerisch. Für die Verlockungen des Ruhms hatte er volles Verständnis.
    Ja, er war schamlos begeistert gewesen, als er seinen Namen auf die Wand in der Bar gekritzelt sah. Er hatte gelacht, aber dieses Lachen auch gründlich genossen.
     
    Lestat, der ungestüme Boulevardschauspieler des Ancien régime, war nun in diesem wunderbaren und unschuldigen Zeitalter zu einem Star geworden.
    Aber hatte er recht gehabt, als er dem Neuling in der Bar sagte, niemand könne den flegelhaften Prinzen zerstören? Das war reines Wunschdenken. Gute Reklame. Tatsache ist, jeder von uns kann zerstört werden… auf die ein oder andere Weise. Sogar JENE, DIE BEWAHRT WERDEN MÜSSEN.
    Natürlich waren sie schwach, diese jungen »Kinder der Finsternis«, wie sie sich bezeichneten. Auch gemeinsam waren sie nicht wesentlich stärker. Aber wie stand es mit den Alten? Wenn Lestat nur nicht die Namen von Mael und Pandora ins Spiel gebracht hätte! Und gab es nicht Bluttrinker, die sogar noch älter waren, von denen er selbst nichts wußte? Er dachte an die warnenden Worte an der Wand: »Cut möglich, daß diese alten und schrecklichen Wesen seinem Ruf folgen und langsam und unerbittlich näher kommen.«
    Ein leichter Regenschauer schreckte ihn auf; es war kalt, und doch glaubte er, einen Augenblick lang einen Dschungel zu sehen - einen grünen, stickigen, dampfenden Ort. Plötzlich war er wieder verschwunden, wie so viele unvermittelte Botschaften. Er hatte sich schon vor langer Zeit angewöhnt, den endlosen Strom aus Stimmen und Bildern abzublocken; doch hin und wieder blitzte etwas Heftiges und Unerwartetes durch, wie ein gellender Schrei.
    Wie auch immer, er hatte sich lange genug in dieser Stadt aufgehalten. Er wollte jetzt am liebsten zu Haus sein. Allzulange war er von JENEN, DIE BEWAHRT WERDEN MÜSSEN fortgewesen.
    Andererseits bereitete es ihm großes Vergnügen, den betriebsamen Menschenmengen, dem bunten Verkehrsstrom zuzuschauen. Selbst der Giftdunst der Stadt störte ihn nicht. Das war auch nicht schlimmer als der Gestank im alten Rom oder in Antiochia oder Athen - wo an allen Ecken und Enden ganze Haufen menschlicher Abfälle die Fliegen fütterten und die Luft von Krankheit und Hunger verpestet war. Nein, er liebte die sauberen, pastellfarbenen Städte Kaliforniens. Er hätte ewig unter diesen scharfsichtigen und zielbewußten Leuten verweilen können,
    Aber er mußte nach Hause gehen. Das Konzert war noch viele Nächte entfernt, und dann würde er Lestat sehen, falls er sich entschließen sollte … Es war einfach herrlich, nicht genau zu wissen, was er tun würde, genausowenig wie es die anderen wußten, die nicht mal an ihn glaubten!
    Er überquerte die Castro Street und ging raschen Schritts die Market Street entlang. Der Wind hatte nachgelassen, die Luft war beinahe warm. Er pfiff sich ein

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