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Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition)

Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition)

Titel: Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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könnten … manche von denen haben verdammt eigenartige Ideen und Methoden. Ich weiß, du wirst mir beistehen, sollte irgendetwas geschehen – auch wenn ich dir noch eine Menge erzählen muss, das dich entsetzen wird …«
    Ich ließ Edward in jener Nacht in einem der Gästezimmer übernachten. Am nächsten Morgen schien er ruhiger zu sein. Wir besprachen einige notwendige Schritte für seinen Wiedereinzug in das Anwesen der Derbys, und ich hoffte, er würde keine unnötige Zeit verlieren und sofort umziehen. Am nächsten Abend besuchte er mich nicht, doch im Laufe der folgenden Wochen sah ich ihn regelmäßig. Wir redeten so wenig wie möglich über sonderbare und unangenehme Dinge, besprachen aber die Renovierung des alten Derby-Hauses und die Reisen, die Edward mit meinem Sohn und mir im folgenden Sommer zu unternehmen versprochen hatte.
    Asenath erwähnten wir so gut wie nie, da ich bemerkt hatte, dass dieses Thema ihn außerordentlich erschreckte. Der Klatsch nahm natürlich überhand, doch das war ja nichts Neues im Zusammenhang mit dem seltsamen Haushalt im alten Crowninshield-Haus. Derbys Bankier ließ in überschwänglicher Stimmung im Miskatonic-Klub eine Bemerkung fallen, die mir gar nicht gefiel – über Schecks, die Edward regelmäßig an einen Moses und eine Abigail Sargent und an eine Eunice Babson in Innsmouth sandte. Es schien, als würden ihn jene Dienstboten mit den schrecklichen Gesichtern erpressen – doch mir hat er die Angelegenheit nie erklärt.
    Ich wünschte den Sommer herbei und die Ferien meines Sohnes, der in Harvard studierte, damit wir Edward nach Europa bringen konnten. Er erholte sich nicht so rasch, wie ich es mir erhofft hatte; in seiner gelegentlichen Heiterkeit lag ein wenig Hysterie, und allzu oft fühlte er sich verängstigt und niedergeschlagen. Das alte Derby-Haus war im Dezember bezugsbereit, doch verschob Edward den Umzug immer wieder. Obwohl er das Crowninshield-Anwesen hasste und auch zu fürchten schien, hielt es ihn zugleich in einem sonderbaren Bann. Er schien einfach nichts herausräumen zu können und ersann jede mögliche Entschuldigung, um den Auszug zu verschieben. Als ich ihn darauf ansprach, schien er darüber verängstigt zu sein.
    Der alte Butler seines Vaters, der mit den anderen Dienstboten wieder eingestellt worden war, erzählte mir eines Tages, dass Edward gelegentlich das Haus und insbesondere den Keller durchsuche und dass ihm das eigenartig und ungesund vorkomme. Ich fragte, ob Asenath wohl Briefe an Edward geschrieben habe, die ihn verstörten, doch der Butler antwortete, es sei keine Post von ihr eingetroffen.
    Es war zur Weihnachtszeit, als Derby eines Abends in meinem Haus zusammenbrach. Ich hatte unsere Unterhaltung gerade auf die für den Sommer geplanten Reisen gelenkt, als er plötzlich schrie und mit einem Ausdruck entsetzlicher Angst vom Stuhl aufsprang – kosmischer Ekel schüttelte ihn, wie ihn nur die Abgründe des Albtraums einem gesunden Geist einflößen können.
    »Mein Hirn! Mein Hirn! Gott, Dan – es zerrt daran – von drüben – hämmert – krallt – diese Teufelin – selbst jetzt – Ephraim – Kamog! Kamog! – Der Schacht der Shoggothen – Iä! Shub-Niggurath! Die Ziege mit den tausend Jungen! …
    Die Flamme – die Flamme – jenseits des Körpers, jenseits des Lebens – in der Erde – oh, Gott! …«
    Ich zerrte ihn auf den Stuhl zurück und flößte ihm etwas Wein ein, während sein Rasen zu dumpfer Apathie verebbte. Er leistete keinen Widerstand, bewegte aber weiterhin die Lippen, als rede er mit sich selbst. Erst jetzt bemerkte ich, dass er versuchte, mit mir zu sprechen, und ich neigte mein Ohr zu seinem Mund und verstand die leisen Worte.
    »– Wieder, wieder – sie versucht es noch mal – ich hätte es ahnen können – nichts kann diese Macht aufhalten; weder der Abstand, noch Magie, noch Tod – es kommt und kommt, meistens in der Nacht – ich kann nicht entkommen – es ist entsetzlich – oh, Gott, Dan, könntest du nur so wie ich fühlen, wie entsetzlich es ist …«
    Nachdem er in eine Betäubung versunken war, legte ich ihm ein Kissen unter, und der Schlaf übermannte ihn. Ich rief keinen Arzt herbei, da ich mir vorstellen konnte, was man über Edwards Geisteszustand sagen würde, und ich wollte der Natur eine Chance lassen, sofern eine Heilung denn möglich war. Er erwachte gegen Mitternacht, und ich brachte ihn im Obergeschoss zu Bett, doch am Morgen war er fort. Er hatte sich still und leise

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