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Chronik der Vampire 04 - Nachtmahr

Chronik der Vampire 04 - Nachtmahr

Titel: Chronik der Vampire 04 - Nachtmahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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letzten Versammlungsort im späten zwanzigsten Jahrhundert in alle Winde zerstreut. Was für eine Torheit, wenn man bedenkt, daß wir eigentlich wieder einen Bund bilden wollten. Einer nach dem anderen waren sie in der Zeit und in der Welt verschwunden, was in gewisser Weise unvermeidlich war.
    Eigentlich mögen Vampire ihresgleichen nicht, obgleich sie ein verzweifeltes Bedürfnis nach unsterblichen Gefährten hegen.
    Dieses Bedürfnis veranlagte mich, meine Sprößlinge zu machen - Louis de Pointe du Lac, der mein geduldiger und oft liebevoller Kamerad im neunzehnten Jahrhundert wurde, und - mit seiner unwissentlichen Hilfe - den schönen, dem Untergang geweihten Kindvampir Claudia. Und in diesen einsamen Vagabundennächten des späten zwanzigsten Jahrhunderts war Louis der einzige Unsterbliche, den ich recht oft sah. Der menschlichste von uns allen, der am wenigsten gottähnliche.
    Ich blieb nie allzulange fern von seiner Hütte in der Wildnis der Außenbezirke von New Orleans. Aber das werden Sie noch sehen. Dazu komme ich noch. Louis kommt in dieser Geschichte vor.
    Das Entscheidende ist - Sie werden hier herzlich wenig über die anderen finden. Um genau zu sein, praktisch gar nichts.
    Abgesehen von Claudia. Ich träumte immer öfter von Claudia. Ich will das mit Claudia erklären. Sie war über ein Jahrhundert zuvor vernichtet worden, und doch fühlte ich ihre Anwesenheit die ganze Zeit, als stünde sie gleich hinter der nächsten Ecke.
    Es war 1794, als ich aus einem sterbenden Waisenkind diesen saftigen kleinen Vampir machte, und sechzig Jahre vergingen, bevor sie sich gegen mich erhob. »Ich bringe dich für immer in deinen Sarg, Vater.«
    Ich schlief damals tatsächlich in einem Sarg. Und es war ein Stück nach der Mode der Zeit, das da aufgeführt wurde, dieser grausige Mordversuch mit sterblichen Opfern, die mit Gift verseucht wurden, um meinen Verstand zu vernebeln, Messer kamen darin vor, die mein weißes Fleisch zerfetzten, und schließlich die Zurücklassung meines scheinbar leblosen Leichnams in den stinkenden Wassern eines Sumpfes abseits der trüben Lichter von New Orleans.
    Na, funktioniert hat es nicht. Es gibt nicht viele sichere Methoden, die Untoten zu töten. Die Sonne, Feuer… Man muß auf totale Vernichtung abzielen. Und schließlich reden wir hier vom Vampir Lestat.
    Claudia bezahlte für dieses Verbrechen, indem sie später von einem bösartigen Zirkel von Bluttrinkern hingerichtet wurde, die im Herzen von Paris, im berüchtigten Theater der Vampire, hausten. Ich hatte gegen die Regeln verstoßen, als ich ein so kleines Kind zur Bluttrinkerin gemacht hatte, und schon aus diesem Grund hätten die Pariser Monster ihr ein Ende bereiten können. Aber auch sie hatte gegen die Regeln verstoßen, indem sie versucht hatte, ihren Schöpfer zu vernichten, und das, so könnte man sagen, war für sie der logische Grund, Claudia ins helle Tageslicht auszusperren, das sie dann zu Asche verbrannte.
    Es ist eine höllische Methode, jemanden hinzurichten, wenn Sie mich fragen, denn diejenigen, die einen aussperren, müssen sich schleunigst in ihre Särge zurückziehen und können nicht einmal mit ansehen, wie die mächtige Sonne ihr grimmiges Urteil vollstreckt. Aber so verfuhren sie mit diesem köstlichen, zarten Geschöpf, das ich mit meinem vampirischen Blut aus einem zerlumpten, schmutzigen Kind in einer heruntergekommenen spanischen Kolonie in der Neuen Welt geformt hatte - damit es meine Freundin sei, meine Schülerin, meine Liebe, meine Muse, meine Jagdgefährtin. Und, ja, meine Tochter.
    Wenn Sie Gespräch mit dem Vampir gelesen haben, dann wissen Sie das alles. Es ist Louis Version von unserer gemeinsamen Zeit. Louis erzählt von seiner Liebe für dieses unser Kind und von seiner Rache an denen, die es vernichtet haben.
    Wenn Sie meine autobiographischen Bücher Der Vampir Lestat und Die Königin der Verdammten gelesen haben, dann wissen Sie auch alles über mich. Sie kennen unsere Geschichte, was immer das wert sein mag - und Geschichte ist nie allzuviel wert -, und Sie wissen, wie wir vor Jahrtausenden entstanden sind und daß wir uns vermehren, indem wir das Blut der Finsternis mit Bedacht weitergeben an Sterbliche, von denen wir uns wünschen, daß sie uns auf der Straße des Teufels begleiten.
    Aber Sie brauchen diese Bücher nicht zu lesen, um dieses hier zu verstehen. Und Sie werden hier auch nicht die Tausende wiederfinden, von denen es in Königin der Verdammten nur so wimmelte. Die

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