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Chronik der Vampire 06 - Armand der Vampir

Chronik der Vampire 06 - Armand der Vampir

Titel: Chronik der Vampire 06 - Armand der Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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Wunsch, meine Gedanken für mich behalten zu dürfen, und meine Gefühle ebenfalls, ohne dass er darin herumstöberte. Mit bemerkenswerter Selbstbeherrschung ignorierte er mich. Dann sagte er:
    »Ja, ich fürchte mich vor dir, ein wenig, aber ich bin auch schrecklich neugierig.«
    »Ach, ich verstehe, das entschuldigt also die Tatsache, dass du mir gefolgt bist?«
    »Ich bin dir nicht gefolgt, Armand«, widersprach er milde. »Ich wohne hier.«
    »Oh, verzeih’«, lenkte ich ein. »Das wusste ich nicht. Ich glaube, ich bin froh darüber. Du wachst über ihn. Er ist nicht allein.« Ich meinte natürlich Lestat. »Alle fürchten sich vor dir«, sagte er ruhig. Er hatte sich ein paar Schritte von mir entfernt aufgebaut und verschränkte, wie es seine Gewohnheit war, lässig die Arme. »Weißt du, das ist schon ein Studienfach, die Sagen und Gewohnheiten der Vampire.«
    »Für mich nicht«, sagte ich.
    »Ja, das ist mir klar«, entgegnete er. »Es war nur so eine Überlegung, ich hoffe, du verzeihst mir. Ich dachte an das Kind dort oben, das, von dem sie behaupten, es sei ermordet worden. Eine gewaltige Geschichte um eine kleine Person. Vielleicht, wenn du etwas mehr Glück hast als die anderen, wirst du den Geist dieses Kindes sehen, dessen Kleider dort oben hinter dem Mauerwerk eingeschlossen sind.«
    »Stört es dich, wenn ich dich betrachte?«, fragte ich. »Ich meine, wenn du schon derart hemmungslos in meinem Geist herumstöbern willst? Wir haben uns ja bereits vorher einmal getroffen - bevor dies alles geschah - Lestat, der Ausflug in den Himmel, dieser Ort hier. Ich habe dich nie richtig begutachtet. Ich war gleichgültig, oder zu höflich, was weiß ich.« Ich war über meine aufgeregten Worte selbst erstaunt. Ich war unausgeglichen, und das lag nicht an David Talbot. »Ich denke gerade an das, was man generell über dich weiß«, sagte ich. »Dass du nicht in deinem jetzigen Körper geboren wurdest, dass du schon ein älterer Mann warst, als Lestat dich kennen lernte, dass dein jetziger Körper einem cleveren Typ gehörte, der mit seiner Seele von einem Menschenkörper zum anderen hüpfen und sich darin einnisten konnte.« Er schenkte mir ein entwaffnendes Lächeln. »Das hat Lestat gesagt«, gab er zurück. »Das hat Lestat geschrieben. Es stimmt natürlich. Das weißt du. Du wusstest es, als wir uns zum ersten Mal trafen.«
    »Drei Nächte waren wir zusammen«, sagte ich. »Und ich habe dich nie ausgefragt. Ich meine, ich habe dir nicht einmal richtig in die Augen geschaut.«
    »Wir hatten damals nur Lestat im Kopf.«
    »Ist das nicht jetzt auch so?«
    »Ich weiß nicht«, sagte er.
    »David Talbot« - ich maß ihn mit einem kühlen Blick - »David Talbot, Generaloberst des Ordens der Psi-Detektive, den man als die Talamasca kennt, wurde in diesen Körper geschleudert, in dem er nun umhergeht.«
    Ich war mir nicht sicher, ob ich etwas schon einmal Gehörtes wiedergab oder ob ich mir, während ich sprach, etwas zusammenreimte. »Er war daran gekettet, gefangen durch unzählige Venenstränge, und wurde durch eine List in einen Vampir verwandelt, als ein unaufhaltsamer, feuriger Blutquell in seinen Körper eindrang, seine Seele in diesen Körper einschloss, und ihn in einen Unsterblichen verwandelte - in einen Mann mit bronzefarbener Haut und dichtem, glänzend schwarzem Haar.«
    »Ich glaube, das hast du ganz richtig wiedergegeben«, sagte er mit duldsamer Artigkeit.
    »Ein gut aussehender Mann«, fuhr ich fort, »Haut wie Karamell, katzengleiche Lässigkeit, goldgesprenkelter Blick - das erinnert mich an all die Dinge, die ich einst als Sterblicher so köstlich fand und die nun nur noch ein Schmelztiegel von Düften für mich sind: Zimt und Nelken, milder Pfeffer und all die anderen roten, und braunen und goldfarbenen Gewürze, deren Düfte mein Hirn kitzeln und mich in erotische Sehnsüchte stürzen, die ich, sind sie einmal geweckt, heute mehr denn je ausleben möchte. Deine Haut muss wie Cashewkerne und zermahlene süße Mandeln duften. Und sie tut’s.«
    Er lachte. »Ich weiß schon, was du meinst.« Ich war über mich selbst empört und fühlte mich für einen Moment ein bisschen niedergeschlagen. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich selbst weiß, was ich meine«, sagte ich entschuldigend. »Das ist doch wohl eindeutig«, sagte er. »Du willst, dass ich dich in Ruhe lasse.«
    Mir fiel diese absurde Widersprüchlichkeit sofort auf. »Hör zu«, flüsterte ich schnell, »ich bin nicht ganz ich selbst. Meine

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